Über die Normativität habe ich heute auch nachgedacht. Ich hatte auch eine Thread "Sex mit Behinderung" gelesen und festgestellt, das Sex mit Behinderung Ja/nein oder Intimbehaarung/Rasur gar nicht soweit voneinander weg ist, wie es auf den ersten Blick wirkt.
Beide drücken unsere Präferenz zum Normativen aus. Zumindestens zu dem, was wir für Normativ halten. Und der Bereich des Normativen wird umso schmaler umsomehr wir uns etwas von dem Anderen erhoffen bzw. von ihm erwarten. Je mehr Sex als Instrument der Begegnung und nicht als Ausdruck einer Mangelbeseiteigung (Befriedigung) verstanden wird, umso breiter wird dieser Bereich. Dabei sind beide Extreme nicht gesund, entweder ist zuviel Egoismus, oder das Zuviel an Altruismus schadet uns.
Ich habe auch Präferenzen, die ich aber allesamt über Bord werfen kann, wenn die Begegnung wichtiger ist als der Akt der Befriedigung. Ich kenne es, das ich etwas für "ästhetisch ungünstig" halte, ich kenne aber auch das ich diese "ästhetischen Unstimmigkeiten" einfach ausschalten kann- weil es in dem Moment wichtig ist. Daher bin ich immer etwas schräg drauf, wenn die eigene Präferenz so stark in den Vordergrund gerückt wird, und dies auch noch mit Argumenten (z.Bsp. Hygiene), die die jeweils andere Präfenz in den Bereich des Abnormalen drückt. Solche Tendenzen gibt es in allen Bereichen der Sexualität, auch in Bezug auf Vanilla/BDSM.
Es ist schwierig die eigene Präferenz ohne den Hang zum Absoluten zu kommunizieren. Aber wenn es mit absoluten Argumenten (Meins ist hygienisch, logischerweise ist deine Präferenz unhygienisch) geführt wird, kann es nur zu einer radikalisierung der Seiten kommen (psychologischher Fachbegriff: Kollusion/ kollusive Strategie ).
Auch wenn es hier so wirkt, ich hab nix gegen Rasur. Ich habs schon mal ausprobiert und ich bin nicht allergisch dagegen um es ernut mal auszuprobieren. Aber ich mag nicht die Art wie die Rasur zuweilen legitimiert werden soll. Dann kann ich nicht anders und spiegele diese Legitimation. Wer sich über meine Argumentation aufregt, regt sich also nicht über mich auf, sondern über die Kehrseite seiner eigenen Argumentation.