@sabine: Wann überhaupt HDR
Hallo Sabine,
wenn Du die wirklich tollen Bilder, die hier als Beispiel angeführt sind, ansiehst, siehst Du schon eine Voraussetzung, wann HDR überhaupt Sinn macht: Nich bei dem gleichmäßig und eher kontrastarmen Motiv bei bedecktem Himmel zur Mittagszeit, wo alles in ein diffuses Licht getaucht ist und nur ganz weicht Schatten entstehen, sondern dann, wenn die Beleuchtung mit extremer Helligkeit und tiefdunklen Schatten auftritt. Ein solches Licht ist beispielsweise das Mittagslicht im Süden (wie Du es vielleicht von Aufnahmen aus Fischerdörfern kennst, wo die Häuser weiß und strukturlos erscheinen, weil sie so hell angestrahlt sind von der Sonne, und gleichzeitig die Schatten ein tiefes Schwarz ohne jegliche Zeichnung aufweisen). Damit ist jeder Film und jeder Chip hoffnungslos überfordert, weil der Unterschied zwischen hellster und dunkelster Stelle viel zu groß ist.
Was also tun? Die Lösung hat die HDR-Fotografie geschaffen. Die Idee dahinter ist, Bilder auf die verschiedenen Helligkeitsstufen in einem Bild (als Beispiel mal Schwarz, Weiß und ein mittleres Grau) zu optimieren. Du musst Dir das so vorstellen, dass Du eine weiße Fläche so fotografierst, dass sie optimal im Bild erschein, dann eine Belichtung für die schwarze Fläche suchst, die ebenfalls ein optimales Bild gibt und dann das selbe mit der grauen Fläche machst. Die Software (wie Photomatix) nimmt jetzt aus jedem dieser Bilder den optimal belichteten Teil und baut ihn in einem einzigen Bild zusammen. Tonemapping erledigt den Rest und bringt das Bild in einen Zustand, dass alles am Monitor oder beim Druck sichtbar wird. Ich verwende die HDR-Fotografie vor allem im Rahmen meiner Berichte aus Industrieanlagen, in denen meist sehr schlechtes/extrem kontrastreiches Licht in den Werkshallen herrscht, um die optimalen Farbumfang zu erhalten.
Da Du nicht schreibst, welche Kamera Du hast: Wenn Du eine sogenannte Kompaktkamera hast, ist die Erstellung von den richtigen Einzelaufnahmen etwas schwieriger. Bei einer DSLR erlaubt meist schon die Belichtungskorrektur von 1..3 Blendenstufen über- oder Unterbelichtung die richtigen Teilbilder (immer vorausgesetzt, ein Stativ und ein (relativ) statisches Motiv). Ein kleiner Tip noch: Lass die Blende konstant, d. h. immer auf den gleichen Wert und variiere die Belichtungszeit und nicht umgekehrt, weil sich mit der Änderung der Blende die Fokussierung und der Schärfentiefebereich ändert und daher Bilder schon so etwas an Schärfe einbüßen. Bei sehr kontrastreichen Motiven (z. B. Gebäude/Denkmäler im Gegenlicht) habe ich aber auch schon die Erfahrung gemacht, dass nur noch eine vollmanuelle Einstellung hilft, um alle Tonwertbereiche voll abzudecken - sprich: Der Kontrast zwischen hellster und dunkelster Stelle hat mehr als 5 Blendenstufen.
Artefakte wie schwarze Schatten oder Punkte liegen meist an bewegten Motiven (z. B. Schatten von Mobiles wie in Deiner Aufnahme). Da hilft nur die manuelle Nachbearbeitung, wenn vom Motiv her möglich.
Der Rest ist dann Handwerk an der Software.
Vielleicht hat das ja etwas zum Grundverständnis beigetragen und hilft Dir ein bisschen.
Lieben gruß
A thousand sins