Krebs geheilt - Rest ziemlich kaputt
Bei mir begann das Drama vor 3 Jahren. Der PSA-Wert war wegen der vergrößerten Prostata schon länger zwischen 6 und 8, schnellte dann aber plötzlich hoch auf 12 und mehr. Also Biopsie im Krankenhaus und als Ergebnis diverse Stanzen mit Gleason-Score 6, 7a und b. Die Empfehlung war klar: OP mit Prostata-Entfernung. Habe dann eine Weile rum überlegt, welche Klinik dafür am Besten wäre und hatte dann auch schon einen Termin in der Martini-Klinik in Hamburg bei einem der bekannten Profs. Da aber gerade Corona in voller Blüte geherrscht hat, habe ich diesen Termin wieder abgesagt und einen in der nächsten Uniklinik (Freiburg) vereinbart. Dort wurde ich dann im April 2021 mit Da Vinci operiert, anschließend noch 4 Wochen zur Reha, da die Inkontinenz sich kaum verbesserte.
Wegen der weiter bestehenden Inkontinenz hatte ich dann diverse Physio-Termine aber auch Blasenspiegelung in der Klinik, bei der festgestellt wurde, dass der Harnröhrenschließmuskel eigentlich schon funktioniert, aber halt nicht wirklich dicht macht.
Im Sommer 22 stieg der PSA-Wert dann wieder an, somit gab es also noch Gewebe, das Krebszellen enthielt, die sich nun zu vermehren begannen. Dagegen bekam ich dann Bestrahlungen über 8 Wochen hinweg, insgesamt 37 Termine.
Nun sind die PSA-Werte an der Nachweisgrenze, also gut - aber mir geht es zwischendurch besch...
Ich bin, trotz mehrerer Therapien immer noch inkontinent, brauche 3 - 4 Vorlagen pro Tag und habe mittlerweile die Hoffnung ziemlich aufgegeben, nochmals ganz "dicht" zu werden. Die Potenz ist ebenfalls kaputt, ich kann mit einer Penispumpe eine mäßige Erektion erzeugen und habe mit meiner Frau ab und zu auch GV. Im Ergebnis ist das Ganze aber eher mühsam und kläglich, der Orgasmus dabei erreicht veilleicht 20% von dem was früher war. Trotzdem ist es manchmal schön, die Intimität zu erleben. Bei der Masturbation kann ich eher stärkere Orgasmen erleben.
Da die Sexualität für mich immer sehr wichtig war (viel wichtiger als meiner Frau) schlägt sich die neue Lebenssituation sehr auf meine Psyche nieder. Ich fühle mich oft depressiv und habe manchmal richtig üble "schwarze Tage".
Ich habe noch Kontakt zu Mitpatienten aus der Klinik und der Reha und bin erstaunt, dass alle aus diesem Kreis, die an der Uniklinik operiert wurden, die Inkontinenz nicht in den Griff bekommen, während 3 oder 4 andere, die am benachbarten kleineren Krankenhaus operiert wurden, viel besser da stehen. Daraus folgt für mich, dass es unbedingt wichtig ist, mit ehemaligen Patienten zu sprechen um die beste Klinik in der Nähe zu
finden.
Wünsche allen, die die OP noch vor sich haben viel Glück und Ärzte, die ihr Handwerk verstehen. Leider gibt es bis jetzt zur OP oder Bestrahlung ab einem gewissen Fortschreiten des Karzinoms keine wirklichen Alternativen und ein paar mehr Jahre Leben wären ja auch noch ganz schön...
Gruß an alle Betroffenen Gustav