Wo fängt für euch Untreue an?

Für mich ist Betrug und Untreue gekoppelt an die Lüge. Ab dem Moment, wo ich meinen Partner belüge, vielleicht sogar noch aus dem „ehrenvollen“ Gefühl heraus, ihn nicht verletzen zu wollen, beginnt für mich der Betrug. Es gibt für mich nichts schlimmeres als belogen zu werden.

Genau das kam mir auch in den Sinn. Betrug hat für mich weniger damit zu tun, mit anderen zu flirten, zu fummeln oder vielleicht sogar Sex zu haben.
Sondern es geht um bewusste Heimlichtuerei, um sich über gemeinsame Abmachungen hinwegzusetzen, und das Lügen, das damit einhergeht.

Untreue ist für uns, wenn wir unsere Vereinbarungen verletzen,aber die sind relativ einfach, der andere weiss immer über alles Bescheid, auch wenn wir uns erotisch mit anderen Personen treffen und ist damit einverstanden.
Wir sind immer ehrlich zueinander und reden/reflektieren zusammen, auch wenn das Thema schwierig ist.

Wir geben uns Freiheiten und engen uns nicht ein, unsere primäre Beziehung hat die wichtigste Priorität in unserem Leben, da ist Verbundenheit & Liebe und trotzdem teilen wir die Erotik mit anderen Menschen, weil wir glauben der Mensch ist nicht gemacht, um monogam zu sein..und die Erotik/Sexualität zu teilen, sollte für uns beide eine Bereicherung sein und nicht ein Grund sich zu trennen/verlassen.

Wir sind eigentlich nie untreu, weil wir tun es nicht heimlich und Gefühle bei der Erotik mit anderen dürfen bei uns sein, gehört bei uns dazu und wir brauchen unsere Gefühle auch nicht zu verheimlichen, weil wir akzeptieren uns so, wie wir sind und wichtig, dass wir uns selbst auch immer die volle Aufmerksamkeit geben, wenn wir zusammen sind auch in der Erotik und an nichts Anderes denken....nur so kann man auch "at home" guten Sex haben....

Wir sind übrigens schon seit über 25 Jahren zusammen und trotz diesen Freiheiten, die wir uns nun seit einiger Zeit geben, pflegen wir unsere Beziehung sehr und haben auch Zeit für die Zweisamkeit.
Wir sind uns auch selbst treu.

An den in der Umfrage genannten Punkten kann ich das nicht festmachen. Untreue heißt für mich ganz einfach, ich mache etwas, womit mein Partner nicht einverstanden ist. Den genauen Rahmen muss also jedes Paar für sich selber definieren.

Ich habe von meiner Frau alle möglichen Freiheiten und kann mich auch mit anderen Frauen treffen und sexuell vergnügen. Ich suche zwar keine zweite Beziehung, aber eine gewisse Art von Gefühlen kann sich da dennoch bilden. Daher ist auch eine emotionale Bindung im Bereich des Möglichen.

Was allerdings nicht geht, sind Heimlichkeiten! Soll heißen, meine Frau weiß IMMER vorab, wenn ich mich mit einer anderen Frau treffe. Für Heimlichkeiten gäbe es also keinen Grund, würde ich diese trotzdem nutzen, wäre das ein klarer Fall von Untreue (selbst ohne sexuelle Handlungen). Immer mit offenen Karten zu spielen (und zwar in alle Richtungen), finde ich äußerst wichtig. So gibt man allen Beteiligten ein gutes Gefühl und alles ist wunderbar.

Untreue heißt für uns, wenn vor dem Partner/der Partnerin etwas verheimlicht wird, wenn sich nicht an Absprachen gehalten wird und wenn etwas geschieht, von dem man weiß, dass es den anderen verletzen würde. Das machen wir nicht an Fantasien oder Handlungen fest, sondern ist für uns eine Frage der Kommunikation.

Vor diesem Hintergrund verstehe ich Untreue nicht als eine bestimmte definitive Handlung und kann sie deshalb nicht in starren Grenzen definieren. Ich würde sie eher als etwas Individuelles definieren. Für mich fängt Untreue immer genau an dem Punkt an, wo ich bei der gleichen Handlung oder Emotion meines Partners oder Partnerin mich betrogen fühlen würde. Da Untreue eher ein moralischer Begriff ist und jeder aufgrund seiner Prägung und seiner Erfahrungen eigene moralische Grenzen definiert, ist es nicht möglich eine konkrete enggefasste Definition abzugeben.
Aber wie gesagt, jeder wie er selber behandelt werden möchte.
Abschliessend noch, sobald man selber denkt, dass das was ich gerade mache Untreue ist, dann ist es definitiv auch Untreue unabhängig eventueller anderer Definitionen. Ich denke das Gewissen sagt es einem dann schon.

LG Thomas

Das finde ich interessant. Du orientierst Dich also nicht an den Empfindlichkeiten des/der jeweiligen Partner*in sondern an dem, was Du - als polyamor lebender Mensch - für Dich als Zumutung empfinden würdest - Konjunktiv.

Ich habe gar nichts dagegen. Ich habe nur keine Vorstellung, was dann Untreue sein könnte.

Wäre es da nicht einfacher zuzugestehen: OK, ich bin untreu!
(womit man dann auch die Klimmzüge zur Bewertung und des Sich-raus-redens los ist)

Untreue,Betrug heißt es für mich, wenn vor der Partnerin-Partner etwas verheimlicht wird, wenn sich nicht an Absprachen gehalten wird.
Für mich ist Betrug und Untreue gekoppelt an die Lüge. Wenn mich meinen Partner belügt, vielleicht sogar noch aus dem Gefühl heraus, diesen nicht verletzen zu wollen, beginnt für mich der Betrug. Es gibt für mich nichts schlimmeres als belogen zu werden.

Da bist du aber auf dem Holzweg. Hier gibt es genauso viele Moralapostel wie im Rest der Gesellschaft.

Ich vermisse den Punkt:
• Geschlechtsverkehr ohne emotionale Beziehung, also wenn man einfach mit jemandem in die Kiste steigt, bzw. Sex hat bzw. mit einer Hure vögelt.

Und ob es hier Moralapostel gibt. Man muss sich nur mal einige Threads durchlesen, beispielsweise wenn es um Sex oder Fingern an öffentlichen Orten geht. Da melden die sich dann gerne zu Wort.

Untreue beginnt für uns, unabhängig von sexuellen Handlungen, an der Stelle, an der jemand beginnt, etwas zu verheimlichen.

Wenn durch Lügen was verheimlicht wird und dritte mit einbezogen werden

Hallo,
Ich kann mich da einigen Vorschreibern nur anschließen. Untreue beginnt für mich da, wo Heimlichkeiten sind. Meine Gefährtin sieht das genauso. Zugegebener Maßen leben wir in einer Offenen Beziehung. Jeder darf sich außerhalb Spielpartner suchen. Aber es geschieht nichts heimliches. Sie kennt meine anderen Partner und umgekehrt.

MfG

... ist gut und schön, und doch gibt es auch Beziehungssituationen, in denen Kommunikation alles nur noch schlimmer macht, nicht möglich ist oder ins Nirgendwo führt.

Wenn ein Partner zum Beispiel extreme Schwierigkeiten hat, über bestimmte Dinge überhaupt zu reden, und wenn das Reden selbst zu einer krank machenden Stressbelastung werden kann, was dann?

Reden ist wichtig, Nichtreden erzeugt viele Probleme, aber zu glauben, "darüber zu reden" könne alle Beziehungsprobleme lösen, ist naiv.

... aber wenn man nicht miteinander reden kann, dann stimmt IMO etwas in der Beziehung grundsätzlich nicht. Es ist dann einfach nicht das notwendige Vertrauen da. Ich denke, ich kann das aus meiner/unserer Sicht beurteilen, da es uns selbst mal so ging und unsere Beziehung ziemlich vor die Wand gefahren war. Wir redeten nicht miteinander und hatten uns letztlich aber, nach 16 Ehejahren auch nicht mehr viel zu sagen.
Ich (er) brach dann aus der Beziehung aus. In dieser Auszeit merkte ich aber, dass ich einen großen Fehler gemacht hatte und bin unserer SIE sehr dankbar dafür, dass sie einem Neuanfang, oder besser Wiedereinstieg mitmachte. Durch Zufall sind wir dann später auf einem Dorffest mit dem Thema Swingerclubs konfrontiert worden. Kurze Zeit später wurden wir hier als Paar Mitglied. Heute reden wir über wirklich ALLES und haben keine Geheimnisse. Keiner von uns konnte sich früher vorstellen, was für Wünsche und Grenzen der Partner hatte. Vor drei Wochen fiel im einem Gespräch mit lieben Bekannten der treffende Satz:


Da ist wirklich was dran. In den meisten Fällen hilft reden. Wenn nicht, dann ist die Situation wahrscheinlich schon zu verfahren ...

Das sehe ich nicht so...

Wenn Kommunikation ins Nirgendwo führt, das Reden zum Stress wird und durch's Reden keine Probleme mehr gelöst werden können - ja dann würde ich dringend empfehlen zu überdenken, ob die Beziehung noch Sinn macht!

Für mich ist Reden immer eine Lösung! Und wenn Probleme dadurch nicht gelöst werden können, ist der nächste konsequente Schritt die Trennung - man passt offensichtlich nicht zusammen.

Alles fängt im Kopf an, zuerst ist es ein Gedanke und der kann sich dann verwirklichen.

Alles was wir sehen war ursprünglich mal ein Gedanke, hört sich komisch an, ist aber so.

Schließt von euch bitte nicht unbedingt auf andere in allgemeinen Floskeln wie "Reden hilft immer".

Wie gesagt, wenn z.B. Krankheiten, sagen wir beispielsweise Depressionen im Spiel sind (nur als Beispiel jetzt) oder äußere Umstände in einer Weise verfahren sind, dass man sie nicht oder nur sehr begrenzt ändern kann, hilft auch Reden nicht immer bzw. kann zu viel reden auch schaden.

Reden hat aber nichts mit der Fragestellung zu tun wann Untreue anfängt. Klar kannst du in den genannten Gründen Recht haben Hier geht es aber um die Kommunikation darum warum man außerhalb der Beziehung etwas sucht. Das hat in den seltensten Fällen etwas mit den von dir genannten Umständen zu tun. Meistens mit unerfüllten Wünschen. Und über diese sollte man reden. Fremdgehen sagt ja aus das der Partner nichts weiß davon. Ich kann mir durchaus vorstellen das auf Grund von Krankheit des Partners oder anderen Umständen bestimmte Sehnsüchte nicht erfüllt werden können. Wenn dann der Part sich das heimlich woanders holt und es kommt raus, dürfte es für den kranken Partner sehr viel schmerzhafter sein wenn er sieht das dass Vertrauen fehlt offen über seine Wünsche reden zu können. Klar wird es auch weh tun wenn man mit dem Partner darüber redet. Die Frage die sich jeder selber stellen muss ist nur die, was tut dem Partner mehr weh, wenn man schon soweit geht das man die Wünsche unbedingt erfüllt haben möchte.

MfG

Ja, ist schon richtig, dass die Gefahr besteht, hier vom Thema abzuweichen.

Trotzdem hab ich das Gefühl, dass viele zu oft das "Reden darüber" als Universallösung für alles anpreisen, was es leider nicht immer sein kann, nicht nur bezüglich Krankheiten, auch wenn sich Gewohnheiten zu sehr eingefahren haben, der Alltagsstress zu groß ist, man sich bestimmte Dinge viel zu oft schon gesagt hat etc.

Darauf wollte ich als "Zwischenrufer" hinweisen, nicht mehr und nicht weniger

@ Raubvogel,
Deswegen habe ich ja auch gesagt das du in den bestimmten Bereichen Recht hast
Ist ja nicht so als würde ich alles was du gesagt hast negieren
MfG

Nach allem, was der TE hier geschrieben hat, geht es ihm, trotz der Eingangsfrage weniger um eine allgemeine Definition von Untreue, sondern um ein konkretes Beziehungsproblem.

Und ich vermute, dass der Ratschlag "redet miteinander" überhaupt nicht hilft, da seine Frau über das Thema gar nicht erst reden mag oder vielleicht nicht einmal kann.

Da ich in einer sehr ähnlichen Situation bin, hoffe ich, meine Ausführungen, warum Kommunikation in dieser Situation vielleicht gar nicht so einfach funktioniert, hilfreich sind.

Ich vermute also stark, das Thema ist in der Form ungenau formuliert.