Die unterschiedlich stark ausgeprägte Lust der Partner in einer Beziehung ist interessantes und wichtiges Thema hier im Forum. Oft führt dieses Ungleichgewicht zu Seitensprüngen, die wiederum der häufigste Grund von Trennungen sind.
Geschlechtsunabhängig wurde dieses Thema wohl schon unzählige Male hier diskutiert. Die Grundproblematik ist jedoch, dass im Prinzip immer nur eine Perspektive beleuchtet wird. Es ist davon auszugehen, dass sich auf einer Erotikplattform wie dem Joyclub, von wenigen Ausnahmen einmal abgesehen, Frauen und Männer mit einem grundsätzlich starkem Interesse an Sex anmelden. Diejenigen, für die Sex eine weniger hohe Bedeutung hat, die vielleicht auch mit ihrem Partner wenig über Sex sprechen, werden wohl auch kein Bedürfnis haben, sich in einem Onlineforum darüber zu unterhalten. So wird die Perspektive des Partners mit geringerer Libido immer unterbelichtet bleiben. Threads mit Titeln wie: „Mein Partner möchte ständig Sex und das fühlt sich für mich so und so an“ sind mir zumindest nicht bekannt.
******man:
Kenne die Situation leider nur zu gut...
Entweder ist er müde, Kopfschmerzen oder sonst was. Und wie gesagt wurde, das immer wieder Abgewiesen werden verunsichert ( bin ich noch attraktiv, hat er ne andere etc.) Und schmerzt.
Und man traut sich immer weniger überhaupt noch anzukommen.
Diese Situation werden viele Mitglieder hier kennen – Frauen wie Männer! Auch mir ist das nicht unbekannt und die Gefühle, die hier beschrieben werden, sind trefflich formuliert.
******man:
Frage an die Herren hier (...)
Ist es so, wie ich langsam vermute, dass die Männer eher überfordert sind und es abturnt, wenn Frau mehr Lust hat?
Wie ich bereits in einem vorherigen Beitrag schrieb, ist es mir erst einmal passiert, dass eine Frau mehr Lust hatte als ich. Wie war das für mich? Die ersten paar Wochen ziemlich geil – das Paradies auf Erden sozusagen!
Nach einer Weile war das dann aber gar nicht mehr LUSTig sondern fühlte sich unangenehm an. Es führte dazu, dass mir jeder Kuss, jede Berührung, jeder Annäherungsversuch lästig wurde. Ich hatte überhaupt keine Gelegenheit mehr, ein Kopfkino, Begehren, sexuelle Fantasien aufzubauen, da ich ohnehin gefühlt jede freie Minute mit Sex verbrachte. Interessanterweise war es aber weniger das Gefühl der Überforderung, das sich bei mir einstellte. Ich hatte niemals ein Minderwertigkeitsgefühl, meine Freundin nicht hinreichend befriedigen zu können. Was mich vielmehr abturnte, war die Tatsache, jegliche Freiheit aufzugeben. Ich traf mich nicht mehr mit Freunden, ich schwänzte das Fußballtraining und wenn wir mal auf eine Party gingen, wurde ich auch jede Minute bezirzt, so dass wir nach einer halben Stunde sowieso wieder zuhause waren. In der Rückblende war es somit nicht der viele Sex, der mich überforderte, sondern die verlorengegangenen Freiräume. Ich fühlte mich bedrängt, eingeschränkt, mir fehlte die Luft zum Atmen - als ob eine Klette an mir hinge.
Für mich gilt daher: Ja, es ist sehr unangenehm, wenn man mehr Lust als der Partner hat, wenn man sich nicht begehrt fühlt, vielleicht sogar an sich selbst und seiner sexuellen Anziehungskraft zweifelt. Für mich wäre es aber um ein vielfaches unangenehmer, wenn eine Frau dauerhaft deutlich mehr Lust hätte als ich. Und diese Erkenntnis hilft mir sehr, wenn ich mal wieder abgewiesen werde.