Liebe TE
Das Erste, was Du tun solltst, ist, Dich von den seltsam antiquierten Ansichten Deiner Familie frei zu machen.
Du hast bei uns in der Familie als Frau eine Pflicht zu erfüllen. Darüber wird nicht diskutiert.
Du prangerst es zu Recht an, dass alleinerziehende Frauen zu den Verlierern unserer Gesellschaft gehören und es, hinter all der schönen theoretischen Chancengleichheit immer noch so ist, dass Frauen sich nach wie vor meist entscheiden müssen, ob sie Mütter werden oder berufliche Ziele erreichen wollen.
Wie kannst Du dann gleichzeitig meinen:
Ich habe mich zu oft damit rumgeärgert. Es ist Zeit sich damit abzufinden.
Solange sich das viele Frauen gefallen lassen, wird sich daran nichts ändern.
Hierbei sind vor allem die Mütter gefragt. Zu denen zähle ich nicht.
Tu das nicht! Es geht nicht darum, dass die Problematik Dich akut nicht selbst betrifft, sondern darum, dass Du als Frau betroffen sein
könntest. Mit so einer Haltung ändert sich nie was.
Zu Deinen Ausgangsfragen:
Ich frage mich derzeit, ob es in Ordnung ist, wenn man trotz gemeinsamer Kinder (die noch nicht erwachsen sind) eine neue Beziehung anfängt?
Ja, ist es.
Wer Kinder hat, ist es ihnen schuldig, in der Funktion als Eltern zusammenzuarbeiten, aber das bedeutet keineswegs, dass man eine kaputte Beziehung aufrecht erhalten oder nach deren Ende zölibatär leben müsste.
Sicher bedeutet das bei (ernsthaften) neuen Beziehungen, dass auch der Aspekt, welche Art von Verhältnis ein neuer Partner zu den Kindern haben soll, eine Rolle spielt, und dass die Wahl eines neuen Partners nicht unbedingt leichter wird, aber Alleinsein bedeutet das nicht.
Ich denke eher, dass der "märtyrerhafte" Verzicht auf eine neue Partnerschaft bis die Kinder aus dem Haus sind eine negative Wirkung auf die Beziehung zu den Kindern hat, weil unterbewusst sehr schnell der Vorwurf "Euretwegen muss ich allein bleiben." entsteht oder im schlimmsten Fall von älteren Kindern plötzlich erwartet wird, partnerschaftliche Aufgeben zu erfüllen. (Sich Sorgen und Probleme der Eltern anhören, ein nicht altersangemessenes Maß von Verantwortung übernehmen, sich mehr als zumutbar um jüngere Geschwister kümmern etc.)
Da ich der Auffassung bin, dass 2 Menschen zur Kindererziehung gehören, weil auch 2 für die Entstehung eines Kindes verantwortlich sind, möchte ich eigentlich keinen Partner mit Kindern haben, fürchte aber, ich werde bald nicht mehr drum herum kommen. Ist eben das Alter. Ich bin damit etwas überfordert.
Ich kenne die Problematik.
Niemand hat das Recht, von einem Anderen zu erwarten, dass er zugunsten einer neuen Beziehung das Verhältnis zu bereits vorhandenen Kindern ändert.
Andererseits habe auch ich mich gegen Kinder entschieden und verstehe, dass man nicht plötzlich welche als "kostenlose Beigabe" bekommen möchte (Auch wenn niemand von Dir erwartet, dass Du die Mama spielst. Eine Mutter haben diese Kinder ja normalerweise.).
Die Lösung ist einfach: Männer mit Kindern kommen für eine ernsthafte Beziehung nicht in Frage.
Aktuell dürfte Dich das noch nicht betreffen (wenn Du nicht auf deutlich Ältere stehst), aber, ja, in 10-15 Jahren wird das die "Auswahl" für Dich einschränken, wenn sich Deine Haltung in dem Punkt nicht ändert.