Ja
Für mich definitiv ein wichtiger Bestandteil, wobei ich glaube, dass das Hauptproblem dieses Threads (wie so viele ähnliche, vor allem bei Gewichts-/Sportlich-/Mollig-Diskussionen) darin liegt, dass im Vorfeld nicht genau definiert wurde, was Bildung, Intelligenz, Empathie usw. bedeutet (oder aber Menschen werfen sie klassischerweise hin und her, wie es halt grade passt und sich richtig "anfühlt").
Wo wir schon beim Fühlen sind:
Ich unterscheide zwischen Bildung und Intelligenz. Bildung ist das angesammelte Wissen, Intelligenz die Fähigkeit, sie zu nutzen, Dinge zu verknüpfen, ein Netz zu weben. Abstraktionsfähigkeit/-vermögen.
Bildung finde ich sehr wichtig; ich tu mich sehr sehr schwer damit, mich mit jemandem zu unterhalten, der England nicht auf der Karte finden kann oder nicht weiss, was ein Atom ist. Bildung sollte möglichst vielfältig sein und einen in die Lage versetzen, (neue) Informationen einzuordnen. Logischerweise hat jeder da unterschiedliche Schwerpunkte, der eine mehr im künstlerischen, der andere mehr im sozialwissenschaftlichen, pädagogischen, geschichtlichen, naturwissenschaftlichen, wirschaftlichen, politischen, philosophischen, literarischen, musischen oder sonstigen Bereich, aber eine gute
ÜBERSICHT über all diese unterschiedlichen Felder halte ich für sauwichtig - vor allem in einer Demokratie, die funktionieren soll.
Die Beispiele, die hier immer mal wieder gegeben wurden, waren oft die von Spezialwissen, wo er/sie ein Crack war (Die Assistenzärztin mit dem Faible für Herzen z.B.), aber sonst langweilig. Das ist keine Bildung. Jeder Autonarr oder Spielenerd oder Briefmarkensammler kann in seinem kleinen Gebiet unfassbar wissend sein - gebildet ist er alleine deshalb nicht.
Wie gesagt, sie ist fürs Einordnen sehr wichtig. Aber NOCH wichtiger als Bildung halte ich Neugier und Offenheit (in großen Grenzen, aber jetzt nicht für ALLES offen von wegen die klassische "es könnte ja auch Feen und Drachen geben, die-Wissenschaft-kann-nicht-alles-erklären-also-kann-ich-behaupten-was-ich-will-Offenheit
) und, das habe ich mittlerweile gelernt, eine gewisse Form von "Herzbildung" oder Empathie oder wie auch immer man das nennen mag. Weisheit? Ich schätze das Menschenbild der Aufklärung da ungemein: Sapere aude. Wage es, dich deinen eigenen Verstandes zu bedienen, übernimm nicht fraglos Wissen, wisse, warum du weisst. Ständige Reflektion darüber, auch über sich selbst und seine Taten/Gedanken: DAS schätze ich an Menschen sehr.
Ich erinnere mich an ein Gespräch, das ich mit ~19 rum mit einem gleichaltrigen Bäckergesellen hatte: Er war ganz offensichtlich sowohl ungebildeter als auch weniger intelligent als ich. Aber er war so dermaßen neugierig, hatte kein Problem damit, weniger zu wissen und einfach zu fragen, wenn er was nicht richtig kapiert hat und hat bei Antworten meinerseits mit den wenigen Informationen, die er hatte, sovieles richtiges abgeleitet und daraufhin neue Fragen gestellt und sich zT selbst beantwortet: Er hat meinen Respekt sehr schnell gehabt. Es war wie ein Ping-Pong Spiel mit jemandem, der keine Angst davor hatte, das Spiel zu spielen, auch wenn er nicht so begabt war. Herrlich.
(Etwas Ähnliches, wenn auch im Sportbereich, hatte ich mal mit nem Kollegen meines besten Freundes: Gruppenleiter in der Krebsforschung, Ende 30/Anfang 40, Typ "ich mach eher selten Sport"-pummelig, hat sich beim Hallenkick ins Tor gestellt, von Fußball nicht viel Ahnung. Nach ner Stunde erste Pause und dann mal eben kurz gesagt, was er meint, was in unserer Mannschaft schiefläuft, aber immer mit dem Zusatz "ich kenn mich mit Fußball nicht so aus, aber xyz könnte ein Fehler von uns sein". Alles war ganz oder in Teilen richtig. Abstraktionsfähigkeit par excellence). Auch hier ohne Angst mitgespielt.