Also ich lese das Thema hier ja immernoch mit großem Interesse mit.
Was mir aber immer wieder auffällt und sich hier ja auch schon seit Beginn des Themas wie ein roter Faden durch den Fred zieht ist, dass viele unter ihrer HS zu leiden scheinen.
Von beklemmenden Gefühlen bei bestimmten Gerüchen oder Eindrücken, über Probleme mit der restlichen Umwelt bis hin zu totaler Überforderung des Wahrgenommenen war eigentlich schon alles dabei.
Nunja, da ja auch danach gefragt wurde, wie man evtl. das Leiden, welches bei einigen ja offenbar mit der HS übereinkommt, abzustellen oder zu mindern, hab ich mir mal Gedanken gemacht, die ich Euch jetzt einfach mal schrieben möchte.
Vorab möchte ich feststellen, dass
ich Empfindsamkeit und Empfindlichkeit für mein gesamtes, nachfolgendes Postings wie folgt definiere:
EmpfindSAMTKEIT = erhöhtes wahrnehmen von Eindrücken (Klängen, Gerüchen, visuellen Reizen, ...), wie auch erhöhtes wahrnehmen von Gefühlen.
EmpfindLICHKIET = überbewerten von Wahrgenommenen, gepaart mit der Eigenschaft aus einer Mücke einen Elefanten zu machen.
Wie ich schon in meinem ersten Beitrag hier geschrieben habe, bin ich der Ansicht, dass EmpfindSAMKEIT eine wundervolle Eigenschaft ist, um die sich wirklich jeder der HS´ler beneiden lassen darf, EmpfindLICHKEIT hingegen in meinen Augen aber schlicht ein nicht-notwendiges Übel ist, welches einfach nur Leiden schafft, meistens beim Empfindlichen selbst.
Was mir aufgefallen ist, ist dass es sich bei vielen so anliest, als würden sie - wenn sie sich in irgendeiner Situation befinden - das Wahrgenommene nicht nur einfach wahrnehmen, sondern sich, nachdem sie es wahrgenommen haben, ganz besonders darauf konzentrieren, einen besonderen Fokus darauf werfen und das eigentliche Geschehen, die eigentliche Situation eher ausblenden oder zumindest komplett hinten anstellen.
Irgendwer schrieb, dass es ihm oftmals so gehe, dass er in einer Situation, in welcher ein bestimmter, sehr starker Geruch wahrzunehmen ist, nach einiger Zeit einen Kloß im Hals bekäme und aus der Situation raus müsse. Viele andere schrieben ähnliches, nur vielleicht nicht gerade mit Gerüchen, aber vom Tenor her halt ähnlich.
Wie ich selbst ja auch schon geschrieben habe, bin auch ich in der Lage sehr schnell, auch sehr leichte Reize wahrzunehmen. Allerdings habe ich festgestellt, dass ich die wahrgenommenen Reize als viel intensiver wahrnehme, je mehr ich mich auf sie konzentriere.
Eine Möglichkeit ist hier natürlich einfach zu versuchen die Ursache des Reizes abzustellen und damit dem Reiz ansich auch. Falls das aber nicht möglich ist, würde ich denjenigen, die mit bestimmtem Wahrgenommenen solche Probleme haben, dass sie z.B. nicht mehr weiter arbeiten können, ein Treffen mit Freunden absagen müssen, oder so, raten, dass sie das Wahrgenommen zwar durchaus wahrnehmen, aber dann den Fokus wieder auf das eigentliche Geschehen wenden sollten. Das erspart einem nämlich das Überbewerten von Reizen und damit auch eventuelle Panikattacken, Überreizungen, oder ähnliches. Dieses besonders auf den Reiz konzentrieren lässt einem nämlich tatsächlich das Wahrgenommene deutlich extremer erscheinen als es eigentlich ist und schafft damit natürlich im schlimmsten Falle Leiden, welches gar nicht nötig wäre. Und letzendendes erspart es einem - sofern einen das stört - natürlich auch blöde Kommentare und Blicke anderer.
Und da wären wir gleich beim nächsten Thema. Aus einigen Postings klang immer wieder raus, dass sie unbedingt "normal" sein wollten. Hier sollte vielleicht erstmal geklärt werden, was "normal" ist. Normal kommt von "der Norm entsprechend", was wiederum von "dem Mittelwert entsprechend" kommt und nichts anderes bedeutet als zum Durchschnitt zu gehören. Und da frage ich mich: Warum wollen einige unbedingt zum Durchschnitt gehören, anstatt auf ihre Besonderheit stolz zu sein? Warum wird nicht mit stolz gesagt: Ich kann Dinge wahrnehmen, die andere gar nicht wahrnehmen! Und bevor jetzt kommt "Du weißt ja gar nicht, wie es ist immer ausgegrenzt zu werden oder immer anders zu sein oder ähnliches" - doch, das weiß ich nur zu gut, zumindest das immer anders sein und nie so wirklich dazu zugehören, sondern eher immer am Rand zu stehen. Ich hab nämlich zufällig meine gesamte Jugend am Rand sämtlicher Gruppen verbracht, weil ich da schon immer anders war, mich nie wie alle gekleidet habe, mich nie der gängigen Meinung angeschlossen habe, schon immer etwas direkter, unverblühmter und offener war als alle anderen. Und auch heute habe ich nur sehr wenige Freunde, weil viele mit diesen Eigenschaften nicht können. Ja na und? Es stört mich nicht, denn ich bin stolz drauf was Besonderes zu sein. Davon ab sind mir ein paar wirkliche Freunde tausendmal lieber als ein Haufen Pseudofreunde. Also warum fangt Ihr - die mit Eurer Besonderheit ein Problem habt - nicht endlich an stolz darauf zu sein? Hier sei vielleicht auch angemerkt, dass ich z.B. keineswegs ein Problem mit Menschen habe, die hyperempfindsam sind, sondern lediglich mit Menschen, die hyperempfindlich sind, weil diese Empfindlichkeit aus einer Mücke einen Elefanten macht, was einfach nicht nötig wäre und wirklich völlig übertrieben ist - und das nervt einfach. Und ich könnte mir denken, dass es auch eher das ist, was bei anderen auch eher zu dieser "Ablehnung" wie es einige schrieben, beiträgt.
Nun, das sind so meine Gedanken dazu.
Vielleicht wollen mich nach diesem Posting nun einige am liebsten foltern, vielleicht löschen sich auch welche aus meiner Freundschaftsliste, vielleicht bekomme ich nun auch Empörungsmails, wie ich auch immer, es sind meine Gedanken, die muss keiner teilen, aber vielleicht schaffen sie auch ein wenig Licht im Dunkel einiger Betroffener, wer weiß.