Besagten Mann traf ich zufällig später wieder, woraufhin er mich fragte warum ich einfach gegangen bin und das er sich schon reichlich benutzt vorkam.
Ich so: "Häh? War doch eigentlich alles klar, was hättest du denn sonst gewollt?"
Darauf er: "Eigentlich nichts. Er hätte überlegt wie er mich schnell wieder aus der Wohnung bekommt, sich meine Nr geben lassen und versprochen mich anzurufen. Nur um das nie zu tun, schließlich hat er ne Beziehung und wolle gar nicht mehr."
Ich:"Ahja. Also biste sauer, weil ichs mit dir so gemacht hab, wie dus mit mir vorhattest?"
Er: "Ja, stimmt. Fühlt sich ganz schön blöd an."
Seitdem hab ich vorher deutlicher gesagt: Nur Sex! und hinterher immer brav: Adieu!
Manchem Manne half das auch nichts, sie waren trotzdem verletzt.
Denn sie dachten, dass ich das nur sagte um mich zu schützen, falls sie nicht mehr von mir wollen würden.
Dass ich tatsächlich nicht mehr wollte, wurde trotz glasklarer Kommunikation im Vorfeld als verletzend und benutzend empfunden.
Das ist etwas ganz menschliches. Bei zwischenmenschlichen Kontakten, bei denen beide etwas vom anderen wollen, entsteht zwangsläufig irgendeine Art von Machtgefälle im Angebot und Nachfrage-Prinzip.
Und dann kommt noch das Phänomen hinzu, dass Mensch meist das am allermeisten begehrt, was er/sie im Moment nicht haben kann.
Sobald eine Seite A zu schnell/zu früh der anderen Seite B gibt was gewünscht wird, geht etwas Interesse verloren. Der Mensch versucht nunmal immer Energie-effizient an seine Ziele zu gelangen. Hat er ohne große Mühe bekommen, was er wollte, ruht er sich lieber auf seine Lorbeeren aus, anstatt weiterhin, oder noch mehr Energie zu investieren.
Er denkt: "Hier bekomme ich was ich will, es scheint nicht mehr nötig zu sein als das, was ich bereits getan hab, also muss ich auch nicht noch mehr machen."
Die innere Haltung für A wäre dabei komplementär hierzu.
Es herrscht Unsicherheit, ob man bekommen wird, was man will, ob die bisherige Investition an Energie überhaupt ausreicht, damit das Interesse von B aufrecht erhalten bleibt.
A denkt: "Das hat wohl noch nicht gereicht, ich muss noch mehr in B investieren, nicht dass er/sie sonst das Interesse verliert, plötzlich weg ist und ich nicht mehr bekomme, was ich mir wünsche."
Wer in einer eigenen aktuellen Situation in A´s Position ist, wird sich früher oder später beim eingangs erwähnten Szenario "benutzt" fühlen. Natürlich ist das auch eine Frage der gesellschaftlich vorgegebenen persönlichen Prägung (z.B. durch Rollenbilder) und wie stark diese in einem selbst vorhanden sind ( wie bjutifool super beschrieb
).
Frauen sind in unserer Gesellschaft leider noch immer nicht selten auf (ich sags jetzt absichtlich besonders krass und provokativ) eine Art Prostitutionsanalogon konditioniert. Wer kennt nicht diese typischen Situationen, wenn z.B. die 16-jährige Christina ihren ersten Freund mit nach Hause bringt, den 17-jährigen Mechatronier-Azubi Peter. Beim nächsten familiären Abendessen dann: "Was willst du denn mit nem Mechatroniker? Warum nimmst du nicht den Max? Der ist Bankkaufmann und wird später mal Bankdirektor sein. Der kann wenigstens für dich sorgen!"
Ja, das Beispiel klingt schon arg altbacken und es ist mir bewusst, dass es ganz so krass heute definitiv deutlich seltener als noch vor 50 Jahren aussieht. Aber mit ähnlichen Aussagen werden auch heute noch junge Frauen medial und gesellschaftlich konfrontiert.
Was wird mit Aussagen dieser Art unterschwellig impliziert? "Du sollst dir einen Mann suchen, der gut (finanziell) für dich sorgen kann! Verkauf dich bloß nicht unter Wert!" Deswegen meine überspitze Prostitutions-Analogie. Was über die Medien noch heute immer wieder für prägende Informationen an jungen Frauen herangetragen wird: Sex/Dein Körper ist ein mächtiges Handelsgut. Es ist nicht vernünftig, einfach nur Sex zu haben, weil man gerade Bock drauf hat! Die oberste Prämisse Sex zu haben, darf nicht lauten "Weil´s Spaß macht!" sondern "Weil´s der Richtige ist/Weil wir uns lieben/o.ä.". Hat man nur zum Spaß Sex, sind die ersten Steine für den Weg gelegt, etwas nicht richtig getan zu haben und fühlen sich benutzt.
Deswegen ist es ja leider noch immer so, dass Frauen die mit vielen Männern schlafen Schlampen sind und Männer die mit vielen Frauen schlafen geile Hengste. Zum Glück bei weitem nicht mehr so schlimm wie früher, aber verschwunden ist dieses Phänomen nicht!
Auf der anderen Seite wird Jungs nach wie vor ein Bild vermittelt, immer "der starke" sein zu müssen, für die Frau sorgen zu müssen und der Frau Anerkennung entgegen bringen zu müssen. Es wird unterschwellig das Bild vermittelt, Frau ist unselbstständiger als Mann, deshalb hat Mann dafür zu sorgen, alles zu machen damit sie glücklich ist. Ist Frau nun aber selbstständig und weiß was sie will, bekommen Männer, denen nach wie vor solche gesellschaftlich-konditionierten Ansichten anhaften, fühlen sie sich ebenso "benutzt".
Kann durchaus beide Seiten treffen, nur kommt ja noch eine weitere nicht seltene Prägung durch Rollenbilder hinzu: Männer sollen stark sein und am besten keine emotionalen Schwächen zeigen. Männer die so geprägt sind und sich wegen sowas benutzt fühlen, werden das kaum groß kommunizieren. Die schluckens halt runter und setzen ein lächeln auf.