Freund steht auf BDSM - und ich fühle mich minderwertig.
Hallo Joy-Community,gleich vorweg: Ich weiß, dass es für mein Problem kein Patentrezept gibt, dass der Prozess vermutlich jahrelang dauert und ja, ich habe darüber schon häufig, ausführlich und offen mit meinem Freund geredet. Was ich suche, sind Erfahrungen, Denkanstöße und was euch sonst noch einfällt. Was ich nicht suche, sind Vorschläge wie "Trenn dich" oder "lebt doch wieder monogam".
Und noch was: Wer der Meinung ist, dass ich doch nicht rumheulen solle, den bitte ich darum, den Thread zu verlassen. Jeder hat sein Päckchen zu tragen, und das hier ist meins.
Aber nun mal los. Mein Freund und ich haben uns bei JoyClub kennengelernt, sind seit ca. 1,5 Jahren zusammen, lieben uns über alle Maßen und führen eine offene Beziehung. Die Öffnung ging von mir aus und ich habe sie bereits vorgeschlagen, als wir nur locker gevögelt haben, da ich dank seines Profils natürlich direkt sehen konnte, dass er auf BDSM steht (und ich definitiv nicht). Was damals noch ein harmloser Vorschlag zur Güte war, weil ich absolut nicht mag, wenn man seine Vorlieben unterdrücken muss, hat sich sowohl bei ihm als auch mir zu einem unbedingten Wunsch entwickelt.
Ich habe seit der Öffnung bereits ein paar Abenteuer gehabt, alle mit mehr oder weniger großem "Erfolg", und mein Freund ist dahingehend beneidenswert entspannt. Das soll aber nicht Thema sein, denn jetzt kommt aber das Problem, was sich schon im Threadtitel abzeichnet: An der "psychischen Umsetzung" der Öffnung in seine Richtung hapert es bei mir gewaltig. Der Gedanke daran, dass mein Freund etwas mit anderen Frauen auslebt, was ich nicht mal mag, teils sogar verachte oder abartig finde - ja, harte Worte! -, treibt mir heiße Tränen in die Augen. Ironischerweise weiß ich nicht mal genau, worauf er denn so alles steht. Wir haben mal drüber gesprochen und ein paar Dinge sind mir im Gedächtnis geblieben, den Rest hat mein Gehirn vermutlich gnädigerweise verdrängt. (Wenn ich darüber nachdenke, fahren in meinem Kopf sozusagen Peitschen, Andreaskreuze, Anal Hooks etc. und Bilder zu ihrer jeweiligen Anwendung Karussell, die ich dann wegschiebe.) Ein weiteres Problem ist offensichtlich auch meine mangelnde Akzeptanz seiner Vorlieben, und über mein Gefühl, dass ich für ihn oder einen Teil von ihm Verachtung oder Ekel empfinde, bin ich schockiert und von mir selbst angeekelt.
Wohlgemerkt: Da sich die Suche nach einer geeigneten Spielpartnerin sehr schwierig gestaltet, ist dieser "Ernstfall" der Auslebung seinerseits bisher erst einmal vor einem Jahr passiert. Damals hatte ich am selben Abend ein Date mit einem Mann, war dementsprechend abgelenkt, wollte am nächsten Morgen nur zurück zu meinem Freund und hatte danach nur ein paar unangenehme Gedanken an sein erstes BDSM-Date. Die waren nicht schön, aber auch nicht weltbewegend. Sie sind jedenfalls nicht zu vergleichen mit den Gefühlen, die ich seit ein paar Monaten habe: Ich fühle mich mittlerweile richtiggehend minderwertig, sowohl den potenziellen Spielpartnerinnen gegenüber, die ihm alle Wünsche erfüllen könnten (von denen ich ja nicht mal konkret sagen kann oder will, welche es sind!!), als auch ihm gegenüber, der mir zwar alles geben kann, ich ihm aber nicht. Versteht mich nicht falsch, mein Selbstbewusstsein ist abgesehen davon tadellos, teilweise vielleicht sogar zu sehr, aber in dieser Hinsicht ist das Fleisch willig, der Geist aber schwach.
Jetzt könnte man ja meinen, dass ich mich aus Liebe zu ihm zu dieser offenen Beziehung zwinge, dass er und ich einfach nicht zusammenpassen und ich gerade einfach nur unnötig leide. Glaubt mir, dem ist nicht so: Ja, ich will, dass er sich mit anderen Frauen trifft, um seine Vorlieben ausleben zu können. Ich rede mir das nicht ein. Ich kenne mich selbst nun schon seit einigen Jahren und habe wochen- und monatelang in mich hineingehört, und darum weiß ich, dass es nicht ein verzweifelter Wunsch ist, um die Beziehung mit ihm weiterführen zu können (sozusagen "lieber eine offene als eine Beziehung mit unterdrückten Wünschen oder sogar Trennung"), sondern ein brennender Wunsch, der sozusagen tief in mir verwurzelt ist und aus meiner Liebe zu ihm erwächst, so kitschig das jetzt auch klingen mag. Ich will, dass er glücklich ist und sich nichts verkneifen muss.
Seit einiger Zeit drehe ich mich im Kreis. Ich habe das Gefühl, dass ich mein Problem dermaßen "kaputtgedacht und -geredet" habe, dass ich keinen Anfang und kein Ende finde. Es ist konkret und klar umrissen, gleichzeitig aber auch diffus ... und ich werde einfach nicht schlau aus mir. Der Konflikt aus einem starken Wunsch und der Realität macht mich immer wieder hilflos. Ich kann auch keinen Schritt zurücktreten und alles neu aufwickeln. Im Grunde wäre ein Therapeut eine gute Lösung, aber privat bezahlen ist teuer und die Krankenkasse wird sich mit großer Wahrscheinlichkeit weigern, das zu zahlen - und ich kann's ihr nicht verdenken, denn mein Päckchen ist popelig klein im Vergleich zu denen anderer Menschen.
Kommen wir aber mal zum Ende, denn ich befürchte, dass ich mich sonst nur wiederhole.
Was will ich eigentlich?
- Ich will meinen Freund mit all seinen Facetten akzeptieren. Er ist mein Mann fürs Leben und gegen die Tränen beim Gedanken an ein Leben ohne ihn sind die heißen Tränen von vorhin allenfalls lauwarm.
- Ich will mich selbst akzeptieren. Bis zur Beziehung mit ihm war das nie ein Problem.
Was will ich denn nun von euch?
Wie schon eingangs erwähnt, nehme ich alles von Erfahrungen bis Ratschlägen an. Ich will so sehr an mir arbeiten, ich weiß nur absolut nicht mehr, wie ich das anstellen soll.