monogam
*********lebee:
. . . Monos (einzig) Gamos (Ehe) . . .
Monogam ist die Abgrenzung zu polygam. Interessant für diese Diskussion ist also eigentlich nur die Auffassung von Ehe.
*********************ersprechen:
“Wollen Sie, Frau/Herr X mit Ihrer/em hier anwesenden Verlobten, Frau/Mann Y, die Ehe eingehen? - dann antworten Sie bitte mit Ja.”
Das standesamtliche Eheversprechen gibt nicht viel her, wie unser Staat denn Ehe definiert. Sicher ist jedoch, dass ein Zusammenleben nicht gefordert ist. Man bleibt verheiratet, auch wenn man nicht eine Wohnung teilt. Es ist allerdings für eine Scheidung erforderlich die Zerrüttung der Ehe durch unter anderem getrenntes Wohnen anzuzeigen.
******************rsprechen:
Name des Partners, vor Gottes Angesicht nehme ich dich an als mein/e Frau/Mann. Ich verspreche dir die Treue in guten und bösen Tagen, in Gesundheit und Krankheit, bis der Tod uns scheidet. Ich will dich lieben, achten und ehren alle Tage meines Lebens.
Das christliche/katholische Eheversprechen gibt etwas mehr Futter für diese Diskussion. Aber auch hier ist sexuelle Exklusivität nicht explizit Teil des Eheversprechens. Auch ein Zusammenleben wird hier nicht gefordert. Das christliche Eheversprechen fordert Treue, Achtung und Ehrung bis zum Lebensende.
*********************von Treue:
1. das Festhalten an einer einmal eingegangenen Bindung zu jmdm. oder etwas.
"die Treue eines Freundes/Mitarbeiters"
Synonyme: Loyalität
2. die Tatsache, dass man außerhalb einer Partnerschaft keine sexuellen Beziehungen hat.
"die eheliche Treue"
Unser großer Bruder, der uns ständig über die Schulter guckt, sieht die eheliche Exklusivität für Treue in der sexuellen Beziehung. Da das Autorenpaar aber keine Beziehungen zu den anderen Sexualpartnern eingeht, wäre diese sexuelle Exklusivität gewährleistet.
********a/de:
Der Begriff "Treue" wird umgangssprachlich häufig synonym mit sexueller Exklusivität beziehungsweise Monogamie in der Partnerbeziehung gebraucht. Treue soll in diesem Zusammenhang ausdrücken, dass der Partner außerhalb der Partnerbeziehung keine sexuellen Kontakte mit anderen Personen eingeht.
Da wir unserem großen Bruder nicht alles glauben sollten, auc wenn er vielleicht alles über uns weiß, gucken wir doch mal bei Wikipedia nach. Und da stellen wir fest, dass Wikipedia im Treuebegriff sehr wohl die sexuelle Exklusivität ausserhalb der Paarbeziehung als normativ ansieht.
Ich bin über noch einige weitere Definitionen gestolpert, die unterschiedliche Einordnungen verwenden. Dadurch dürfte klar sein, dass der Begriff der Treue nicht klar abgegrenzt werden kann und sehr individuell ist. Womit wir wieder beim Problem der Begriffsnormativität sind. Christliche Lebensentwürfe verlieren stark an Bedeutung (nur noch ca. 56% Katholiken und Protestanten). Sie wirken jedoch noch immer in uns fort. Ebenfalls starken Einfluss haben die Entwicklung zur Kleinfamilie im Zuge der industriellen Revolution, die sich durch die digitale Revolution sogar noch deutlich beschleunigen. Zusammen mit einem immer stärker werdenden Individualismus und der damit einhergehenden Akzeptanz von Andersartigkeit gerät diese Normativität jedoch an ihre Grenzen und der vermeintliche Konsens wird schwächer. Dieser Artikel ist dafür ein wunderbares Beispiel.
So sehr ich die Haltung von Puristen verstehen kann, dass das doch nicht so genannt werden sollte, so aussichtslos ist dieser Kampf. Denn die beschriebenen Vereinbarungen und impliziten Grenzen und Gedankenmodelle der Swingerszene, die hier beschrieben werden, sind eindeutlich von monogamen Gedankenmodellen der Exklusivität geprägt. Nur die Treue wird anders definiert. Es geht nicht mehr um sexuelle Exklusivität in jeder Situation, sondern darum, dass Exklusivität im Einverständnis und im gemeinsamen Erleben gewährt und eingefordert wird.
Der Übergang zum polyamoren Lebensmodell mit Primärbeziehung und Nebenbeziehungen ist hier fließend. Gerade der Verlust der Normativität von Innen und Aussen ermöglicht es dem Titel dieses Threads so provozierend zu wirken. Der Bruch mit dem Begriff der Monogamie. Die Umdefinition von Treue unter dem Deckmantel der Monogamie erzeugt dir Provokation. Nüchtern betrachtet ist das aber gar nicht so falsch.