Liebe Geblendete, Deine Gedanken und Empfindungen sind durchaus anrührend und einen kurzen Augenblick gucken die meisten Männer wohl auch betreten dumm aus der Wäsche. Hab ich auch einen Moment lang. Ehrlich! Dann habe ich aber mal kurz in meinem Schatzkästchen gekramt und ein paar Erinnerungen hervorgeholt. Die Summe meiner Eindrücke möchte ich Deiner Wahrnehmung gegenüberstellen:
Meistens trifft einen die Liebe doch völlig unvorbereitet. Sie trifft Dich (oder besser mich) wie der Blitz und ich bin wie vom Donner gerührt. Hypnotisiert, paralysiert geradezu. Des klaren Denkens unfähig. Gefangen, berührt und verzaubert. Nach ein paar Tagen, wenn ich endlich wieder zum ersten Mal von meinem Krankenlager aufstehen kann und sich auch die Mienen von Freunden, Eltern und Ärzten erhellen und mir signalisieren, ich befände mich auf dem Wege der Besserung, versuche ich meine Eindrücke zu verarbeiten. Dann bin ich unschlüssig. Hin und her gerissen. Einzel oder Doppel? Vielleicht hat auch meine Kindergartenfreundin endlich erkannt, dass ich inzwischen ein Mann geworden bin. Immerhin habe ich mit der schon im Wald Weitpinkeln geübt, gegen die Hohlpfosten aus der Nachbarschaft hatte sie an meiner Seite gestanden und mir ein Küsschen auf die Wange gedrückt, wenn sie mich mal wieder besonders lieb hatte.
Und noch während ich dahinzusiechen glaube, klingelt mein Handy SOS: "Ich denk an Dich!", "Ich liebe Dich!", "Hast Du Lust zu telefonieren?", "Ich hätte jetzt Zeit zu telefonieren.", "Ich liebe Dich sehr und muss ständig an Dich denken. Gerne würde ich jetzt Deine Stimme hören.", "Liebst Du mich?", "Hallo? Ist wer zu Hause?", "Dann eben nicht!", "Du verarscht mich ja bloß!", "Zum Ficken war ich Dir gut genug. Dafür bin ich mir aber zu schade!"... Darauf folgt noch eine 10-seitige e-Mail, in der ich mir erkärt werde...und plötzlich zischen mich ihre Freundinnen an, tuscheln in meinem Rücken und werfen mir heimlich böse Blicke zu... und so.
Mädelz, dieser Fisch hat sich dann gelutscht. Ich habe keinen Bock auf diesen Terror. Ich hoffe und wünsche, etwas zu gewinnen, sehe aber, dass ich verlieren werde. Und wozu soll ich die neue Lage noch in epischer Breite erläutern, wenn ich weiterhin fürchten muss, dann noch hysterisch angezickt zu werden? Ne, entspricht nicht meinem Stil und wohl offenbar auch nicht dem der meisten Männer.
Das Blöde am Geblendetwordensein ist, dass man hinterher nicht mehr richtig sehen kann. So scheint es den durch Blender Geblendeten hier auch zu gehen.