Es wurde nach Erfahrungen gefragt für den Alltag und den Morgen danach. Da kann ich ein bißchen aus dem Nähkästchen plaudern. Aber zuvor möchte ich noch ein wenig ausholen.
Also.
Mein Mann und ich hatten die Freude, die von den beiden (TE und Partner) angestrebte Beziehungsform bereits zweimal zumindest ansatzweise zu (er-) leben. Allerdings mit ein paar für mich entscheidenden Unterschieden.
Zum einen hat mein Mann nur einmal davon
gesucht. Und da suchte er eigentlich etwas ganz anderes, nämlich eine Spielbeziehung. Gefunden haben wir eine zauberhafte Frau, die sich in kürzester Zeit in unser beider Herz geschummelt hat und unser Leben für ein knappes Jahr bereichert hat.
Und Ende dieses Jahres begegnete uns durch Zufall erneut eine wunderbare Frau, welche seitdem aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken ist.
Beide Frauen wohnten mehr als 400km weit weg, beide verbrachten ihre Wochenenden und ihre Urlaube bei uns. Und diese Zeiten waren wie Alltag.
Logischerweise gab ich in diesen Zeiten den anderen Frauen den Vorzug, was Sex betrifft und ja, in der Zeit, in der die beiden spielten und miteinander Sex hatten und kuschelten und lange, lange miteinander redeten beschäftigte ich mich ganz allein. Ich erinnere mich an einen Nachmittag, an dem ich ein Nickerchen machte, an Tage, an denen ich im Garten rumwerkelte oder in der Sonne lag, an denen ich Computer spielte oder was weiss ich.
Und es gab keine einzige Sekunde, in der ich eifersüchtig gewesen wäre.
Ich schrieb es grade jemandem per PN: Ich muss nicht eifersüchtig sein, weil mir ja niemand etwas weg(!)-nimmt. Das wäre ja, als wäre ich auf die letzte Frikadelle neidisch, obwohl ich eigentlich immer wohlig satt bin und obwohl die nächsten Frikadellen bereits in der Pfanne liegen. Sex und Liebe und Zeit und Zuneigung und Zärtlichkeiten und was weiss ich sind doch unendlich vorhanden.
Ich kann jederzeit davon haben, wenn ich es brauche UND es reicht locker noch für eine weitere Frau.
Danke übrigens an dieser Stelle an
https://www.joyclub.de/my/4290545.giveafuckistan.html für ihren wunderbaren Beitrag. Du drückst genau das aus, was es ist. (Und was ich bislang nicht recht in Worte fassen konnte.)
...dass er noch Energie für eine zweite Frau hat. Seine Frau scheint erfüllt, aber er will mehr geben. GEBEN. Da ist der Unterschied. BRAUCHT er eine zweite Frau um sich an ihr quasi zu bedienen ooooder um sie zu bereichern?
Da ist das Zauberwort "um sie zu bereichern"!
Genau dieses Gefühl habe ich, haben wir. Wir haben
beide einfach so viel von den ganzen guten Sachen, dass wir gern abgeben möchten. Liebe, Zuneigung, Fürsorge, Freundschaft. Und mein Mann hat eben noch ein bißchen mehr, wovon er abgeben kann...
Eine erfüllte, starke Frau wird kaum Eifersucht zeigen! Nicht, weil sie es nicht darf sondern weil sie ganz genau weiss, dass sie nicht zu kurz kommt, sie weiß um die Liebe zu beiden, von beiden.
Wenn das bedeutet, dass ich eine erfüllte, starke Frau bin, dann nehme ich das mal demütig einfach so hin...
So oder so trifft es mein Empfinden punktgenau. Ich habe reichlich, ich bin übervoll, ich kann und ich will von Herzen gern teilen.
Aber.
Wir brauchen definitiv keine regelmässigen Suchannoncen. Das ist genau der Teil, den mein Mann und ich beide als unangenehm bedürftig empfinden. Und würde mein Mann das so und vor allem in der auffälligen Regelmäßigkeit gestalten, dann wäre bei mir ebenfalls der Gedanke schnell da, dass ich ihm nicht genüge. Und in dem Fall zählen für mich Taten eben mehr als salbungsvolle Beteuerungen und romantisch anmutende Liebesschwüre.
Nun also noch zu unserem Dreier-Alltag.
Wenn die beiden aus unserem BDSM-Raum zurückkamen, war meine erste Frage immer: "Und? War es schön?" sowohl bei ihm als auch bei ihr. Wie schön, deren strahlende Gesichter zu sehen...!
Zum Thema zu dritt im Bett: Wir hatten bislang immer Frauen in unserem Leben, die ohnehin allein in einem Bett schlafen wollten, da gab es also nie ein Problem. Und ich sehe ohnehin eher das Problem in der passenden Bettgröße bei der Frage....
Es gibt abends und morgens reihum einen Kuss, wir frühstücken und essen zusammen, wir unternehmen gemeinsam etwas, zu dritt oder auch in Zweierkonstellationen. Die "andere" ist so selbstverständlich bei uns, dass sie gar nicht auffällt. Sie ist einfach DA.
Und das Schöne ist, wir ergänzen uns alle so wunderbar. Jeder hat Talente in einem anderen Bereich und wir inspirieren und motivieren einander.
Jeder von uns braucht freie Zeiten für sich, manchmal Minuten, manchmal Stunden. Und das gestehen wir einander zu.
Wir ähnen einander in unseren Vorstellungen, unseren Interessen, unserer Lebensansicht (was ja eigentlich auch logisch ist), daher war der gemeinsame Alltag vom Gefühl her, als greifen Zahnräder ineinander. Es gab nur minimale "Reibungspunkte", wobei dieses Wort falsch ist. Es waren eher Gespräche wie: "Du, ich mag das aus dem und dem Grund lieber so haben." - "Aha, okay, weiss ich Bescheid."
Es gibt übrigens noch einen entscheidenden Unterschied zwischen dem Sternenpaar und uns.
Wir sehen unser Dreierkonstrukt immer als eine temporäre Situation. Nicht, weil wir die andere Person nicht lange ertrügen - das beileibe nicht!
Sondern weil wir der weiteren Frau dasselbe gönnen, was uns geschenkt wurde: eine wunderbare, erfüllte und erfüllende Beziehung. Und wenn dieser zukünftige Partner von ihr gedanklich ähnlich drauf ist wie wir- wow! Was für Möglichkeiten!
Aber so ist es eben so, dass unsere Freundin (plus) aus einer ganz anderen Warte heraus ihren Traummann suchen kann. Sie bekommt von uns bis dahin Zuneigung, Kuscheln, Reden bis tief in die Nacht, Sex und BDSM, Lebenshilfe (Umzug, usw.), Familienzugehörigkeit (sie hat zB bei uns ihr eigenes Zimmer) und alles, was eine Beziehung ausmacht. Und muss sich nicht aus einer dringenden Sehnsucht heraus einem nicht passenden Mann an den Hals werfen.
Wenn bei ihr übrigens ein möglicher Bewerber für den Traumprinzjob am Horizont auftaucht, dann zieht sich mein Mann ganz selbstverständlich sexuell zurück. Wir würden niemals jemandes Liebes- und Lebensglück im Weg stehen. Und wir würden niemals jemanden emotional in Beschlag nehmen oder blockieren.
Aber wir sind weiterhin da. Als Freunde für alle Lebenslagen, als Fast-Familie.