Interessant, dass von den (leider bisher wenigen) Beiträgen viele auf die fehlende Augenhöhe und die unterschiedlichen Lebenserfahrungen abzielen.
Lassen wir mal außen vor, dass es eine gewisse Zahl von Arschlöchern gibt, die einfach nur hoffen, jemanden zu finden, der leicht zu formen ist und den man so schön in Abhängigkeit bringen kann. Die dürfte es noch immer zuhauf geben und auch wenn viele von ihnen irgendwann auf die Schnauze fallen, sie sind ja nicht die, um die es gehen soll.
Die Aussage, jüngere Frauen (gilt äquivalent für jüngere Männer, die aber hier nicht Thema sind und der Fall dürfte nicht so oft auftreten) hätten nicht die gleichen Lebenserfahrungen impliziert ja auch die Annahme, jeder hätte den gleichen Lebensplan. Beispiel (und nur ein Beispiel): Mir wäre es in jüngeren Jahren nie in den Sinn gekommen, Kinder haben zu wollen, einige Bekannte von früher haben sich bewusst dafür entschieden. Meine Sichtweise (jüngere Jahre unbeschwert nutzen) war konträr zu ihrer (mit Mitte 40 und dann unbeschwert leben). Manch einer hat gar kein Interesse, auf die gleiche Weise Lebenserfahrungen zu sammeln. Eine Bewertung werde ich da nicht abgeben. Aus meiner heutigen Sicht: Mit zwei meiner ehemaligen WG-Mitbewohnerinnen, würde ich sie heute als junge Studentinnen kennenlernen, würde ich partout nichts anfangen wollen. Mit einer dritten, die damals recht früh eine Beziehung mit einem Wissenschaftler Mitte 30 einging schon. Sie sind, soweit ich es mitbekomme, alle recht zufrieden heute.
Persönlich finde ich btw. gerade die unterschiedlichen Lebenserfahrungen auch sehr spannend (weshalb ich ganz nebenbei auch ältere Frauen spannend finde). Weil ich von jemandem, der andere Erfahrungen hat, einfach mehr für mich mitnehme. Ich bin bspw. auch politisch aktiv, mein Freundeskreis ist politisch eher in einer anderen Richtung. Da empfinde ich den Austausch einfach als wesentlich fruchtbarer.
Bei jüngeren (Männer schließe ich da ein) erlebe ich häufiger (Ausnahmen bestätigen wie immer die Regel) mehr Bereitschaft zu Querdenkertum. Klar kommt dabei reichlich viel Mist herum, aber eben auch viele richtig spannende Sachen. Nicht umsonst haben etwa bedeutende Wissenschaftler auffällig oft ihre besten Entdeckungen in jungen Jahren gemacht. Jüngere Menschen bringen einen anderen Blickwinkel. Da ich Männern sexuell nicht allzuviel abgewinnen kann stehe ich halt eher mal auf jüngere Frauen.
In dem Zusammenhang noch gar nicht genannt: Musen sind auffällig häufig jünger als die, die sie inspiriert haben. Historisch betrachtet gibt es weitaus mehr weibliche Musen, was meines Erachtens aber vor allem eine gesellschaftliche Frage ist. Die einzige Frau, die mir ad hoc einfällt, die eine jüngere männliche Muse hat ist Vivienne Westwood. Gerade unter Künstlern ist das Modell einer jüngeren Muse auffallend oft zu finden. Ich vermute, weil bei Künstlern Inspiration eine besondere Rolle spielt und da innovative Gedanken überproportional häufig von jüngeren Menschen kommen, suchen sie natürlich jemanden, der ihnen hilft.
Nun bin ich weit davon weg, mich als Künstler zu sehen, nicht mal mit viel Wohlwollen betrachtet wäre ich das.
Aber ich merke, dass jüngere Frauen in gewissen Punkten Ideen haben, die ich so nicht hätte. Das ist dann die Leichtigkeit, die ich bei meinen Altersgenossen oft vermisse.