Was mich vor allem interessiert, ist ob vor allem Frauen sapiosexuell sind. Weil es ja auch so ein bisschen zu der Geschlechterrolle passt, dass die Frau gerne einen Mann zum hochschauen möchte. Ist es vielleicht so, dass sich viele Frauen daher von intellektuellen Männern angezogen fühlen, weil das dann vielleicht auch gute Versorger wären? - Was denkt ihr?
Mich interessiert daher, ob es auch Männer gibt, die den Intellekt einer Frau sexuell anziehend finden, denen der Intellekt einer Frau den sexuellen Kick gibt. Sind also eher Frauen so gepolt, oder gibt es auch Männer, die sich vom Intellekt einer Frau sexuell angezogen fühlen?
Mein Input zum Thema "Sapiosexualität" (oder zum Thema "Intelligenz ist sexy", was damit ja verwandt ist und oft auch synonym genutzt wird) würde eine eigene Abhandlung benötigen, aber darum geht es ja dankenswerterweise nicht.
Allerdings muss ich etwas zum Begriff "Sapiosexualität" sagen - ich finde ihn zum einen arg prätentiös und zum anderen irreführend: Alle anderen Begriffe mit dem Suffix "-sexuell" beschreiben die sexuelle Orientierung, "Sapiosexualität" müsste demnach (wenn man konsequent wäre)
eigentlich den Umstand beschreiben, wenn sich jemand zum "Geist" hingezogen fühlt und dem alles andere unterordnet. Irgendwo in der Mitte des Threads meinte jemand, dass demnach eine sapiosexuelle Person eigentlich auch die Frage nach dem Geschlecht verwerfen müsste, was zwar reichlich seltsam klingt und auch mit einer Mischung aus Belustigung und Unverständnis verworfen wurde, aber streng genommen korrekt ist.
Tatsächlich umschreibt "Sapiosexualität" aber im Grunde nichts anderes als eine Präferenz, wie es sie zu Dutzenden gibt (Alter, Größe, Figur, Gesichtsästhetik, Oberweite, Genitalausstattung, Haartracht und -farbe, Pigmentierung etc.), ohne dass irgendjemand mit diesen Vorlieben einen schicken Terminus aus dem Ärmel schütteln müsste, um sie zu beschreiben. Und als Glatzeninhaber kann ich durchaus bestätigen, dass es so manche Frau gibt, für die reichlich vorhandenes Haupthaar absolut unverhandelbar ist - von "Capillosexualität" (oder wie auch immer das heißen würde) habe ich allerdings noch nie gehört.
Aber zurück zur eigentlichen Frage:
Ich vermute einfach mal, dass Männer tatsächlich seltener "sapiosexuell" sind als Frauen (wobei ich allerdings ganz stark davon ausgehe, dass auch Frauen sich allgemein weitaus seltener und in weitaus geringerer Intensität zu Intelligenz hingezogen fühlen, als sie gerne behaupten). Aber nicht etwa deswegen, weil Männer speziell Intelligenz bei Frauen als wenig attraktiv empfinden und gerne ahnungslose Dummweibchen haben, die sie 24/7 ob ihrer überlegenen Geistesgaben bewundern, sondern ganz schlicht und einfach deswegen, weil Männer ganz allgemein deutlich geringere Ansprüche haben, insbesondere, wenn es um Sex geht - und hängt nicht zuletzt auch damit zusammen, dass wir es uns einfach nicht leisten können, einen ganzen Forderungskatalog für potenzielle Freundinnen+ zu formulieren.
Und dann kommt eben noch dazu, dass geistige Werte selbst nur bedingt ein "Attraction Trigger" sind, wenn es um eine vorrangig körperliche Aktivität wie Sex geht. Das heißt jetzt nicht, dass Intelligenz beim Daten, Flirten etc. gar keinen Unterschied macht; aber wenn es beim Thema Sex hart auf hart kommt, wird ein normaler Mann im Zweifelsfall eher beim Geist als beim Körper zu weitreichenden Kompromissen bereit sein.
Bei festen Beziehungen mag es nochmal ganz anders aussehen, was den Stellenwert von Intelligenz und Persönlichkeit angeht, aber da betreten wir auch wieder ganz anderes Gebiet.
Diese Erfahrung mache ich ebenfalls immer wieder. Hier haben zum Beispiel schon einige Frauen gesagt, sie stehen auf grosse Männer. Damit hat niemand ein Problem. Sobald aber jemand auf Intellekt steht, wird es heftig diskutiert und einem abgesprochen, resp. möglichst relativiert.
Du vermischst hier zwei verschiedene Dinge, scheint mir.
Einmal hast du die üblichen Präferenzen, die hier im Joyclub immer wieder formuliert werden - ich habe oben ja einige genannt (Alter, Größe, Figur, Gesichtsästhetik, Oberweite, Genitalausstattung, Haartracht und -farbe, Pigmentierung etc.). Bei diesen ist es in der Tat so, dass sie akzeptiert werden - "akzeptiert" bedeutet hier allerdings nur, dass man jemandem glaubt, der behauptet, diese Präferenz zu haben, nicht etwa, dass sie der Person auch kampflos zugestanden wird.
Bei vorgeblicher Sapiosexualität geht es - das ist zumindest mein Eindruck, und zu einem gewissen Grad auch meine Meinung - allerdings mehr darum, dass man die Behauptung an sich bezweifelt. Will meinen: Es wird dir nicht dein Recht abgesprochen bzw. zumindest in Frage gestellt, diese Vorliebe zu haben (wie es normalerweise bei Vorlieben der Fall ist). sondern dir wird die Vorliebe an sich abgesprochen. Mit anderen Worten: Man glaubt dir nicht.