Wenn der Partner fremd geht, dann kann mit der Beziehung etwas nicht stimmen. Jedoch muss das nicht zwangsläufig so sein. Der Treuebegriff, der oft zugrunde gelegt wird, geht davon aus, dass Menschen zwangsläufig treu bleiben, wenn die Beziehung in Ordnung ist. Dieses Verständnis von Treue ignoriert aber, dass Menschen Schwächen haben und nicht immer "perfekt und richtig" handeln, selbst wenn alles stimmt.
Ich möchte da nicht falsch verstanden werden. Ich möchte auch nicht betrogen werden und ich finde auch, dass man ehrlich sein soll. Mir ist das Urteil nur zu hart. Selbst wenn ich davon ausgehe, dass in der Beziehung etwas nicht stimmte, dann bietet sich doch auch die Möglichkeit darüber zu reden und vielleicht eine Lösung zu finden. Es muss nicht zwangsläufig die Trennung sein. Man muss nicht alles wegwerfen, sobald mal eine Krise auftaucht.
Nun kann man natürlich dagegenhalten, dass es ein Vertrauensbruch war, aber selbst so etwas kann ein Beziehung überstehen. Ein wichtiger Aspekt ist auch die Länge der Beziehung. Wenn ich mit jemanden schon seit Jahren liiert bin, dann trenne ich mich doch nicht sofort, sobald auffliegt, dass meine Partnerin fremdgegangen ist. Was wären dann die gemeinsam verbrachten Jahre wert? Ich weiß. Vertrauensbruch! Aber wenn man danach nicht mal versucht darüber zu reden und wieder einen gemeinsamen Weg zu finden, dann ist doch die Frage von welcher Seite aus die Beziehung nicht mehr stimmt.
Menschen machen Fehler und jeder hat eine zweite Chance verdient. Und zudem ist das Zwischenmenschliche zu komplex, um es Norm X und Schema F zu reduzieren.
Ich für meinen Teil kann da keine vorgefertigte Lösung anbieten. Nach dem Fremdgehen kann es zu einer Trennung kommen, aber es muss nicht zwangsläufig so sein.