Ich höre wieder Lerchensang
Ich höre wieder Lerchensang,
Der längst schon nicht mein Ohr umfing!
Sing', Frühlingsbote immerzu,
Sing', lieber kleiner Vogel, sing'!
Mein Gott, wie nach dem Schlachtgetös
Mir dieser Sang so wohl doch tut,
Als rieselte ein Bergesquell
Lindkühlend über Wundenglut.
Sing' immer zu, lieb' Vöglein du,
Dein Lied, es bringt mir in den Sinn,
Daß nicht nur Mordwerkzeug: Soldat,
Nein, daß ich auch ein Dichter bin.
Bei deinem Lied die Seele mein
Der Poesie und Liebe denkt,
Der Gunst, die dieses Götterpaar
Geschenkt mir schon und fürder schenkt.
Die Hoffnung und Erinnerung
Zwei Rosenbäume blühn aufs neu'
Von deinem Lied, - und wehen zu
Mir Trunknem ihre Blätterstreu.
Ich träume. Meine Träume sind
So wundersüß, so wunderbar:
Ich träum' von dir, mein treues Lieb,
Der ich so treu mein Herz bewahr;
Die meiner Seele Seligkeit,
Die Gott die meine werden ließ,
Zu zeigen: nicht dort in der Höh' -
Auf Erden ist das Paradies.
Sing' Lerche, sing', es bringt dein Ton
Zur Blüte rings den Blumenflor:
Wie wüste war mein Herz, und schon
Bricht Blum' für Blum' aus ihm hervor.
Sandor Petöfi (1823-1849)