Und noch mehr weise Worte von Ringelnatz:
Kuttel Daddeldu besucht einen Enkel
"Mein lieber Heini! - Denn so heißt du ja wohl? -
Über die Folgen der Weiber und des Alkohol
Musst du mal deine Mutter befragen, -
Oder nein!! Besser schon gehst du
Damit zum Lehrer. - Ich will dir nur Eines sagen:
Gehe niemals zur See!! Verstehst du?
Denn das Seemannsleben ist sauer ernst und schwer;
Und wie du mich hier mit meinem weißen Bart
Siehst - du dummer Bengel, so kik doch her! -
Habe ich mir bis heute noch keinen Groschen erspart.
Mein lieber Heini! Du bist heute konfirmiert oder eingesegnet.
Ich schenke dir hiermit, weil du nun eingesegnet oder gefirmt
Bist, diesen Schirm. Nicht, dass er dich jemals beschirmt.
Sondern, wenn's mal recht kabelgarndick vom Himmel regnet,
Sollst du ihn an der nächsten Kante in Stücke zerschlagen.
Denn ein rechter Kerl muss jedes Wetter vertragen
Und nur auf Gott und seinen Kaptein vertraun.
Und sollte dir jemals jemand was andres sagen,
Dem musst du deine Seekiste über den Bregen haun.
Weil ein Mann sich soll als Kerl benehmen.
Und lass dich nicht vor den Landratten lumpen.
Wenn wir uns auch mal im Hafen den Schlauch vollpumpen,
Deswegen braucht sich von uns an Deck keiner zu schämen.
Denn jedes Frauenzimmer will sich doch mal amüsieren,
Und als Schiffsjunge heißt es vor allem parieren.
Wenn einem draußen solch dicker Teifun
Durch Nase und Arschloch pfeift, - -
Dann hättest du Großvater Daddeldun
Sehen sollen, wie er den Jungens die Eier schleift!
Hauptsache ist, dass man nur richtig die Lage peilt.
Was die Studierten predigen, das ist alles Beschiss.
Mein erster Bootsmann hat sich viermal die Syphilis
Nur mit Spiegelscherben und Branntwein geheilt. -
Was feixt du da, naseweiser Flegel! -
Das ist alles Wort für Wort wahr
Und gar nicht zum Lachen.
Na lass man. Du bist erst fünfzehn Jahr.
Da wollen wir beide mal heute mir vollen Segeln
So einen Trip durch Sankt-Liederlich machen."
Joachim Ringelnatz