Fremd-bestimmte Verantwortung oder selbst-bestimmte Verantwo
Beziehungen sind ein vielschichtigerer Prozess in dessen Dynamik man Verhaltensweisen auf minimalistische Vereinbarungen reduzieren kann. Es ist jedoch auch so, dass das von vielen geliebte „Große Ganze“ alleine keine Antworten bereit hält, aus diesem Grund scheinen die „Sex ist eine Pflicht“ und „Sex darf keine Pflicht sein“-Lagen in diesem Forum einander nicht zu verstehen.Die Floskel: „In einer Beziehung ist man an ausgesprochene, stillschweigende und gesellschaftlich, moralische Absprachen gebunden, gerade wenn man seinen Partner liebt.“, ist genauso gültig wie die Aussage: „Niemand darf offen oder subtil zum Sex genötigt werden.“
Diese Standpunkte alleine klar, einleuchtend und für jeden hier allgemeingültig. Werden sie, wie von @****d66 versucht, in eine Beziehungsregel gepresst, dann wiedersprechen sie sich.
Beziehungen sind mit einer nicht unerheblichen Verantwortung für den Partner und für das Sexleben verbunden. Aus dieser Verantwortung entspringen logischer weise Obliegenheiten („Obliegenheiten“ ist das passendere Wort, das Wort „Pflicht“ ist schlichtweg falsch), die einen mehr oder weniger subtilen und hin und wieder auch klar ausgesprochenen Druck erzeugen.
Wer kennt nicht den Satz: „Wenn du mich lieben würdest, dann…“
Also wie kommen die beiden richtigen sich jedoch widersprechenden Aussagen zusammen? Ganz einfach, in jeder Beziehung anders. Je nach dem wie weit die Partner in ihrer Beziehungsarbeit vorrangeschritten sind.
1. Partner die in starkem Masse von den Stimmungen und Launen des anderen abhängig sind und abhängig sind von der Bestätigung des Partner, in diesem Fall der sexuellen, werden schnell in Schwierigkeiten kommen, wenn der Partner sich verweigert.
Sie erleben die sexlose Zeit, als einen direkten Angriff auf ihre Persönlichkeit und die für sie selbstverständlichen und festen Beziehungregeln. Sie werden an sich selbst Zweifeln und sich fragen ob sie noch interessant sind oder aus welchem Grund der Partner sie nicht mehr liebt.
2. Andere Partner gehen in eine Art Wettbewerb, der sich zuerst mit der Frage der Gründe für die sexlose Zeit auseinandersetzt, jedoch nicht nur um ein Gefühl des Miteinanders aufzubauen und alleine das Grundbedürfnis nach Nähe zu stillen, sondern um den Partner als Schuldigen zu bestätigen. Ziel der Gespräche ist es einen Schuldspruch über den sexlosen Partner zu fällen, den fordernden Partner in eine bessere Verhandlungsbasis zu heben und damit eine Legitimation für eine Verletzung der Beziehungsregeln zu einem einseitigen Vorteil (scheinbar erlaubtes Fremdgehen, Bordellbesuche ect.) zu erhalten.
Der überlegener Partner macht also den Unterlegenen für sein Verhalten verantwortlich.
3. Die Partner reagieren in dem sie sich verstellen und nicht zeigen was sie tatsächlich denken und fühlen. Dies sind Partner die trotz einer klaren sexuellen Unlust, dem Partner den Sex aus Pflichtgefühl nicht vorenthalten. „Augen zu und durch!“ Sie reagieren so, wie sie denken, dass der Partner es erwartet. Der sexuell uninteressierte Partner sammelt Informationen darüber, was der fordernde Partner sich wünscht und versucht diese zu erfüllen um diesen die von ihm Geforderte sexuelle Bestätigung zu geben und Beziehungsprobleme zu vertuschen. Er selbst, der sexuell interessierte, verfälscht, unterschlägt und schönt dabei jedoch seine eigene Persönlichkeit, so das es nur eine Scharade ist und keine tatsächliche sichere und stabile Beziehung. Über kurz oder lang wird auch diese Vortäuschung von Tatsachen zusammenbrechen.
4. Selbstbestimmte Verantwortung, jeder Partner ist in erster Line sich selbst verpflichtet und erwartet es auch von seinem Partner. Bei dieser Art der Problembewältigung geht es nicht darum den Partner seine sexuelle Unlust vorzuwerfen oder seine eigenen Bedürfnisse über die des Partners zu stellen.
Wenn es eine langfristige sexuelle Nullphase gibt, ohne klare nahliegende Gründe, dann liegt es in der persönlichen Verantwortung des Partners mit dem geringeren Bedürfnis, für seine eigene Person nach den Ursachen zu forschen. Bei dieser Suche wird er von seinem Partner unterstützt und nicht durch moralische Ansprüche unter Druck gesetzt. Es gibt einen ehrlichen Dialog und auch eine ehrliche Absicht die Situation zu klären.
Und diese Verhaltensweise ist meine Lösung um die oben genannten Floskeln sinnvoll zu vereinen.
LG
Brian