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"Poesie zu den Jahreszeiten"

Herbst
Der du die Wälder färbst,
Sonniger, milder Herbst,
Schöner als Rosenblüh'n
Dünkt mir dein sanftes Glüh'n.

Nimmermehr Sturm und Drang,
Nimmermehr Sehnsuchtsklang;
Leise nur atmest du
Tiefer Erfüllung Ruh'.

Aber vernehmbar auch
Klaget ein scheuer Hauch,
Der durch die Blätter weht:
Dass es zu Ende geht.



Ferdinand von Saar (1833-1906)
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********chen Frau
15.659 Beiträge
Die Sonnenblume möchte dich begrüßen,
dieweil sie sich so gern zur Sonne wendet.
Nur steht zur Zeit sie noch zurückgewiesen;
doch du erscheinst und sie ist gleich vollendet.

Johann Wolfgang von Goethe
1749 - 1832
**********Reyes Frau
33.664 Beiträge
Herr, es ist Zeit. Der Sommer war
sehr groß.
Leg Deine Schatten auf die Sonnenuhren,
und auf den Fluren laß die Winde los.

Befiehl den letzten Früchten voll zu sein;
gib ihnen noch zwei südlichere Tage,
dränge sie zur Vollendung hin und jage
die letzte Süße in den schweren Wein.

Wer jetzt kein Haus hat, baut sich
keines mehr.
Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,
wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben
und wird in den Alleen hin und her
unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.

Rainer Maria Rilke (1875-1926)
Im Herbst steht
in den Gärten die Stille,
für die wir
keine Zeit haben

Victor Aubertin (1870-1928)
**********Reyes Frau
33.664 Beiträge
Diese ach so dunkle Jahreszeit,
macht sich oft im Herzen breit.
Doch Du wirst mir ein Licht anzünden!
Ich mich mit Düsterem nicht mehr verbünden!

sagt Serena.
Goldener Oktober
Herbst-Gefühl

Müder Glanz der Sonne!
Blasses Himmelblau!
Von verklungner Wonne
Träumet still die Au.

An der letzten Rose
Löset lebenssatt
Sich der letzte lose,
Bleiche Blumenblatt!

Goldenes Entfärben
Schleicht sich durch den Hain!
Auch Vergehn’n und Sterben
Däucht mir süß zu sein.

Karl von Gerok (1815-1890)
... herbst in mir
wie die blätter von den bäumen
so fällt die freude von mir ab

wie der nebel übers land
so legt sich wehmut über meine seele

wie das grün den herbstfarben
wo weicht meine freude dem leid

wie die wolken über die sonne
so siegt die traurigkeit über mein lachen


20.10.2008
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********chen Frau
15.659 Beiträge
Wo die Nebel brüten im Tal
unterm Herbstlaub
schwermütig lag ich...

Dein Antlitz ist ein Kornfeld
auf dem die Sonne liegt
und die Ähren schwer sind...
Wo dein Fuß über die Erde sprang,
holen die Lerchen ihren Jubel.
Dein Blut ist wie Wein von fernen Inseln,
die ruhelos wandern in blauen Wellen.
Wie der Frühling
geht deine Stimme über die Hügel
rührend an schlafenden Klängen.

Hoch schlägt es aus Tälern!
Ich möcht dir eine Blume schenken,
die immer duftet.

Dehmel, Paula (1862-1918)
**********Reyes Frau
33.664 Beiträge
Der Oktober wiegt so schwer.
Mündet oft in ein Depri Meer!
Doch bunte Blätter sagen Dir,
es ist doch schön im Jetzt und Hier!
Fange ein die wenigen Sonnenstrahlen!
Vieleicht in hellen Farben willst sie malen?
So geh hinaus, ins bunte Herbst Leben.
Er hat Dir mehr als Depris zu geben!

sagt Serena.
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********chen Frau
15.659 Beiträge
*sonne*....................... Oktoberlied

Der Nebel steigt, es fällt das Laub;
Schenk ein den Wein, den holden!
Wir wollen uns den grauen Tag
Vergolden, ja vergolden!
Und geht es draußen noch so toll,
Unchristlich oder christlich,
Ist doch die Welt, die schöne Welt,
So gänzlich unverwüstlich!
Und wimmert auch einmal das Herz -
Stoß an und laß es klingen!
Wir wissen's doch, ein rechtes Herz
Ist gar nicht umzubringen.
Der Nebel steigt, es fällt das Laub;
Schenk ein den Wein, den holden!
Wir wollen uns den grauen Tag
Vergolden, ja vergolden!
Wohl ist es Herbst; doch warte nur,
Doch warte nur ein Weilchen!
Der Frühling kommt, der Himmel lacht,
Es steht die Welt in Veilchen.
Die blauen Tage brechen an,
Und ehe sie verfließen,
Wir wollen sie, mein wackrer Freund,
Genießen, ja genießen!

• Theodor Storm -
**********Reyes Frau
33.664 Beiträge
Immer wieder kehrst du, Melancholie,
O Sanftmut der einsamen Seele.
Zu Ende glüht ein goldener Tag.

Demutsvoll beugt sich dem Schmerz der Geduldige
Tönend von Wohllaut und weichem Wahnsinn.
Siehe! es dämmert schon.

Wieder kehrt die Nacht und klagt ein Sterbliches,
Und es leidet ein anderes mit.

Schaudernd unter herbstlichen Sternen
Neigt sich jährlich tiefer das Haupt.

Georg Trakl (1887 - 1914)
Mandragora - Alraune
Diese Wurzel wächst unter dem Galgen, wo die zweideutigsten Tränen eines Gehenkten geflossen sind.
Sie gab einen entsetzlichen Schrei, als die schöne Isabella sie dort um Mitternacht aus dem Boden gerissen.
Sie sah aus wie ein Zwerg, nur daß sie weder Augen, Mund noch Ohren hatte.
Das liebe Mädchen pflanzte ihr ins Gesicht zwei schwarze Wacholderkerne und eine rote Hagebutte, woraus Augen und Mund entstanden.
Nachher streute sie dem Männlein auch ein bißchen Hirse auf den Kopf, welches als Haar, aber etwas struppig, in die Höhe wuchs.
Sie wiegte das Mißgeschöpf in ihren weißen Armen, wenn es wie ein Kind greinte; mit ihren holdseligen Rosenlippen küßte sie ihm das Hagebuttmaul ganz schief; sie küßte ihm vor Liebe fast die Wacholderäuglein aus dem Kopf; und der garstige Knirps wurde dadurch so verzogen, daß er am Ende Feldmarschall werden wollte und eine brillante Feldmarschalluniform anzog und sich durchaus "Herr Feldmarschall" titulieren ließ.


Heine, Heinrich (1797-1856)
Sie war ein sehr wirksamer Bestandteil von Hexensalben und -tränken.
Man glaubt, daß die Hl. Johanna von Orleons ihre Siege über die Engländer einem Alraunenmännchen verdankte; auch Wallenstein, der große Kriegsheld, soll im Besitz eines solchen gewesen
Herbstabend
Der Ofen schnauft als wie ein Hund im Traum.
Es fährt der Wind in seinen Schlund vom Raum...
von Sternen fernen angeglüht, der Wind...
Es lauscht ihm liebend mein Gemüt, ein Kind.
Er kommt wohl noch aus Abendluft daher,
in seinem Mantel hängt noch Duft vom Meer,
noch letztes Gold vom Sonnenrund am Saum...
Der Ofen schnauft als wie ein Hund im Traum...


Christian Morgenstern
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********chen Frau
15.659 Beiträge
Spätherbst
Schon mischt sich
Rot in der Blätter Grün,
Reseden und Astern
im Verblühn,
Die Trauben geschnitten,
der Hafer gemäht,
Der Herbst ist da,
das Jahr wird spät.

Und doch (ob Herbst auch)
die Sonne glüht –
Weg drum
mit der Schwermut
aus deinem Gemüt!
Banne die Sorge,
genieße, was frommt,
Eh Stille, Schnee
und Winter kommt.


Theodor Fontane
(1819-1898)
Der Lindenbaum

Am Brunnen vor dem Tore
da steht ein Lindenbaum:
ich träumt'in seinem Schatten
so manchen süßen Traum.

Ich schnitt in seine Rinde
so manches liebe Wort;
es zog in Freud und Leide
zu ihm mich immer fort.

Ich mußt' auch heute wandern
vorbei in tiefer Nacht,
da hab' ich noch im Dunkel
die Augen zugemacht.

Und seine Zweige rauschten,
als riefen sie mir zu
komm her zu mir, Geselle,
hier findest du deine Ruh!

Die kalten Winde bliesen
mir grad ins Angesicht,
der Hut flog mir vom Kopfe
ich wendete mich nicht.

Nun bin in manche Stunde
entfernt von jenem Ort,
und immer hör ich's rauschen:
du fändest Ruhe dort!

von: Wilhelm Müller aus dem Jahr 1823

In der Urfassung handelt es sich um das Stück Nr. 5 des Zyklus Winterreise von Franz Schubert (Deutsch-Verzeichnis Nr. 911-5). Auch Der Lindenbaum wurde ursprünglich für Solostimme und Klavier konzipiert

**********Reyes Frau
33.664 Beiträge
Im Herbst steht
in den Gärten die Stille,
für die wir
keine Zeit haben

Victor Aubertin (1870-1928)
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********chen Frau
15.659 Beiträge
Im Frühling prangt
die schöne Welt in
einem fast
Smaragden Schein.

Im Sommer glänzt
das reife Feld und
scheint dem Golde
gleich zu sein.

Im Herbste sieht
man als Opalen der
Bäume bunte Blätter
strahlen.

Im Winter schmückt
ein Schein, wie
Diamant und
reines Silber,
Flut und Land.


Ja kurz, wenn
wir die Welt
aufmerksam sehn,
ist sie zu allen
Zeiten schön.

Barthold heinrich Brockes.
Lotosblume
Wahrhaftig, wir beide bilden
Ein kurioses Paar,
Die Liebste ist schwach auf den Beinen,
Der Liebhaber lahm sogar.
Sie ist ein leidendes Kätzchen,
Und er ist krank wie ein Hund,
Ich glaube, im Kopfe sind beide
Nicht sonderlich gesund.

Vertraut sind ihre Seelen,
Doch jedem von beiden bleibt fremd
Was bei dem andern befindlich
Wohl zwischen Seel und Hemd.

Sie sei eine Lotosblume,
Bildet die Liebste sich ein;
Doch er, der blasse Geselle,
Vermeint der Mond zu sein.

Die Lotosblume erschließet
Ihr Kelchlein im Mondenlicht,
Doch statt des befruchtenden Lebens
Empfängt sie nur ein Gedicht.


Heinrich Heine (1812 - 1827)
Herbst
Die Faune treten aus den Wäldern alle,
Des Herbstes Chor. Ein ungeheurer Kranz.
Die Hände haltend, springen sie zum Schalle
Der Widderhörner froh zu Tal im Tanz.
Der Lenden Felle schüttern von dem Sturze,
Die weiß und schwarz wie Ziegenvlies gefleckt.
Der starke Nacken stößt empor das kurze
Gehörn, das sich aus rotem Weinlaub streckt.
Die Hufe schallen, die vom Horne starken.
Den Thyrsus haun sie auf die Felsen laut.
Der Paian tönt in die besonnten Marken,
Der Brustkorb bläht mit zottig schwarzer Haut.
Des Waldes Tiere fliehen vor dem Lärme
In Scharen flüchtig her und langem Sprung.
Um ihre Stirne fliegen Falterschwärme,
Berauscht von ihrer Kränze Duft und Trunk.
Sie nahn dem Bache, der von Schilf umzogen
Durch Wiesen rauscht. Das Röhricht läßt sie ein.
Sie springen mit den Hufen in die Wogen
Und baden sich vom Schlamm der Wälder rein.
Das Schilfrohr tönt vom Munde der Dryaden,
Die auf den Weiden wohnen im Geäst.
Sie schaun herauf. Ihr Rücken glänzt vom Baden
Wie Leder braun und wie von Öl genäßt.

Georg Heym (1887-1912)
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15.659 Beiträge
Die blaue Blume
Ich suche die blaue Blume,
Ich suche und finde sie nie,
Mir träumt, dass in der Blume
Mein gutes Glück mir blüh.

Ich wandre mit meiner Harfe
Durch Länder, Städt und Au'n,
Ob nirgends in der Runde
Die blaue Blume zu schaun.

Ich wandre schon seit lange,
Hab lang gehofft, vertraut,
Doch ach, noch nirgends hab ich
Die blaue Blum geschaut.

(Joseph von Eichendorff)
Regentag
Der Regen fällt. In den Tropfentanz
Starr ich hinaus, versunken ganz
In allerlei trübe Gedanken. Mir ist,
Als hätt' es geregnet zu jeder Frist,
Und alles, so lange ich denken kann,
Trüb, grau und nass in einander rann,
Als hätte es nie eine Sonne gegeben,
Als wäre nur immer das ganze Leben,
Die Jahre, die Tage, die Stunden all,
Ein trüber, hastiger Tropfenfall.


Gustav Falke (1853-1916)
**********Reyes Frau
33.664 Beiträge
Fülle...
Genug ist nicht genug! Gepriesen werde
Der Herbst! Kein Ast, der seiner Frucht entbehrte!
Tief beugt sich mancher allzu reich beschwerte,
Der Apfel fällt mit dumpfem Laut zur Erde.

Genug ist nicht genug! Es lacht im Laube!
Die saftge Pfirsche winkt dem durstgen Munde!
Die trunknen Wespen summen in die Runde:
"Genug ist nicht genug!" um eine Traube.

Genug ist nicht genug! Mit vollen Zügen
Schlürft Dichtergeist am Borne des Genusses,
Das Herz, auch es bedarf des Überflusses,
Genug kann nie und nimmermehr genügen!

Conrad Ferdinand Meyer (1825-1898)
Der Baum der Erinnerung
Ja, du bist es, blütenreicher
Baum, das ist dein süßer Hauch!
Ich auch bins, nur etwas bleicher,
Etwas trauriger wohl auch.

Hinter deinen Blütenzweigen
Tönte Nachtigallenschlag,
Und die Holde war mein eigen,
Die an meinem Herzen lag.

Und wir meinten selig beide,
Und ich meint es bis zur Stund,
Dass so herrlich du vor Freude
Blühtest über unsern Bund.

Treulos hat sie mich verlassen;
Doch du blühst wie dazumal,
Kannst dich freilich nicht befassen
Mit der fremden Liebesqual.

»Allzulieblich scheint die Sonne,
Weht der linde Maienwind,
Und das Blühen und die Wonne
Allzubald vorüber sind!«

Mahnend säuseln mir die Lehre
Deine frohen Blüten zu;
Doch ungläubig fließt die Zähre,
Und mein Herz verlor die Ruh.


Nikolaus Lenau (1802-1850)
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********chen Frau
15.659 Beiträge
Silberne Winde
rasseeln im Laub,
und der Garten
Knirscht und
rauscht schon den
langen, langen
Morgen.

Wolken hangen
graugebauscht
fließen trübend
durch die Sonne
fließen um das
trübe Haus.

Max Dauthedey
Seufzend in geheimer Klage
Streift der Wind das letzte Grün;
Und die süßen Sommertage,
Ach, sie sind dahin, dahin!

Nur noch einmal bricht die Sonne
Unaufhaltsam durch den Duft,
Und ein Strahl der alten Wonne
Rieselt über Tal und Kluft.

Und es leuchten Wald und Heide,
Daß man sicher glauben mag,
Hinter allem Winterleide
Liegt ein ferner Frühlingstag.


Theodor Storm
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