Die Verschweigung
Sobald Damötas Chloën sieht, So sucht er mit beredten Blicken
Ihr seine Klagen auszudrücken
und ihre Wange glüht.
Sie scheinet seine stillen Klagen
Mehr als zur Hälfte zu versteh'n,
Und er ist jung, und sie ist schön:
Ich will nicht weiter sagen.
Vermißt er Chloën auf der Flur,
Betrübt wird er von dannen scheiden;
Dann aber hüfpt er voller Freuden,
Entdeckt er Chloën nur.
Er küßt ihr unter tausend Fragen
Die Hand, und Chloë läßt's gescheh'n,
Und er ist jung, und sie ist schön:
Ich will nichts weiter sagen.
Sie hat an Blumen ihre Lust,
Er stillet täglich ihr Verlangen;
Sie klopfet schmeichelnd ihm die Wangen,
Und steckt sie an die Brust.
Der Busen bläht sich sie zu tragen.
Er triumphiert sie hier zuseh'n,
Und er ist jung, und sie ist schön:
Ich will nichts weiter sagen.
Wenn sie ein kühler, heitrer Bach,
Beschützt von Büschen, eingeladen,
In seinen Wellen sich zu baden,
So schleicht er listig nach.
In diesen schwülen Sommertagen
Hat er ihr oftmals zu geseh'n,
Und er ist jung, und sie ist schön:
Ich will nichts weiter sagen.
Weisse, Christian Felix (1726-1804)
(vertont von Wolfgang Amadeus Mozart)