Ich wollte darauf raus, dass eigentlich jeder, der erkennt, dass eben auch jeder die Möglichkeit dazu hat, sehr wohl lernen kann (vielleicht nicht) zum "Superstecher" zu werden (aber vielleicht zu etwas, dass auf einer Skala von "kriegt keine ab" bis "Superstecher" schon recht weit Richtung "Superstecher" geht) - eben mit dem Willen dazu und unter der richtigen Anleitung.
ja, und genau da widerspreche ich dir aus mehreren Gründen. Der eine ist systembedingt und findet sich in der Gaußverteilung: Nicht jede*r kann derdie Attraktivste sein. Rein verteilungsbedingt.
Das zusätzlich quantitativ auf Dimensionen wie Intelligenz, beruflichem Erfolg oder Kommunikationskompetenz zu fokussieren halte ich für wenig zielführend und darüber hinaus schrecklich übersimplifiziert. Kunstwerke ergeben sich aus der Wirkung des Gesamtkonstrukts und nicht aus den einzelnen Farbtupfern. Das beinhaltet übrigens auch, dass Kunst Geschmackssache ist.
Ein weiterer Grund liegt in der Selbstwirksamkeitserwartung und dem Problem, was viele Theras, Coaches oder in welcher Hinsicht auch immer erfolgreiche Menschen haben: Sie glauben, nur weil etwas logistisch möglich ist, wäre es das auch für jede Person. Aber genau das beinhaltet Survivorship-Bias: Nur weil man selbst mit Verhalten X kein Problem hat, heißt das nicht, dass das Person Y genauso geht. Das ist der Unterschied zwischen Selbstwirksamkeit und Selbstwirksamkeitserwartung. Wenn man davon überzeugt ist, X nicht zu können, dann ist vollkommen irrelevant, ob man von den rein körperlichen Voraussetzungen X könnte. Klar kann man vieles Lernen, aber wie's im Kapitalismus halt so is (sorry für die Phrase): Zeit ist begrenzt, man kommt eh zu nix, man kann sich nich immer alles aussuchen, hat bildungsbedingt für vieles nich den Horizont, hat Torschlusspanik, noch nie was von Selbstwirksamkeit gehört, körperliche Gebrechen, die nicht nur zeitaufwand brauchen, sondern eine*n vielleicht auch nicht unbedingt in die Kategorie Traumprinz*essin einordnen... und überhaupt ist das Leben halt kein Ponyhof ^^
Die Gründe dafür wiederum liegen vielfältig und je nach Argumentationsrichtung im Bildungssystem, in der Gesellschaft, im Konkurrenzdenken, im Leistungsanspruch und für Erfolg gehört nebenbei eine gehörige Portion Glück dazu. Ich widerspreche da garnicht der Aussage, dass man an sich selbst arbeiten kann, aber zu glauben, dass jede*r hier "oben schwimmen" kann, ist mindestens Selbstbetrug, in der Regel aber Werbung.
Da hätte ich - nachdem ich Dein Profil gelesen habe - mehr an Toleranz und Verständnis von dir erwartet. Das klingt auch sehr nach survivorship bias.
Wenn jemand "mein Haus, mein Auto, meine Frau" gut findet, dann sei demjenigen das gegönnt.
Wenn das jemand scheisse findet, weil er es selbst nicht hat, es aber gerne möchte, dann liegt das meiner Meinung aber an der Einstellung desjenigen (psychische Gesundheit sei mal vorausgesetzt).
Wenn jemand "mein Haus, mein Auto, meine Frau" gut findet, dann sei demjenigen das gegönnt.
Wenn das jemand scheisse findet, weil er es selbst nicht hat, es aber gerne möchte, dann liegt das meiner Meinung aber an der Einstellung desjenigen (psychische Gesundheit sei mal vorausgesetzt).
Ja, das gehört auch zu meinem Schicksal: ich enttäusche Leute aus pädagogischen Gründen ganz gerne *legt theatralisch die Hand an die Stirn
Den Survivorship Bias seh ich da aber ehrlich gesagt nicht... (kann aber natürlich auch Betriebsblindheit sein).
Jein. Wenn du damit meinst, dass man sich dann von dieser Norm verabschieden sollte um authentischer zu werden, bin ich voll dafür (was eine*r innerhalb einer immernoch normzentrierten Gesellschaft je nach Grad der Abweichung der eigenen Wünsche ziemlich schwer gemacht werden kann - beispielhaft sei hier die obligatorische Frau ohne Kinderwunsch erwähnt). Wenn du aber meinst, dass jede*r mit der "richtigen" Einstellung (und Anleitung) an dieses Ziel kommen kann, gilt Absatz 4: Selbstbetrug oder Werbung (mMn.).
Aber mit der Toleranz hast du schon recht... die hält sich für generalisierte Aussagen zugegebenermaßen in Grenzen und ich kann dann nicht umhin, ne Portion Skeptizismus dazu zu packen (böse Zungen würden behaupten, ich würzte das noch Zynismus). Das richtet sich weniger gegen die Person als eben gegen die Illusion, dass das in jedes Menschen Möglichkeiten liegt. Also auch nicht bösartig: ich kann wirklich nur jede*n beglückwünschen derdie der Überzeugung ist, sich allein am eigenen Schopfe aus dem Brackwasser gezogen zu haben, alleine schon weil das psychologisch gesehen sehr gut für den Selbstwert ist. Mein Problem damit ist der daraus erwachsende Ableismus, wenn man das auch für andere voraussetzt. Aber das wird offtopic ^^