Bzgl. der dritten Frage würde ich gerne noch was ergänzen.
Ich finde dass es das Erlebnis wert ist. Momentan ist es teilweise noch zu teuer und es gibt einige unangenehme Fallstricke. Aber das gibt es bei jedem neuen Entwicklungsschritt in der Technik. Alles hatte ein Anfang, der wirklich kontrovers war. In den 20er das Radio, in den 50er waren es Fernseher, in den 70er VHS, in den 90er die Handies, in den 2000er das Internet. 1968 wurde "The War of the Worlds" im Radio vorgespielt und es gab eine Massenpanik, weil Menschen dachten es würde wirklich eine Alieninvasion stattfinden. Medienkompetenz braucht Zeit.
Warum ich finde, dass das Erlebnis es wert ist, liegt in der Art der Erfahrung. Ich habe das Gefühl viele denken wohlmöglich VR sei nur ein besseres 3D und das gabs ja auch schon in den 70er. Aber die Wahrnehmung ist völlig anders. Der 3D-Effekt selbst ist quasi nur inklusive, obgleich erheblich besser als in jedem 3D-Kino.
Das Imposante meines Erachtens in das Mittendringefühl. Es ist wie der Unterschied durch ein Fenster in einer hohen Wohnung auf einen Markplatz voller Leute zu sehen und dem selbst direkt zwischen den Menschen auf den Markplatz zu stehen. Natürlich kann man sie nicht riechen und nicht fühlen. Wobei ersteres tatsächlich immer wieder umzusetzen probiert wird.
Auch spürt man den Wind oder die Wärme der Sonne nicht.
Das was man kann ist sie so zu sehen, als wäre man tatsächlich zwischen ihnen. Und sie auch so zu hören, wie in echt (sofern es Binaural aufgenommen wurde). Eine Einschränkung ist noch, dass Dinge, die weiter entfernt sind, unschärfer sind, was zusammen der Qualität des VR-Geräts und des Videos geschuldet ist.
Ich stand schon auf den Mount Everest und war 3 Sekunden später inmitten von Tokyo. Ich hab mir meinen Urlaubsort auf Zypern als kilometergroßer Riese angesehen und stand in New York vor dem One World Trade Center, beeindruckt von der Größe der Wolkenkratzer um mir.
Natürlich war ich nicht da. Natürlich ist das nicht das gleiche, als wäre ich wirklich dort. Als würde ich alle Sinne zur Verfügung haben und diese auch bestmöglich funktionieren.
Ich vermute, ich werde nie wirklich auf dem Everest sein. Nicht weil ich es mir nicht erlauben würde einen Traum auszuleben. Sondern einfach weil ich andere Träume habe, die mir viel, viel wichtigerer sind. Warum also nicht nur einen Abend lang die ganze Welt erkunden? Warum nicht die Erotik spüren, die ein Augenkontakt mit einer Unbekannten ausüben kann, bevor ich schlafen gehe? Weil es das besser in der Realität gibt, ist eine VR-Erfahrung unnütz?
Mein Grund, warum VR es wert ist, ist damit verknüpft, dass diese Erfahrung keine Entweder-Oder Sache ist. Ich kann beides haben, bzw. ich muss die Realität nicht hergeben, damit ich die VR-Welt erleben kann.
Würde ich nur masturbieren wollen, dann reicht der physische Akt. Ich brauche keine Hilfsmittel. Dementgegen gibt es die Fantasie, die - zumindestens für mich - die eigentliche Erotik ausmacht. Diese kann ganz unterschiedlich angeregt werden. Durch Bilder, durch Geschichten, durch kurze Begegnungen, durch Stimmen, durch Situationen, durch Videos, durch Berührungen ... und halt nun auch durch VR-Erfahrungen.
Ich persönlich finde Geschichten immer noch am erregendsten. Trotz aller Vielfalt normaler Pornos fehlt mir dort diese Komponente stark. Das Wieso finde ich besser als das Was, bzw. Wie. Meineserachtens nehmen VR-Pornos hier Raum ein. Es gibt einige VR-Videos, in denen einfach nur eine Person vor dir sitzt und ihr Sexerlebnis erzählt. Angezogen!
Sowas hat in 2D kaum Erfolg.
Das Potenzial von VR-"Pornos" liegt meines Erachtens gerade in der Begegnung, etwas was ich vor dem ersten Erleben nicht vermutet hätte.
Hier gibt es bspw. ein Forum "Kopfkino". Jeder der weiß, was es damit aufsich hat, kann vielleicht erkennen, was VR bewirken könnte. Es geht nicht um Ersatz der Realität. Sondern um eine Alternative zur Fantasiebildung.
Milena_S hat es mit PG-Porn schon angedeutet. Stellt euch vor, ihr seht bei einem erotischen Theaterstück zu, nur das ihr auf der Bühne steht, nichts sagen müsst und nicht wirklich berührt werdet. Es gibt Menschen, für die ist das nichts. Aber es gibt auch andere, die das sehr, sehr anregend und spannend fänden. Und für solche, die vielleicht eher introvertierter oder schüchterner Natur sind, sogar eine Chance das erleben zu können.
Das Potenzial ist riesig. Nur nicht für jene, die Realität und physischer Akt allem vorziehen. (Was nicht angreifend gemeint ist!) VR versucht sich schon in den Gebiet, aber es noch in einem Stadium, wie es die Filme in den 20er Jahren waren.