Ich denke, dass das Thema vor allem dann sehr realitätsnah wird, wenn es um männliche Subs geht.
Auf einem Stammtisch hatten wir das Thema kürzlich wieder mal: Wie geht man eigentlich mit Menschen um, die angeben "keine Tabus" zu haben? Da ist das Vertrauen doch von vorneherein im Eimer, weil man weiß, dass diese Personen offensichtlich noch nie über irgendwelche eigenen Grenzen nachgedacht haben. Das klärt dann auch, dass das Vertrauen in diese Richtung ebenfalls wichtig ist, denn keiner der Anwesenden hätte sich auf jemanden, der/die keine Tabus hat angeblich, eingelassen.
Ich unterscheide da zwischen drei Ebenen des Vertrauens, die es geben muss in diese Richtung:
1. Dass Dom vertrauen kann, dass Sub Abbruch signalisiert, wenn es Sub überfordert
2. Dass Sub immer Dom die Wahrheit sagt, grundsätzlich. Wichtig vor allem, was körperliche Einschränkungen betrifft
3. Dass Dom vertrauen kann, dass Sub niemals Dom einen Vorwurf machen wird, wenn mal etwas daneben gehen sollte.
Punkt Nummer 1 betrifft das Spiel selber. Falscher Stolz hat hier nichts zu suchen, wenn Sub merkt, dass es ihm/ihr zu viel wird, nicht denken dass man dann ein Weichei ist oder Ähnliches - Abbruchwort sagen, fertig. Sich selbst im Vorwege überschätzt zu haben kann jedem mal passieren.
Punkt Nummer 2 geht weiter. Es betrifft vor allem den Bereich vor und nach einer Session. Tabus sollten klar sein, womit Sub schon Erfahrung hat und womit nicht, ob Sub in Form ist oder nicht, was Dom mit Sub nicht tun kann (z.B. keine Hängebondage, weil Bandscheibenvorfall etc.). Danach dann auch Ehrlichkeit, was und ob es Sub gefallen hat, und was gegebenenfalls nicht. "Alles schick", wenn es Sub eigentlich total doof fand, kommt häufiger vor als man denkt. Leider.
Punkt Nummer 3 betrifft Grundsätzliches, die Vorstellung von Sub, wie perfekt ein Dom zu sein hat. Es sollte klar sein, dass es den perfekten Dom nicht gibt und immer irgend etwas schief gehen kann. Selbst den erfahrensten Doms passiert das. Wenn Sub das aber anders sieht, dann wird's gefährlich, denn dann ist von Schuldzuweisungen bis hin zur Anzeige der Weg echt nicht mehr weit.
Ich stand beispielsweise mal dicht vor einer Anzeige, weil ich eine Frau, die selbst angab, "etwas härter angepackt" werden zu wollen, ich solle bloß nicht zimperlich sein, etc. pp., dann mal mittendrin leicht auf ihrem Rücken gekratzt hatte. Sie flippte völlig aus, wie ich das denn machen könne, das wäre nicht abgesprochen gewesen - das volle Programm.
Seitdem weiß ich: Bevor nicht sicher ist, dass diejenige nicht nur
sagt, sie stehe auf den Kram, sondern es auch tatsächlich
tut, sollte man nicht zu viel Vertrauensvorschuss hier geben.
Insgesamt aber ist das mit dem Vertrauen gar nicht so schwer. Reden hilft.