meine these ist ja, das wir menschen mit der lüge besser umgehen können und da ist die frage warum?
Naja in der Regel ist es doch so, dass eine Lüge nicht beunruhigen bzw. Sicherheit geben soll. Passend der Spruch "was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß". Lügen sorgen somit dafür, dass mein heiles Weltbild, mein mir Sicherheit gebender Alltag nicht gestört wird. Somit ist es nicht verwunderlich, wenn man mit der Lüge besser klar kommt. Es würde ja wenig Sinn machen eine Lüge zu wählen, die den Betroffenen genauso oder ähnlich verstört wie die Wahrheit selbst. Es sei denn, ich Lüge um ihn bewusst emotional aus dem Gleichgewicht zu werfen. Aber dann, kann man mit der Lüge auch nicht besser umgehen, da sie ja so gewählt ist, dass jemand z.B. ausrastet. und wenn wir mal alle tatsächlich, das sagen würden was wir wirklich denken, entsteht dann chaos?
Das käme auf die Reaktion des Gegenübers an. Je emotionaler die Reaktion, desto chaotischer die Folgen. Somit würde meiner Meinung nach nicht per se Chaos ausbrechen, aber die Chance ist natürlich gegeben. Sieht man ja häufig bei "Massenpaniken" bzgl. z.B. Lebensmittelskandalen. Selbst wenn das Wort Massenpanik vlt. übertrieben ist, so hat mit Sicherheit schon jeder direkt nach irgendeinem Skandal hastig bzw. leicht panisch irgendwann mal Informationen gesucht. die nächste these wäre, wir lügen, weil wir uns immer davon einen vorteil versprechen!
Naja wäre die These Wahrheit = Chaos zutreffend, so würde man (sofern man kein Chaos möchte) mit einer Lüge Chaos verhindern, was ein Vorteil wäre. Somit wäre dies ja nur eine logische Konsequenz.Mal angenommen ich bin fremd gegangen, komme morgens heim und behaupte ich war mit Kumpels feiern.
So ganz sicher bin ich mir nicht, ob hier die Lüge einen Vorteil generiert. Der Grund ist der, dass der Akt schon vollzogen ist. Anders wäre es, wenn ich die Lüge im Vorfeld nutze um den Betrug einzuleiten. Hier nutze ich ihn um die Folgen zu verhindern. Allerdings kann man auch sagen, dass sich aus der Verschleierungslüge ein Vorteil ergibt. Denn die Wahrheit würde meinen Alltag bzw. mein bisheriges Leben komplett verändern könnte (Streit, Tränen, Hass, Wut, Trennung, Wohnungsauflösung, neue Wohnung suchen müssen, finanzielle Einbußen usw) und dies wäre ein Nachteil.
Ich denke man kann schon von Vorteil sprechen, treffender fände ich aber vielmehr Angst (vor Folgen).
Angst davor, dass sich etwas ändert.
Abstrakt:
Jemand ist beim Arzt und bekommt gesagt "morgen wirst du sterben". Die Partnerin fragt nach dem Arztbesuch was der Arzt gesagt hat und der Mann antwortet "alles gut, kein Befund". Hat sich aus dieser Lüge tatsächlich ein Vorteil (im klassischen Sinn) für den Mann ergeben? (ethische Aspekte mal außer Acht gelassen). Natürlich kann man nun zig Gründe finden, die einen Vorteil herstellen lassen können. Man könnte unterstellen, der Mann habe gelogen, weil er den letzten Tag in Harmonie und Ruhe verbringen will. Dies wäre mit einer erschütterten, am Boden zerstörten Partnerin nicht möglich. Daher ist es ein Vorteil für ihn. Sofern er darin einen Vorteil sieht, würde die These Lüge= Vorteil auch hier stimmen. Aber ist das wirklich realistisch? Irgendwie glaube ich nicht so recht daran, dass jede Lüge dem Lügner grundsätzlich einen Vorteil verschafft.
Ich würde Lügen aber (vlt. sogar grundsätzlich) eine Schutzfunktion zuschreiben. Wobei dieser Schutz nicht zwangsläufig für den Lügner gelten muss, sondern auch auf den Angelogen wirken kann.
edit: Schutzfunktion kann nicht grundsätzlich stimmen.
Wenn ich lüge um jemandem bewusst weh zu tun, dann stimmt Schutzfunktion nicht. Denn durch die Lüge schütze ich (zumindest nicht zwangsweise) weder mich, noch den Belogenen, noch sonst wen.
Ich denke eine eindeutige Zuschreibung lässt sich nicht treffen. Es ist eher ein "Lüge kann..." als ein "Lüge ist...". Denn eine Lüge kann schützen, kann Vorteile verschaffen, kann Nachteile verschaffen, kann egoistisch sein, kann altruistisch sein, kann selbstlos sein usw.
Schwieriges Thema, welches sich eigentlich nicht in 10 min beantworten lässt. Ich merke auch jetzt bei schreiben, dass ich etwas wirr bin, was aus der Komplexität und den vielen Variablen resultiert. So bedarf es hier eher eines ausgeprägten Philosophiekurses über mehrere Tage und selbst dann wird es vermutlich kein "das ist die allgemeine Lösung" geben.