Ich hatte mit 15 Jahren einen schweren Unfall, der an meiner rechten Schläfe und über dem Auge eine 12 cm lange Risswunde hinterliess, die bis auf den Schädel ging. Die Wunde wurde damals so gut es ging genäht und versorgt, trotzdem hatte ich über Jahre Schmerzen.
Als ich nach der Operation einen Spiegel verlangte weigerte der Arzt sich, meinem Ansinnen nachzugeben. Damals schwante mir schon, dass es nicht wirklich schön aussehen wird. Sein lakonischer Kommentar damals:
"Das wird sie bei den Mädels nur noch interessanter erscheinen lassen... "
Heute kann ich darüber lachen, damals war ich nur froh, einfach am Leben zu sein.
Die erste Zeit getraute ich mich kaum unter Menschen zu gehen, da mich alle sehr seltsam ansahen. Aber mit der Zeit lernte ich, mit dem Mal im Gesicht zu leben. Je mehr ich mich daran gewöhnte, umso weniger fiel sie auf.
Heute, nach bald 24 Jahren, sieht man noch den Teil auf der Schläfe, eine sehr interessante Form.
Ich habe überhaupt kein Problem mehr damit, und wenn ich darauf ehrlich angesprochen werde muss ich mir manchmal zuerst mal überlegen, was die Leute überhaupt meinen.
Sie ist ein Teil meiner Persönlichkeit geworden. Sie gehört zu mir wie der Rest meines Körpers und half mir bei der Bildung eines gesunden Selbstbewusstseins.
Doch ich werde nie vergessen, wie mich zu Beginn die Leute mit einer Mischung aus Mitleid und Ekel ansahen. Das prägt ein bisschen...