Sexsucht oder der Reiz des Verbotenen?
Wenn ich es richtig verstehe, habt Ihr in Eurer Beziehung nicht den Punkt erreicht, an dem es Dir zu viel wurde und er seine Sucht nur damit befriedigen konnte, dass er andere Wege gegangen ist. An so einem Punkt würde ich Sexsucht (vorausgesetzt es ist wirklich eine) gelten lassen.
Hier scheint es aber eher darum gegangen zu sein, „eigene Wege“ zu gehen und vielleicht auch etwas heimlich tun zu können (der Reiz des Verbotenen - Kind/heiße Herdplatte). Wenn es um so etwas geht, kannst Du die Grenzen noch so weit setzen und bekommst es dennoch nicht gesichert in den Griff. Zwar würde vermutlich kein Kind ein zweites Mal die Herdplatte berühren, aber...
Eine Sexsucht würdest Du m.E. auch im Alltag bemerkt haben (extrem häufiges Verlangen, etc.), sie manifestiert sich nicht erst mit dem Seitensprung, es sei denn, Ihr geht sehr oft eigene Wege und verbringt wenig Zeit mit einander.
Generell ist ein Seitensprung nach meinen Erfahrungen (auf beiden Seiten) selten an sich das Problem, sondern immer ein Indikator oder Symptom für Defizite in der Beziehung. Der Fremdgänger sucht woanders, was er in der Beziehung vermisst. Das können Gespräche, Geborgenheit oder schlichtweg das Neue oder die Heimlichkeit sein.
Je nachdem, wie lange Ihr zusammen seid und wieviel Zeit Ihr aktiv und bewusst zusammen verbringt, mag auch die tägliche Routine, Stress, etc. die Defizite in den Hintergrund drängen.
Insofern wünsche ich Euch viel Erfolg bei der Therapie und Dir speziell, dass Ihr beide wirklich die Karten auf den Tisch legt, denn die Zweifel bekommst Du nur über sehr viel Transparenz/Ehrlichkeit und einen langen Zeitraum wieder weg. Und der Grad zwischen gesundem Misstrauen und Kontrollwahn ist recht schmal.
Was sich m. E. keiner antun sollte (auch wenn die Gefühle, Ängste, etc. noch so groß sind), ist ein Leben in ständigem Misstrauen und Eifersucht, denn das kann einen selbst zerfressen und zum Wrack werden lassen. Den Partner vergrault man damit ohnehin.
Insofern kann ich nur anregen, offen an die Therapie heranzugehen, sich eine Zeitschiene festzulegen und sich am Tag X die Frage stellen, ob man zur Tagesordnung übergehen kann/will oder nicht. Vor den Konsequenzen einer Trennung (weil man dem Partner nicht mehr vertrauen kann), darf man m.E. nicht zurückschrecken. Der Trennungsschmerz ist nichts gegen ein Leben in Misstrauen und Eifersucht.
An der Stelle solltest Du Dir von niemandem die Entscheidung abnehmen lassen. Dazu passend ein schöner Spruch, der viel Wahrheit in sich birgt: „Höre stets auf Dein Herz, denn es hat bereits geschlagen, lange bevor Du denken konntest!“
Leider haben viele von uns verlernt, auf ihre Gefühle und Instinkte zu hören...
Ich wünsche Dir jedenfalls viel Glück und Erfolg, ganz gleich für welchen Weg Du Dich letztlich entscheidest.