Mit Männern nicht
Hallo Giftzwerg,
ich mag es sehr, meine jeweilige Partnerin genießen zu sehen, ihr genau die Gefühle und Erlebnisse zu vermitteln, bzw. zu ermöglichen, die sie sich wünscht und die ihr gut tun. Obwohl weder dominant, noch devot veranlagt, sind daher bei und mit mir bis auf wenige Ausnahmen alle Variationen möglich. Für mich ist BDSM, ob in der Rolle des Top oder des Botton, daher eher ein wunderschönes Spiel als echte Neigung.
Trotzdem fühle ich mich mal berufen, auf deine Frage zu antworten.
Vor etlichen Jahren kam in unserem (braven) Spielekreis aus irgendwelchen Gründen zufällig das Thema ‚Anal’ auf. Dabei blieb es eigentlich bei den Basisstatements im Sinne „Niemals“, bzw. „Toll, sollte man unbedingt einmal ausprobiert haben“. Letztere Meinung wurde offen von meiner damaligen Partnerin und mir vertreten. Damit war das Thema eigentlich auch schon vom Tisch. Allerdings, so reimten wir es uns später jedenfalls zusammen, fuhr einer der Spielpartner danach zu seiner Freundin und probierte es mit ihr aus. Wahrscheinlich, ohne sich dabei wirklich mit dem Thema oder mit ihrer Meinung dazu beschäftigt zu haben.
Am nächsten Tag ein kurzer erboster Anruf von Frau zu Frau, welchen verdammten Floh wir ihm denn da ins Ohr gesetzt hätten. Das Paar zog sich komplett aus dem Kreis zurück.
Seither rede ich mit, bzw. im Beisein von Männern überhaupt nicht mehr über sexuelle Vorlieben und Erlebnisse.
Mit meinem besten Freund und Boxpartner kann man z. B. wirklich Pferde stehlen. Über sonderliches Fingerspitzengefühl allerdings verfügt er schon im Alltag nicht.
Wenn ich ihm also erklären würde, wie schön und genussvoll es für Beide sein kann, einen Po mit einer zarten, ggfs auch intensiven Röte zu verzieren, Atemkontrolle auszuüben; überhaupt Lustschmerz zu vermitteln, bzw. den Körper einer Frau zu beherrschen, so würde ich seine Partnerin, die zu meinen besten Freundinnen zählt, einer Gefahr aussetzen.
Ihre Vorlieben sind mir bekannt. Da Schmerz nicht dazu gehört, müsste sie seine ggfs. durch das Gespräch mit mir geweckten Vorlieben ablehnen = Frust für Beide.
Oder sie ließe sich denn halt doch irgendwann überreden, was nach meiner Einschätzung zu einem einmaligen, dafür wahrhaft schmerzhaften Erlebnis führen würde.
Kurz – mit meinem besten Freund würde ich definitiv nicht über SM Techniken sprechen.
Und dafür, dass auch ich mich (auf Wunsch) in die devote Rolle begebe, mir Schmerz zufügen lasse, hätte er überhaupt kein Verständnis.
Mit Frauen hingegen spreche ich, so sie denn von sich aus mit dem Thema anfangen, sehr gerne über Sex. Wobei ich mir schon sehr genau ihre Intention anschaue. Geht es ihnen nur ums „Da habe ich was zum tratschen“ bleibe ich je nach Person entweder einsilbig oder schocke.
Ebenfalls vor etlichen Jahren hatte ich ein sehr amüsantes Erlebnis, das später zu einer langen Freundschaft führen sollte.
In meinem damaligen Team herrschte ein sehr kollegiales, offenes Verhältnis.
Es war die Zeit, als die Videorekorder aufkamen. Pornos kursierten bei Männlein wie Weiblein und irgendwann brachte jemand einen SM Streifen mit. Verschiedenste Reaktionen zum Thema, es entstand eine Diskussion, in der quasi alle Meinungen vertreten waren.
Einer der Kollegen vertrat denn auch vehement die Meinung, jeder der DAS praktiziere sei pervers, übte sich in allen möglichen Vorurteilen. Als er denn noch meinte, Botton würde grundsätzlich mit Lederutensilien fixiert, nahm ich mir ein Stück Paketkordel, knüpfte eine doppelte Schiebeschlinge, mit der ich zwei Stifte ‚fesselte’ und überreichte ihm mit den Worten (sinngemäß)„Leder braucht es nicht“ das ganze. Allgemeine Heiterkeit.
Einige Tage später kam eine der dabei anwesenden Kolleginnen zu mir, legte die noch immer ‚gefesselten’ Stifte auf meinen Tisch und fragte, ob ich BDSM praktizieren würde, und ihr da einige Fragen beantworten könnte. In diesem und folgenden Gesprächen ging es nicht um Anmache oder Dirty Talk, sondern schlicht und einfach um unausgelebte Wünsche und Fantasien, Ängste, sowie ganz sachlich Techniken, Gefahren, etc.
Daraus entwickelte sich eine intensive, vertraute, aber nie körperlich intime Freundschaft.
Derzeit gibt es in meinem Leben vier Frauen, mit denen ich auch übers Thema Nr. 1, von Vanilla bis BDSM, rede, bzw. reden würde.
Eine wirklich beste Freundin, im Sinne über alles, wirklich alles, Reden, habe ich derzeit nicht. Liegt aber schlicht daran, dass sie vor einigen Monaten zu meiner Partnerin geworden ist.
LG,
albu