Warum englisch? Oder irgendeine andere Sprache? Ja, warum denn nicht?
Ich bin Linguistin und liebe Sprache und Sprachen, habe Kenntnisse in etwa 10 Sprachen - von fließend bis ein bisschen radebrechend. Ich arbeite in einer Umgebung, wo jeder mindestens dreisprachig ist und es nicht selten vorkommt, dass man einen Satz in Sprache A beginnt und in Sprache B abschließt
Manchmal transportieren Begriffe anderer Sprachen auch unterschiedliche Intentionen. Bleiben wir mal beim Begriff Treffen. Sehr neutral, dieser deutsche Begriff, impliziert ohne eindeutigen Kontext aber auch kaum etwas Konkretes.
Ich habe heute ein Treffen.
Ich habe heute ein Date.
Ich habe heute ein Rendez-vous.
Ich habe heute ein Meeting.
Na? Was regt sich?
Date transportiert ja schon gleich, dass man sich i.d.R. zwischengeschlechtlich was erhofft, bringt also in vier Buchstaben gleich seinen eigenen Kontext mit.
Rendez-vous impliziert
für mich die noch elegantere Art, also eher auch Kaffeetrinken oder schickes Abendessen, ebenfalls mit Hoffnung auf zwischengeschlechtliches Zueinanderfinden
Wir haben uns vom französischen Bedeutungsumfang die Liebes-/Erotik-/Flirt-Bedeutung rausgepickt. Im Französischen hat man ja auch mit dem Zahnarzt einfach ein rendez-vous
(obwohl das erotisch sein kann, muss es aber nicht)
Meeting gibt mir in dem Moment sofort den beruflichen Kontext.
Ist doch einfach super, wie man durch die Nutzung eines fremdsprachlichen Synonyms unterschiedliche Kontexte bezeichnen kann.
Zu den Überlegungen, dass englische Wörter, wie Handy oder Public Viewing anders als im Englischen genutzt werden, finde ich absolut faszinierend.
Die deutsche Sprache hat sich dieses Wortes angenommen, wofür es erstmal kein deutsches Wort gab (Taschentelefon? - arg sperrig) ihm einen eigene Bedeutung gegeben! Handy zum Beispiel lässt sich eher auch auf "handlich" (was ein Mobiltelefon ja ist) zurückführen.
Public Viewing - herrje, warum nicht? Gab es denn vorher ein Wort? Die Weiterführung 'Rudelgucken' ist auch sehr kreativ, hier zeigt sich, dass es sehr wohl auch Überlegungen gibt, wie deutsche Begriffe genutzt werden können.
Aber! Das lässt sich einfach nicht von oben verordnen. Die Menschen sind die Nutzer der Sprache und nehmen Lexik an oder eben auch nicht. Und Wörter kommen und gehen.
Wenn man sich mal die Briefe Mozarts durchliest - es wimmelt da von nicht deutschsprachigen Begriffen!
Die Franzosen sagen auch fröhlich "le weekend" - also von wegen, die nutzen nur Französisch und schützen ihre Sprache ach so toll
Auch wenn man sich in Frankreich mal umsieht, ist da eine Menge an Anglizismen zu finden