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"Poesie zu den Jahreszeiten"

Der Herbstwind rüttelt die Bäume,
Die Nacht ist feucht und kalt;
Gehüllt im grauen Mantel,
Reite ich einsam im Wald.
Und wie ich reite, so reiten
Mir die Gedanken voraus;
Sie tragen mich leicht und luftig
Nach meiner Liebsten Haus.

Die Hunde bellen, die Diener
Erscheinen mit Kerzengeflirr;
Die Wendeltreppe stürm ich
Hinauf mit Sporengeklirr.

Im leuchtenden Teppichgemache,
Da ist es so duftig und warm,
Da harret meiner die Holde -
Ich fliege in ihren Arm.

Es säuselt der Wind in den Blättern,
Es spricht der Eichenbaum:
Was willst du, törichter Reiter,
Mit deinem törichten Traum?


Heine, Heinrich (1797-1856)
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********chen Frau
15.659 Beiträge
Herbstliche Wege

Des Sommers weiße Wolkengrüße
zieh'n stumm den Vogelschwärmen nach,
die letzte Beere gärt voll Süße,
zärtliches Wort liegt wieder brach.

Und Schatten folgt den langen Wegen
aus Bäumen, die das Licht verfärbt,
der Himmel wächst, in Wind und Regen
stirbt Laub, verdorrt und braun gegerbt.

Der Duft der Blume ist vergessen,
Frucht birgt und Sonne nun der Wein
und du trägst, was dir zugemessen,
geklärt in deinen Herbst hinein.

Joachim Ringelnatz
Septembertag

Dies ist des Herbstes leidvoll süße Klarheit,
die dich befreit, zugleich sie dich bedrängt;
wenn das kristallne Gewand der Wahrheit
sein kühler Geist um Wald und Berge hängt.

Dies ist des Herbstes leidvoll süße Klarheit...



Morgenstern, Christian (1871-1914)
Ein Geheimnis war es nie.
Komm, lies es aus den Blumenstauden.
Natur erzählt's mit Poesie,
und Vögel singen's in den Gartenlauben.

(Ralph Waldo Emmerson)
Herbst


Schon ins Land der Pyramiden
Flohn die Störche übers Meer;
Schwalbenflug ist längst geschieden,
Auch die Lerche singt nicht mehr.

Seufzend in geheimer Klage
Streift der Wind das letzte Grün;
Und die süßen Sommertage,
Ach, sie sind dahin, dahin!
Nebel hat den Wald verschlungen,
Der dein stillstes Glück gesehn;
Ganz in Duft und Dämmerungen
Will die schöne Welt vergehn.

Nur noch einmal bricht die Sonne
Unaufhaltsam durch den Duft,
Und ein Strahl der alten Wonne
Rieselt über Tal und Kluft.

Und es leuchten Wald und Heide,
Daß man sicher glauben mag,
Hinter allem Winterleide
Lieg' ein ferner Frühlingstag.

Die Sense rauscht, die Ähre fällt,
Die Tiere räumen scheu das Feld,
Der Mensch begehrt die ganze Welt.


Und sind die Blumen abgeblüht,
So brecht der Äpfel goldne Bälle;
Hin ist die Zeit der Schwärmerei,
So schätzt nun endlich das Reelle!



Storm, Theodor (1817-1888)
Profilbild von mir
********chen Frau
15.659 Beiträge
Seufzend in
geheimer Klage
streift der Wind
das Letzte Grün
und die süßen
Sommertage- ach
sie sind dahin, dahin.


Theodor Storm
Oktoberlied


Der Nebel steigt, es fällt das Laub;
Schenk ein den Wein, den holden!
Wir wollen uns den grauen Tag
Vergolden, ja vergolden!
Und geht es draußen noch so toll,
Unchristlich oder christlich,
Ist doch die Welt, die schöne Welt,
So gänzlich unverwüstlich!

Und wimmert auch einmal das Herz -
Stoß an und laß es klingen!
Wir wissen's doch, ein rechtes Herz
Ist gar nicht umzubringen.

Der Nebel steigt, es fällt das Laub;
Schenk ein den Wein, den holden!
Wir wollen uns den grauen Tag
Vergolden, ja vergolden!

Wohl ist es Herbst; doch warte nur,
Doch warte nur ein Weilchen!
Der Frühling kommt, der Himmel lacht,
Es steht die Welt in Veilchen.

Die blauen Tage brechen an,
Und ehe sie verfließen,
Wir wollen sie, mein wackrer Freund,
Genießen, ja genießen!



Storm, Theodor (1817-1888)
******ain Mann
137 Beiträge
Und also ist Herbst ...
Und Also ist Herbst !

Besinnlich ergeht sich die Welt in Gedanken,
im Lauschen der Winde durch buntes Gezweig ;
Und Tag räkelt träge sein schläfriges Haupt,
im seidigen Licht eines Traums von der Jugend.

Schon weit locken Früchte in saftiger Lust,
als Lust eines Jahres in Liebe und Freuden ;
Und glänzende Farben erheben ihr Lied,
gleich singenden Vögeln in sinnlichem Ton
als Lied von der Welt -
der Welt in Erfüllung und Dank ihres Schöpfers.

Und Also wie herbstliches Bild der Natur
befreit von den Nebeln des Morgens erstrahlt,
so zeigen sich Sinne und Geist eines Paares
verwundert der Schönheit in der sie sich finden
in strahlendem Blick -
wo Mensch sich entdeckt , im Anblick der Welt.

Doch dort wo sich Himmel und Erde vermischt,
und Hügel und Wolke als wogendes Kissen
in dunstiger Ferne dem Auge entrückt,
dort findet die Sehnsucht ihr heimliches Ziel.
Und fallende Blätter in schwindendem Licht,
erfüllt sie mit Ahnung - da Ahnung sich weckt,
mit Länge der Schatten.

Vergänglich erfährt sich der Wert ihres Lebens,
und leise ergeht sich ein süßlicher Schmerz,
wie süßliche Frucht ihre Lippen berührt,
als seltsamer Schmerz durch die Brust ihrer Seele.
Und also erkennen zwei menschliche Wesen
das eigene Wirken im Wandel der Zeit
und also sich selber mit Anfang und Ende.

[Artjulain - Aus dem 1. Buch "Hartingan"]
******ain Mann
137 Beiträge
Schönheit ist das Maß der Welt ...
.... und Golden sind die Farben

• Golden strahlt das Licht der Sonne,
wenn sich im Herbst ihr tiefer Glanz
in Felsen und in Mauern spiegelt,
wenn sich ihr Leuchten
gleichsam aus der Mystik der entschwund'nen Zeit ernährt,
und wenn sich alles was ihr Licht erhellt,
als Bild der inn'ren Weisheit aus sich selbst begründet
• An Heol a zon Gral.

Wenn sich im Bild der Welt, das Maß erweist, das sie sich birgt,
in der die Stimmung der Natur
zum Ausdruck einer Sehnsucht nach Vollendung reift,
die alles Fühlen, Denken, Handeln
im Augenblick der Wahrheit ganz umspannt,
verschmolzen zur Erkenntnis einer Seele,
als wär' am Ende dieser Zeit, der Kreis geschlossen der sie fügt,
dann ahnt sich mir im Wissen wer ich bin, ein tiefer Wert,
und es ist schön - das Bild der Erde.

[Artjulain - Aus "Runa-Briga"]
Herbst

Rings ein Verstummen, ein Entfärben:
Wie sanft den Wald die Lüfte streicheln,
Sein welkes Laub ihm abzuschmeicheln;
Ich liebe dieses milde Sterben.
Von hinnen geht die stille Reise,
Die Zeit der Liebe ist verklungen,
Die Vögel haben ausgesungen,
Und dürre Blätter sinken leise.

Die Vögel zogen nach dem Süden,
Aus dem Verfall des Laubes tauchen
Die Nester, die nicht Schutz mehr brauchen,
Die Blätter fallen stets, die müden.

In dieses Waldes leisem Rauschen
Ist mir als hör' ich Kunde wehen,
daß alles Sterben und Vergehen
Nur heimlich still vergnügtes Tauschen.

Lenau, Nikolaus (1802-1850)
**********Reyes Frau
33.664 Beiträge
Der Herbstwind rüttelt die Bäume,
Die Nacht ist feucht und kalt;
Gehüllt im grauen Mantel,
Reite ich einsam im Wald

Und wie ich reite, so reiten
Mir die Gedanken voraus;
Sie tragen mich leicht und luftig
Nach meiner Liebsten Haus.

Die Hunde bellen, die Diener
Erscheinen mit Kerzengeflirr;
Die Wendeltreppe stürm ich
Hinauf mit Sporengeklirr.

Im leuchtenden Teppichgemache,
Da ist es so duftig und warm,
Da harret meiner die Holde —
Ich fliege in ihren Arm.

Es säuselt der Wind in den Blättern,
Es spricht der Eichenbaum:
Was willst du, törichter Reiter,
Mit deinem törichten Traum?

Heinrich Heine, 1797-1856
Der Herbst, der war mir lieber
Der Herbst, der war mir lieber
Als dieser Lenz mir ist!
Das Herz ging so uns über,
Daß wir uns wund geküßt!
Auf jedem stillen Steige
Blieben wir küssend stehn -
Strich Herbst auch durch die Zweige,
Durchs Herz ging Frühlingswehn! -

Wir wanderten umschlungen
Durch Auen im Mondenschein
Und hatten im Herbst gedungen
Den Mai - für uns allein!


Grünwald-Zerkowitz (1852- 1907)
Profilbild von mir
********chen Frau
15.659 Beiträge
Trink ich ihn,
den Saft der Reben,
alsbald streu
ich meinen Kummer
all mein Zweifeln,
all meine Sorgen
in den Braus
der Meereswind.

Eduart Mörike
**********Reyes Frau
33.664 Beiträge
Herbst
Ich sah den Wald sich färben,
Die Luft war grau und stumm;
Mir war betrübt zum Sterben,
Und wußt' es kaum, warum.
Durchs Feld vom Herbstgestäude
Hertrieb das dürre Laub;
Da dacht' ich: deine Freude
Ward so des Windes Raub.

Dein Lenz, der blütenvolle,
Dein reicher Sommer schwand;
An die gefrorne Scholle
Bist du nun festgebannt.

Da plötzlich floß ein klares
Getön in Lüften hoch:
Ein Wandervogel war es,
Der nach dem Süden zog.

Ach, wie der Schlag der Schwingen,
Das Lied ins Ohr mir kam,
Fühlt' ich's wie Trost mir dringen
Zum Herzen wundersam.

Es mahnt' aus heller Kehle
Mich ja der flücht'ge Gast:
Vergiß, o Menschenseele,
Nicht, daß du Flügel hast.

Emanuel Geibel (1815-1884)
Herbst-Gefühl

Müder Glanz der Sonne!
Blasses Himmelblau!
Von verklungner Wonne
Träumet still die Au.
An der letzten Rose
Löset lebenssatt
Sich der letzte lose,
Bleiche Blumenblatt!

Goldenes Entfärben
Schleicht sich durch den Hain!
Auch Vergehn'n und Sterben
Däucht mir süß zu sein.


Karl von Gerok (1815-1890)
**********Reyes Frau
33.664 Beiträge
Die Blätter fallen, fallen wie von
weit,
als welkten in den Himmeln ferne
Gärten;
sie fallen mit verneinender Gebärde.
Und in den Nächten fällt die schwere
Erde
aus allen Sternen in die Einsamkeit.

Wir alle fallen. Diese Hand da fällt.
Und sieh dir andre an: es ist in allen.

Und doch ist Einer, welcher dieses
Fallen
unendlich sanft in seinen Händen hält.

Rainer Maria Rilke(1875-1926)
ein schönes gedicht....
das liest man sogar gerne zweimal .... *zwinker*
Herbstwind
)
Durch fahlbelaubte Bäume
mit müdem Ton der Herbstwind singt;
die sehnsuchtsbange Weise klingt
Des Nachts in meine Träume.
Ach, alle Blumendüfte,
das Farbenspiel der Rosenzeit,
die ganze Sonnenseligkeit
Zerstoben in die Lüfte!

Verstummt ist Scherz und Kosen.
Die mir geblüht in tiefster Brust,
das alte Leid, die alte Lust
sie starben mit den Rosen!

Nun will kein Stern mehr scheinen.
Der Himmel trüb und wolkenschwer,
das Haupt so müd' das Auge leer ...
Ich hab verlernt das Weinen!

Und wenn die Sehnsuchtslieder
der Nachtwind auf den Fluren singt,
in meinem Herzen hallt und klingt
sein traumhaft Rauschen wider.


Clara Müller (1861-1905)
Profilbild von mir
********chen Frau
15.659 Beiträge
Das Mondlicht

Dein gedenkend irr' ich einsam
Diesen Strom entlang;
Könnten lauschen wir gemeinsam
Seinem Wellenklang!

Könnten wir zusammenschauen
In den Mond empor,
Der da drüben aus den Auen
Leise taucht hervor.

Freundlich streut er meinem Blicke
Aus dem Silberschein
Stromhinüber eine Brücke
Bis zum stillen Hain. —

Wo des Stromes frohe Wellen
Durch den Schimmer ziehn,
Seh' ich, wie hinab die schnellen
Unaufhaltsam fliehn.

Aber wo im schimmerlosen
Dunkel geht die Flut,
Ist sie nur ein dumpfes Tosen,
Das dem Auge ruht. —

Dass doch mein Geschick mir brächte
Einen Blick von dir!
Süßes Mondlicht meiner Nächte,
Mädchen, bist du mir!

Wenn nach dir ich oft vergebens
In die Nacht gesehn,
Scheint der dunkle Strom des Lebens
Trauernd still zu stehn;

Wenn du über seinen Wogen
Strahlest zauberhell,
Seh' ich sie dahingezogen,
Ach! nur allzuschnell!

Nikolaus Lenau (1802-1850)
Der Herbsttag
Die Bäume stehn der Frucht entladen,
Und gelbes Laub verweht ins Tal;
Das Stoppelfeld in Schimmerfaden
Erglänzt am niedern Mittagsstrahl.
Es kreist der Vögel Schwarm, und ziehet;
Das Vieh verlangt zum Stall, und fliehet
Die magern Aun, vom Reife fahl.
O geh am sanften Scheidetage
Des Jahrs zu guter letzt hinaus;
Und nenn ihn Sommertag und trage
Den letzten schwer gefundnen Strauß.
Bald steigt Gewölk, und schwarz dahinter
Der Sturm, und sein Genoß, der Winter,
Und hüllt in Flocken Feld und Haus.

Ein weiser Mann, ihr Lieben, haschet
die Freuden im Vorüberfliehn,
Empfängt, was kommt unüberraschet,
Und pflückt die Blumen, weil sie blühn.
Und sind die Blumen auch verschwunden;
So steht am Winterherd umwunden
Sein Festpokal mit Immergrün.

Noch trocken führt durch Tal und Hügel
Der längst vertraute Sommerpfad.
Nur rötlich hängt am Wasserspiegel
Der Baum, den grün ihr neulich saht.
Doch grünt der Kamp vom Winterkorne;
Doch grünt beim Rot der Hagedorne
Und Spillbeern, unsre Lagerstatt!

So still an warmer Sonne liegend,
Sehn wir das bunte Feld hinan,
Und dort, auf schwarzer Brache pflügend,
Mit Lustgepfeif, den Ackermann:
Die Kräh'n in frischer Furche schwärmen
Dem Pfluge nach, und schrein und lärmen;
Und dampfend zieht das Gaulgespann.

Natur, wie schön in jedem Kleide!
Auch noch im Sterbekleid wie schön!
Sie mischt in Wehmut sanfte Freude,
Und lächelt tränend noch im Gehen.
Du, welkes Laub, das niederschauert,
Du Blümchen, lispelst: Nicht getrauert!
Wir werden schöner auferstehn!


Johann Heinrich Voss (1751-1826)
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********chen Frau
15.659 Beiträge
Frühling , Sommer
und dahinter gleich
der Herbst und bald
der Winter, ach
verehrte Mamsell
mit dem Leben
geht es schnell.

W Busch
Die Malve
Wieder hab ich dich gesehen
blasse Malve! Blühst du schon?
Ja, mich traf ein schaurig Wehen
All mein Frühling welkt davon
Bist du doch des Herbstes Rose
der gesunkenen Sonne Kind
bist du starre, düftelose
deren Blüten keine sind.



Ludwig Uhland (1787-1847)
**********Reyes Frau
33.664 Beiträge
Und Nächte werden aus allen Tagen...
Und Nächte werden aus allen Tagen
Dann endet keine Straße mehr,
Und wie Gespinste aus grauen Sagen
Hängen die Nebel die kreuz und quer.

Ich suche die Nähe und suche die Ferne
Und habe den Weg nicht weiter gebracht,
Als von einer Laterne zur andern Laterne,
Von Nebelschacht zu Nebelschacht.

Der Nebel geht immer mit deinem Schritte.
Nur so lang du dein Blut mit Blut vermischt,
Nimmt kurz dich das Licht in seine Mitte,
Der Nebel vorm flammenden Blut verzischt.

Max Dauthendey (1867-1918)
Herbst
Astern blühen schon im Garten,
schwächer trifft der Sonnernstrahl.
Blumen, die den Tod erwarten
durch des Frostes Henkerbeil.
...Herbstes Freuden, Herbstes Trauer,
welke Rosen, reife Frucht.



Detlev von Liliencron (1844-1909)
Die Kamelie
Gar weite Wege hast du gemacht,
Kamelia, staubige Schöne,
In deinem Kelche die Flöte wacht,
Trompeten und Zymbegetöne;
Wie zittern durch das grüne Revier
Buntfarbige Lampen und Schleier!
Da brach der zierliche Gärtner mir
Den Strauss beim bengalischen Feuer.


(Annette von Droste-Hülshoff)
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