@TE
Ich kann mir nicht helfen. Für mich reitest Du zuviel auf dem Wort "Verzicht" herum und ich werde jetzt, nachdem einige Seiten bereits gefüllt wurden, das Gefühl nicht los, dass Du auf DIE eine Antwort eines monogam veranlagten Menschen wartest, der tatsächlich in seiner Beziehung verzichtet (verzichten muss) und dieses als sehr negativ empfindest - um dann genau da reinzugrätschen und Dir Deine Bestätigung zu holen, dass Monogamie tatsächlich Mist ist.
Ich habe mal ein paar Sätze aus Deinem Profil kopiert:
Ich habe gar kein Auto. Kein Bedauern. Ich darf auch fahren (dürfte sogar LKW mit Anhänger fahren - Danke Bundeswehr). Ich fahr sogar gerne - auch schnell. Geschwindigkeitsbegrenzungen halte ich eisern ein - besonders, wenn sie aufgehoben sind. Ich will damit auch nicht die Umwelt retten (auch wenn es dabei garantiert hilft). Es ist eine ganz bewusste Entscheidung. Seit jetzt 4 Jahren. Bisher hab ich mit ÖPNV und Fahrrad noch immer ans Ziel gefunden. Es spart einfach verdammt viel Geld. Dafür gehe ich lieber aus, bastel an Elektronik oder gebe es für mich aus und nicht dass eine Tonne Blech vor sich hinrostet.
Für mich liest sich das so: Du verzichtest aus Liebe zu Deinem Geldbeutel auf ein Auto. Dir scheint es dabei aber nicht schlecht zu gehen d. h. der Verzicht auf eine Sache beschert Dir auf anderer Seite wieder einen Gewinn.
Warum nicht mal die Denkweise verändern und sich fragen, ob nicht ein Verzicht durchaus auch einen Gewinn an anderer Stelle darstellen kann?
In meiner damaligen Ehe haben mein Ex-Mann und ich vor der Entscheidung gestanden, ob er für zwei Jahre beruflich ins weit entfernte Ausland gehen soll. Es wurde nicht vom Arbeitgeber angeordnet sondern lag in seinem eigenen Wunsch begründet, nochmal "Luftveränderung" schnuppern zu können. Er fühlte sich zu der Zeit beruflich und privat nicht wohl und hat sich massiv mit diesem Gedanken auseinandergesetzt.
Hätte ich es ihm verbieten und ihn damit noch unglücklicher machen sollen? Ich wusste, dann ist unsere Ehe sowieso in Gefahr. Zu keiner Zeit habe ich gezögert und ihm Mut gemacht, die Gespräche mit seinem Arbeitgeber zu führen. Parallel dazu musste ich mich aber auch mit der Situation auseinandersetzen, zwei Jahre lang alleinerziehende Mutter von zwei Grundschulkindern und zusätzlich noch Strohwitwe zu sein.
Mein Ex wäre nur alle paar Wochen nach Hause gekommen um dann wieder für mehrere Wochen im Ausland zu arbeiten. Mein Alltag hätte weitestgehend ohne ihn stattgefunden, spontane Entscheidungen bezüglich der Kids hätte ich alleine treffen müssen. Meine eigene Freizeit wäre aufgrund der Kids stark eingeschränkt gewesen, Wochenenden hätten auf dem Sofa stattgefunden statt spätwerdende Abende bei Freunden zu genießen.
Dennoch habe ich einen Sinn darin gesehen, nämlich am Ende sagen zu können, dass ich den Alltag zwei Jahre und mit zwei kleinen Kindern geschafft hätte. Das hätte mein Selbstwertgefühl extrem gestärkt und mein Mann wäre nach dieser Zeit nach Hause gekommen, der glücklich und dankbar gewesen wäre, diese Zeit im Ausland auch für sich als persönlich sehr wertvolle Erfahrung erleben zu können.
"Verzicht aus Liebe"? Ganz klar in meinem Fall, ja...und immer wieder gerne. Weil Beide daran wachsen können.
Der Auslandsaufenthalt konnte dann leider doch nicht stattfinden, weil ihm der Arbeitgeber nach seiner Rückkehr nicht den alten Arbeitsplatz wieder hätte anbieten können und dann seine berufliche Zukunft ungewiss gewesen wäre. Also hat mein Ex aus Liebe für seine Kinder und mich darauf verzichtet.
Liebe ist Geben und Nehmen. Mal nimmt der Eine mehr, mal der Andere. Solange es sich immer irgendwie im Gleichklang befindet und Beide bereit sind Lösungen herbeizuführen, hat das nichts mit Verzicht zu tun.
wicked_me hat etwas für mich sehr Zutreffendes geschrieben:
Das Einzige, was ich wirklich bedenklich finde, sind die seltsame, einer postmodernen Überflussgesellschaft entsprungene Idee, immer alles haben zu können und auf nichts verzichten zu müssen und die diffuse Angst, irgendetwas zu verpassen.
So sehe ich das auch. Es scheint zu einfach geworden zu sein: kann mir mein Partner etwas nicht bieten, suche ich mein Glück in einem zusätzlichen, der aber wieder andere Macken hat, weswegen ich mir dann noch Nummer drei und vier suche. Einfach nur traurig wie dann deklariert wird, wie toll dieses Leben ist doch ist....selbstbestimmt frei zu sein. Hört man dann aber mal genauer hin, wollen genau diese Menschen auch nichts anderes, als mit DEM einen Menschen gemütliche Kuschelabende im Schlabberlook auf dem Sofa zu verbringen, täglich mit diesem einen morgens aufzuwachen und abends einzuschlafen.
Ich kann nicht alles im Leben haben und schon gar nicht hier, jetzt heute und sofort.
Beziehung ist Arbeit....für mich bedeutet das auch das hier so ungeliebte Wort "Kampf", denn wenn mir etwas wirklich wichtig ist, kämpfe ich auch darum...egal ob um meinen Arbeitsplatz oder meine Liebe.
Das heißt aber nicht, mich aufzuopfern und mich dauerhaft (für immer) fremdbestimmen zu lassen und dann an etwas festzuhalten, was wahrscheinlich eh in die Hose gehen wird. Das kann dann notfalls auch zur Trennung führen....aber eben nach diesem "Kampf" und schon gar nicht hier, jetzt, heute und sofort.