ONS: Warum wollen Menschen was leben, was sie nicht können?
@ Katharina und @ BlueVelvet
Da sprecht ihr was an.
Die Grenzen werden immer weiter verwischt. Da sind falsche Hoffnungen natürlich vorprogrammiert.
In den letzten 10 Jahren begegnet mir immer häufiger die Aussage von Männern: "
Jeder erste Sex ist ein ONS. Wenn der Sex passt, schaut man weiter." - Vor zwanzig/ fünfzehn Jahren hätten sich alle darüber lustig gemacht. "Träum weiter! Du hattest nie einen ONS." Damals verstand man unter einem ONS ausschließlich die spontane Anbahnung (eine Zufallsbegegnung), Sex am selben Abend und danach nie wieder Kontakt. Das war glasklar.
Und genau das machte den ONS gut. Kein Druck. Nichts, was man dem/ der anderen beweisen musste. Der Umgang mit dem Sex war offener. Die Kommunikation, worauf man hier und jetzt gerade Bock hat, war offener und viel unbefangener. Die Selbstdarstellung war schnurz piep egal. "Er/ sie lehnt was ab", hieß schlicht und ergreifend "er/ sie lehnt was ab". Das wurde nicht persönlich genommen.
Die Ängste, man könne aufgrund eines geäußerten sexuellen Wunsches oder der Ablehnung deselben
• abgewertet werden
• sich irgendwas verbauen
• jemanden verlieren
• jemanden verletzten
hielten sich arg in Grenzen.
Alle wussten: "Wer sich bei einem ONS Hoffnungen auf mehr macht, ist ein Idiot." Und gerade deswegen war beim ONS der Umgang miteinander netter und emotionaler. Niemand befürchtete, das Nett-Sein irgendwie fehlinterpretiert werden wird. Der geschlossene Rahmen brachte viele Freiheiten mit sich. Einen Zeitraum, in dem man sich voll und ganz der Lebensfreude widmen konnte.
Heutzutage ist ein ONS alles andere als klar.
Der Umgang wird immer ruppiger.
Die Anbahnung erfolgt oftmals nicht mehr spontan im RL sondern übers Internet. Bedeutet:
1) Man hat die Möglichkeit der nachfolgenden Kommunikation bevor überhaupt irgendwas passiert ist.
2) Frauen und Männer, die niemals den Mumm aufgebracht hätten, alleine auf eine Veranstaltung oder in die Disco zu gehen, um dort jemanden abzuschleppen, versuchen sich jetzt im ONS. Die erste Hürde ist weg und Menschen bringen sich in eine Situation, die so gar nicht ihrem Naturell entspricht und sie emotional überfordert.
3) Um sich überhaupt darauf einlassen zu können, muss die Hoffnung her, es könnte mehr daraus werden. (Auf beiden Seiten!) Aber gerade das macht alle Freiheit eines ONS kaputt. Bringt den Druck rein.
Im Laufe der Jahre nahm meine Bereitschaft, aus einem ONS das Bestmögliche rauszuholen immer weiter ab. Wenn ich zu nett war, hatte ich wieder eine Nervensäge an der Backe. Das ging bis zu Heiratsanträgen und "Ich will Kinder von Dir". Nach einem ONS!!
Es kann nicht an den Männern allein liegen.
Wenn es keine Frauen gäbe, die ebenso "spontanen Sex mit Aussicht auf mehr" leben wollten, hätte sich der Spruch "Jeder erste Sex ist ein ONS" niemals verbreiten können.
Was wollen sich diese Menschen beweisen?