Je näher wir dem "Marzipantor" kamen, desto lieber hätte
ich mich verkrümelt.
Dann habe ich Paul dort aber natürlich die Wahrheit gesagt.
"Das Tor ist garnicht aus Marzipan.
Ich habe es nur schon als Kind so genannt, weil ich mir den Begriff Holstentor nicht merken konnte. So heißt es nämlich richtig."
Paulchen nahm mir das zum Glück nicht übel, da er ohnehin bis obenhin satt war.
"Aber, dass es schief ist, stimmt wirklich", sagte er, während er sich das Tor genauer ansah.
"Das ist wirklich ganz schön schief!" sagte er staunend.
"Und echt riesig!"
"Das Tor war von Anfang an so schief", erzählte ich ihm, "weil der Untergrund unter dem Riesengewicht abgesackt ist. Beinahe hätte es dieses Tor auch garnicht mehr gegeben. Im Senat der Stadt wurde vor etwa 160 Jahren darüber abgestimmt, ob das Tor abgerissen wird. Durch zwei Stimmen Mehrheit blieb es dann zum Glück erhalten, wurde das Wahrzeichen der Stadt und lockt so immer noch ganz viele Touristen nach Lübeck."
(´Und das Lübecker Marzipan auch`, verkniff ich mir zu sagen, denn Paul schien das für den Moment vergessen zu haben.
)
Dann machten wir noch einen langen Spaziergang durch die Lübecker Altstadt mit den typischen Giebelhäusern, wie z. B. in der Engelsgrube, die zur Jakobikirche hinaufführt. Der Name hat allerdings nichts mit Engeln zu tun, sondern rührte daher, dass am unteren Ende der Straße im Hafen die Schiffe lagen, die Richtung England fuhren.
Ich zeigte ihm die typischen Backsteinhäuser
das Rathaus
und die dazugehörigen Arkaden.
Zum Schluss sahen wir uns noch die Türme an, für deren Silhouette die Stadt bekannt ist und die schon von weit weg gesehen werden können, da die Stadt auf einem Hügel gebaut ist.
Die Petrikirche und der Dom (nein, nicht der mit der Peitsche
)
und im Abendlicht über die Wakenitz hinweg die Türme der Marienkirche und den Jakobikirchturm.
St. Aegidien war von hier aus nicht zu sehen. Paul nahm erst mal ein Bad und kam plötzlich wie angestochen aus dem Wasser geschossen. Nach seiner Beschreibung war er wohl vor einem Hecht ausgerissen, der mindestens fünf Meter lang gewesen sein musste.
Auf dem Heimweg zeigte ich Paul noch eine kleine Besonderheit der Lübecker Backsteinmauern. Bei der Ziegelherstellung wurden die geformten, noch nassen Ziegel mit dem Stempel desjenigen versehen, der sie gemacht hatte. Danach wurden sie zum Trocknen ausgelegt, so dass es oft vorkam, dass irgendwelche Tiere darüberliefen und ihre Spuren hinterließen. Die kann man heute noch sehen.
Und damit gingen wir dann endgültig heim nach diesem langen Tag.