Meine und nicht nur meine Gedanken dazu
Ist der Twitteraufschrei #MeToo übertrieben?
Ich bin da zwiegespalten. Und ich habe dieses (und auch ähnliche frühere) Themen mit meinen Partnerinnen und anderen Frauen diskutiert. Und meine Partnerinnen mit anderen Frauen. Auch da ergibt sich ein sehr differenziertes Bild und nicht so eindeutig, wie #MeToo dargestellt wird.
Gehen wir vom Anfang dieser Geschichte aus, den Übergriffen des Harvey Weinstein, dann steht es außer jeden Zweifel, dass solch ein Verhalten völlig indiskutabel und verachtenswert ist und geahndet gehört. Ich gebe aber zu, dass ich dann schon Problme bekomme, wenn nach der Erstmeldung einer Betroffenen, andere langjährige, prominente Schauspielerinnen daherkommen und sich nach (sehr) vielen Jahren als ebenfalls "betroffen" melden. Meine (und die weibliche Mehrheitsmeinung) fragen sich, ist ihre berufliche Karriere diesen Frauen so wichtig gewesen, dass sie die schlimmen Übergriffe gedultet und verschwiegen haben, anstatt sie zeitnah zur Sprache oder Anzeige zu bringen? Ja, ich weiß, da kommt wieder das Gegenargument "Du machst das Opfer verantwortlich!" Stimmt! Aber hat da nicht jeder
Mensch die Verantwortung solch ein Verhalten, wie von Mr. Weinstein zu unterbinden? So früh als möglich! Wird so jemand durch ein kollektives Schweigen und Duldung der Opfer nicht weiter ermuntert? Und wir reden hier nicht von den "kleinen Angestellten", die völlig abhängig sind. Wir reden hier von ebenso einflussreichen und bekannten Promienten. Sind die wirklich noch von Mr. Weinstein abhängig? Wie sich zeigt, ist doch niemand von denen so abhängig, dass jetzt ihre Karriere zerstört wäre. Egal, ob ältere Schauspielerinnen oder jüngere. Den Stein ins Rollen brachte doch eine verhältnismäßig junge Schauspielerin.
Der nächste Schritt war die Erweiterung der Debatte auf andere Bereiche und somit Männer. Meist Männer in Machtpositionen. Da wird es schon schwieriger, weil hier auch schon Frauen mit einen "echten" Abhängigkeitsverhältnis und ohne eigene Prominenz betroffen waren. Das brachte dann #MeToo zum Vorschein. Betroffene Frauen sollten sich melden und (wieder) aufzeigen, wie oft so ein Machtmissbrauch vorkommt. Und genau das ist das für mich Entscheidende, es ging um den Missbrauch von Macht den diese Personen auf (vermeintlich, siehe oben) Schwächere ausübten und ausüben. Aber es gab auch wieder die ersten Meldungen, die
nicht von Machtmissbräuchen berichteten, sondern bis runter zu Geschehnissen, die Frauen als für
sich persönlich unangenehm, unangebracht oder unangemessen betrachteten. Und da beginnt für mich und die überwiegende Mehrzahl "meiner" hier befragten Frauen, der Übergang, an dem diese Debatte wieder ein "Gschmäckle" bekommt. Wo es in den Bereich der persönlichen Abrechnungen und "professioneller" #AufschreierInnen kommt.
Bei den von mir befragten Frauen ist eine, die vergewaltigt wurde (1x tatsächlich, 1x versucht) und dies ist im Wortsinne zu verurteilen. Meine Partnerin erzählte mir, dass sie schon im Gedränge in der U-Bahn mit Absicht am Gesäß fest berührt worden ist und dies zurecht als sehr unngenehm empfand. Zweifelsfrei eine Grenzüberschreitung mit Sanktionsstatus. Aber auch diese beiden haben ein Problem mit einer Frau wie Frau Staatssekretärin Sawsan Chebli, deren Belästigung darin bestand öffentlich als "schön" bezeichnet zu werden. Wo war da der Machtmissbrauch?
Für mich ganz aus jedem ursprünglichen Zusammenhang gerissen wird die #MeToo Debatte, wenn wieder die üblichen "professionellen" #AufschreierInnen (Mann und Frau mögen mir diesen Ausdruck verzeihen, oder auch nicht) die Handlungs- und Deutungshoheit übernehmen. Dann beschleicht mich, und auch weibliche Involvierte, das Gefühl, dass es hier nicht mehr um eine saubere Debatte und am Ende um die Beseitigung vder ursprünglichen Missstände (Zur Erinnerung: Machtmissbrauch! Egal, ob männlich oder weiblich). Dann übernehmen schon wie bei #Aufschrei professionelle Feministinnen, wie Frau Anne Wicorek oder Margarete Stokowski, die Debatten und versuchen selbst ihre Machtposition zu erweitern (Professionell, da diese Feministinnen mit diesen Debatten ihr Geld verdienen. Je mehr Aufschrei, je mehr Debatte, um so mehr Artikel, vorträge und verkaufte Bücher; "Feministinnen", da sie sich selbst so bezeichnen). Keine dieser Frauen war je ursprünglich selbst betroffen, aber immer ganz vorne dabei dies professionell zu organisieren und am Laufen zu halten. Wenn dann noch, wie von Frau Stokowski in ihrem Spiegel Online Artikel "Sexuelle Belästigung: Bis es peinlich wird, nichts zu wissen" (24.10.2017) geschrieben, dass Frauen, die eine andere persönliche Ansicht dazu haben, schlimmer sind als Männer, wenn sie das Verhalten aller Männer verdammt, mit dem Hinweis es gäbe eine "entsprechende Wissenschaft", der ihnen schon das "Richtige" beibringt (Zitat: "denn es gibt da einen ganzen Forschungszweig, der weiterhelfen kann"), dann hat die ursprüngliche Sache ihren Sinn verloren und es geht nur noch um die gegenteilige Machtübernahme und dessen Missbrauch.
Bei dieser "Wissenschaft", die Frau Stokowski so gerne erwähnt, weil sie sie selbst studiert hat, stört mich persönlich eines am allermeisten. Alle VertreterInnen dieser Wissenschaft, reden von und fordern völlige Gleichberechtigung und Gleichbehandlung. Egal welches Geschlecht (= Gender), Ethnie, Religion, etc, alle sollen gleiche Rechte und Möglichkeiten haben.
Das ist auch völlig richtig! Dafür werden sogar Klagen eingereicht, Quoten geschaffen, alle möglichen Fördermaßnahmen für Mädchen und Frauen durchgeführt (Girls Day) und sogenannte Gleichstellungsbeauftragte eingesetzt. Aber ich frage mich eines bei diesen Gender Studies und ihren Vertreterinnen, die all diese Gleichsetztung fordern,
wo sind die männlichen Professoren und wissenschaftlichen Mitarbeiterim Bereich "Gender Studies"? Wo sind sie? Sucht doch mal selbst nach bei den Universitäten und Hochschulen. Ich fand nur Professorinnen! Wo ist da die Quote? Wo ist da die Gegenposition?
Es tut mir leid, aber ich bin der Ansicht die ursprünglich berechtigte Debatte 'MeToo über den Machtmissbrauch wurde und wird an Ende wieder selbst für die Machterhaltung missbraucht. Und das hinterlässt bei mir und vielen anderen Männern und
Frauen einen sehr faden Beigeschmack. Und es vergiftet leider auch wieder das (schöne) Miteinander zwischen den (biologischen) Geschlechtern.
In der Hoffnung, dass wenigstens in dieser Gemeinschaft dieser Umgang untereinander nicht so belastet ist, wie derzeit in der Realität herbeigerdet und -geschrieben, danke ich für eure Aufmerksamkeit und Geduld. In dem Sinne, wer bis hier her gelesen hat
Ansonsten seid lieber zueinander
. Das tut allen besser!