Für mich beginnt Untreue, ganz klar da wo die Heimlichkeiten und das Verschweigen anfängt. Es braucht kein Sex im Spiel zu sein, es reicht für mich schon wenn man sich auf emotionalen Ebene einlässt. Alles im Leben ist verhandelbar, aber auch immer Ergebnisoffen.
Ist das nicht durchaus oft der Anfang? Dieser Mensch außerhalb der eigenen „Normalität“, dem man sich offenbaren kann mit allem, was man im eigenen Umfeld eben nicht kann ohne beschimpft und verurteilt zu werden?
Braucht es nicht eine Phase der Orientierung, dass ein anderer Mensch dafür offen ist, einen sogar so annimmt? Dem gegenüber das Erkennen, dass das sich selbst leugnen müssen nicht zur Normalität gehört, wie es einem immer suggeriert wurde.
Wer geht denn an dem Punkt nach Hause und sagt „Ich habe eine Frau kennengelernt, mit der ich mich gut verstehe. Die mich so mag wie ich bin und das tut mir so gut.“
Wie wahrscheinlich wird die Ehefrau sagen „Das freut mich für Dich. Lade sie doch mal zu uns ein“.
Das wird nicht passieren, denn sie wird augenblicklich damit konfrontiert, dass sie genau das nicht kann, was eigentlich von ihr als Ehefrau erwartet würde, das bedingungslose Lieben. Um schön davon abzulenken, wird sie nach der sexuellen Ebene fragen, denn die kann man so schön bagatellisieren. Dann könnte sie sagen, ihrem Mann ginge es nur um Sex und er würde zerstören, was sie alles hätten und jeder würde sie das Opfer bedauern.
Im Grunde nichts neues, seine Sexualität in den Dreck zu ziehen.
Am Ende ist der vermeintlich Untreue doch gefangen in einem Normalitätsempfinden, indem ihm selbst doch die Protagonisten, einschließlich seiner selbst, längst Untreu geworden sind.
Eine Affaire ist doch em Ende immer ein kläglicher Versuch eine Brücke zu schlagen, zwischen zwei Welten.
Die Welt, der er sich verpflichtet fühlt, fühlt sich irrwitzigerweise betrogen und in einem Recht, das sie gar nicht hat.
Die Pause in der anderen Welt wird gebraucht, um Kraft zu finden, seiner Verpflichtung nachzukommen und irgendwann wird das kippen, wenn man sich eingestehen muss, dass man einander nicht gerecht wird.
Die meisten Affairen zerbrechen daran. Ganz selten passiert es, dass die kaputte Beziehung zugunsten der heilen aufgegeben wird.
Man ist sich selbst gegenüber einfach gerne untreu. Das sitzt zuweilen unausweichlich tief.
Bloß nicht die enttäuschen, die sich das Recht herausnehmen, über einen zu Urteilen.
Das ganze Thema ist meist so maximal absurd in den beteiligten Facetten, dass ich es schon tragisch komisch finde, dass man das überhaupt braucht.