@RubberNecktie
So entstehen moralische Vorstellungen und die verstärken das ganze auch noch.
Immer diese Moral, um die geht es dabei gar nicht.
Es geht darum, was ich möchte und wie ich mein Ziel erreiche. Da denke ich als Frau nicht anders als ein Mann. Auch wenn es immer heißt, Frauen sind Gefühlsmenschen und Männer angeblich immer rational. Das ist schlicht und ergreifend gelogen, genauso wie die Moral vorzusschieben oder die Frau sei nur verklemmt oder unerfahren, wenn sie nicht sexuell schnell verfügbar ist.
Wie oft wollte mir ein Mann schon erklären, was für ein Held er im Bett ist. Nur um mich in selbiges zu locken. Mich erheitern solche Bemühungen nur, wenn er mir erklären will, dass ich nur noch nicht den richtigen Mann gefunden habe, den er natürlich darstellt. Ernst nehmen kann ich das nicht.
Ich vermute, diese wiederkehrenden Diskussionen, da geht es unter dem Strich um die Erfahrungen mit Unaufrichtigkeit und Egoismus, mit der Angst vor Verbindlichkeit oder nur wie ein Sexobjekt benutzt zu werden.
Vielen Männern reicht es, können sie überhaupt einen wegstecken, die Qualität ist dabei häufig nebensächlich. Da geht es vielmehr um Ego, sich selbst zu schmeicheln und die Interessen der Frau sind sekundär. Denn wenn dann mal eine Frau vor ihnen steht, die im Bett an den Mann klare Erwartungen heranträgt, nehmen viele die Beine in die Hand.
Unsere Gesellschaft ist hier in der Tat noch nicht so weit, Sexualität wirklich frei und locker zu betrachten und entsprechend entspannt damit umzugehen. Viele Männer betrachten entspannt und frei = Sex mit einer Frau schnell für sie verfügbar. Und möglichst mühelos und verpflichtungsfrei zu ihrer Entspannung zu kommen. Viele Frauen verstehen darunter, entspannt Nein zu sagen und klar zu formulieren, was sie mögen und was nicht, ohne als verklemmte frigide Frau dazustehen.
Interessant finde ich, wenn ich als Frau einen Mann so behandele, wie umgekehrt viele Männer Frauen behandeln, fühlen sie sich genauso benutzt und hinterher weggeworfen wie umgekehrt. Sie zieren sich dann genauso wie umgekehrt Frauen und wollen natürlich respektvoll behandelt werden und umworben werden. Möchten spüren, dass sich der andere Mensch wirklich für sie begeistert und sie begehrt.
Ich habe auch den Eindruck, Männer können sich häufig besser selbst beschwindeln. Sie legen ihr Kopfkino wie eine Schablone auf das Date und zaubern sich das Drumherum zurecht, sodass es gefällt. Sobald es vorbei ist, werden sie wieder zu Fremden, die ihren eigenen Weg gehen. So mache ich es, wenn ich der Selbstbefriedigung fröhne. Nur dass da niemand weggeworfen oder in den Schrank gestellt wird, sobald es vorbei ist. Es ist ja nur eine Fantasie, der kann man nicht wehtun.
Dieses Benutztwerden ist es, was vielen Menschen nicht gefällt. Einfach ein Stück Fleisch zu sein, kein ganzer Mensch. Das Gefühl danach ist so fahl und so furchtbar, dass das vielmehr der Grund ist, wieso viele Frauen Nein sagen. Und auch Männer auf Distanz gehen, sobald sie merken, die Frau sieht nur ihre Potenz und nicht sie als Mensch.
So ein Date, ist das nicht immer auch ein Zauber? Etwas Magie und Erotik, wenn es beginnt zu knistern? Ist so ein erstes Date nicht sehr viel mehr als nur einen Körper zu finden, der sexuell befriedigen soll? Ist es nicht das erste Begehren, dass in den Augen des anderen Menschen aufleuchtet, wo beiden klar ist, wo es enden wird, wenn man miteinander weiter geht? Jener Zauber, kurz vor dem ersten Kuss, ein Feuerwerk der Sinne, die Neugierde auf den anderen Menschen, die ersten Unsicherheiten, wie es sich anfühlen wird, wenn... wirklich begehrt zu werden.
Ich kenne Männer, die das als lästig empfinden. Männer, die bei den Pick Up Artists nach einer Zauberformel suchen, wie sie die Frau schneller in die Kiste bekommen. Die meisten scheitern kläglich, lernen nie, worum es geht, wenn es zwischen Mann und Frau funkt. Und die, die die Kurve kriegen, verabschieden sich recht zügig von dieser seltsamen Aufreißerszene. How I met your mother ist nicht umsonst so erfolgreich gewesen, es ist ein Spiegel unserer Gesellschaft. Es gibt viele Männer, die eifern einem Barney Stinson nach und bewundern solche Typen, und merken nicht, dass dieses Verhalten in Narzissmus und Beziehungsunfähigkeit führt.
Wann geht eine Frau mit einem Mann beim ersten Date denn nun ins Bett? Entweder ist sie selbst wie Barney Stinson und mag die künstliche Show drumherum. Oder aber sie hat den Eindruck, der Mann ist wirklich von ihr als Gesamtpaket begeistert. Meist wird sie sich dann trotzdem Zeit lassen, um auszuschließen, nur benutzt und weggeworfen zu werden. Das fühlt sich nämlich reichlich beschissen an (auch für Männer, die das erstmals erleben, von einer Frau nur benutzt und danach weggeworfen worden zu sein). Ich glaube, viele Frauen haben ein sehr gutes Gespür für die Intention ihres Dates. Deshalb auch so viele Neins. Es hat mit Moral nichts zu tun. Sondern mit Bedürfnissen, Respekt und verständlicher Weise Schmerzvermeidung.
Nun haut mich gerne, aber das was ich hier schreibe entspricht freilich nur MEINER Erfahrung und der so einiger Männer und Frauen, mit denen ich in meinem Leben gesprochen habe.
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