@BICINUM
(wicked_me:
Wenn in einer monogam angelegten Beziehung einer der Partner die sexuelle Exklusivität plötzlich als einen Verzicht auf andere Partner empfindet, ist das ein Problem.)
Ja, aber warum wird es plötzlich zum Verzicht? Was hat sich verändert, das es zum Verzicht wurde? Und warum hat dies sich verändert?
Wenn in einer monogam angelegten Beziehung einer der Partner die sexuelle Exklusivität plötzlich als einen Verzicht auf andere Partner empfindet, ist das ein Problem.)
Ja, aber warum wird es plötzlich zum Verzicht? Was hat sich verändert, das es zum Verzicht wurde? Und warum hat dies sich verändert?
Ach, was weiß ich denn!
Die kurze Antwort ist m.E.:
Es gibt ein Spannungsfeld zwischen dem Wunsch begehrt und umworben zu werden und dem Bedürfnis nach Stabilität und Kontinuität. Das Gras auf der anderen Seite des Zauns erscheint bekanntlich oft grüner und was man erst einmal hat, verliert scheinbar oft an Wert.
Man kann sich einerseits einen Partner wünschen, der auch das zerrupfte Elend, das man morgens aus dem Bett ins Bad schleppt, liebevoll betrachtet und es diesem Partner andererseits übel nehmen, dass er/sie einen nicht mit derselben Gier betrachtet, wie der Kollege/die Kollegin der/die einen immer nur im Bestzustand zu sehen bekommt.
Man kann sich einerseits jemanden wünschen, der einen mit allen Macken und Fehlern akzeptiert und dann das Gefühl angekommen zu sein plötzlich als ein Fehlen von Spannung empfinden.
Diese Grundproblematik wird zu dieser Zeit und an diesem Ort der Welt nicht geringer.
Wir sind alle ziemlich "satt". Alle Grundbedürfnisse sind befriedigt, Selbstverwirklichung ist das höchste Ziel und die permanente Gier nach mehr wird akzeptiert, wenn man sie "Hedonismus" nennt.
Zufrieden sein ist ziemlich out.
Schaut euch doch an, wie negativ wir alle den Begriff "Verzicht" bewerten. Verzicht wird nicht als die Stärke angesehen, Impulskontrolle auszuüben, Prioritäten zu setzen oder sich zu entscheiden, sondern als die Schwäche, nicht alles einzufordern, was man eventuell haben könnte.
Eine Vielzahl an Möglichkeiten kann eben auch zu der latenten Sorge führen, etwas zu verpassen, wenn man nicht alle ausschöpft.
Darf ich mit meinem Job zufrieden sein, obwohl ich noch Aufstiegsmöglichkeiten hätte? Fehlt es mir dann nicht an Ehrgeiz?
Darf ich einen ordinären Orangensaft trinken, obwohl ich auch den Grünkohl-Goji Supersmoothie mit Chia-Topping bestellen könnte?
Verspiele ich womöglich meine Chance auf ewige Jugend und Schönheit?
Darf mir ein Partner ausreichen, obwohl auch polyamore Beziehungen oder völlig bindungsloses Rumgevögele gesellschaftlich akzeptiert werden? Entgeht mir da was?