Ich finde dass gerade das Beispiel von @*********ight ein paar sehr interessante Aspekte in die Diskussion bringt. Zum Einen geht es dabei um die Handlungsoptionen - kann ich etwas tun um die gestellten Vorwürfe an Ort und Stelle ad absurdum zu führen?
In seinem Falle ging das. Er hat die ihm gegenüber geäußerte Bemerkung mit dem gegenteiligen, einem als sehr maskulin bewerteten Verhalten, beantwortet. Da waren dementsprechend gar keine weiteren Worte notwendig, das ist natürlich auch für den Beschuldigten eine sehr befriedigende Problemlösung. Man hat ja unter Beweis gestellt dass die Zuschreibungen nicht zutreffen ...
Eine solche Antwort gibt es ja für das hier besprochene Thema nicht - es gibt nicht die Möglichkeit, an Ort und Stelle quasi einen Gegenbeweis anzutreten. Man könnte versuchen sich zu rechtfertigen, aber das hat keinerlei Aussicht auf befriedigenden Erfolg. Bleibt eigentlich nur der mehr oder minder würdevolle Rückzug.
Das Zweite ist die Strategie dabei. Welche Möglichkeiten habe ich, dem zu begegnen? Wie viel unmittelbare Konfrontation kann ich mir da leisten? Das Vertrackte daran ist ja auch dass meine zumindest angenommenen Handlungsoptionen meine Sicht der Lage beeinflussen. Halte ich es für möglich oder höchst wahrscheinlich dass ich die Konfrontation meistern kann werde ich die Herausforderung eher gelassen sehen, dennn sie bedroht mich ja nicht wirklich. Das ist eine vor allem ab durchschnittlicher Größe und Kraft gerade bei Männern sehr verbreitete Grundhaltung. Sie verlassen sich auf die Überzeugung dass sie in einer entsprechenden Situation in der Lage sind für sich selbst einzutreten. Dementsprechend ist die Situation für sie auch erst mal gar nicht sonderlich bedrohlich.
Interessant ist es, wenn solche Männer mal Erfahrungen machen müssen, die ihr diesbezügliches Weltbild ins wanken bringen (nicht dass ich das jemandem wünschen würde, um Gottes Willen) - aber ich kenne ein paar so Beispiele. Damit ist nicht gemeint, mal den kürzeren zu ziehen. Das ist im Wehrhaftigkeitsprogramm mit abgedeckt. Sondern in einer scheinbar händelbaren Situation absolut hilflos zu sein, mit den eigenen Kräften und Möglichkeiten nichts bewirken zu können (Kann zum Beispiel bei der Arbeit mit geistig Behinderten auftreten. Manche sind da in der Lage sich motorisch völlig frei zu schalten und Kräfte zu mobilisieren die man sich kaum vorstellen kann. Dem Kollegen eines Freundes ist es passiert dass er von einem Patienten im 10 cm tiefen Wasser in einer Duschtasse ertränkt worden ist. Bei vollem Bewusstsein. Einen um sein Leben kämpfenden, kräftigen Pfleger als Einzelperson in so einer Situation zu ertränken, ohne dass der auch nur den Hauch einer Chance hat sich effektiv dagegen zu wehren ist schon heftig.Für die Männer die ich kannte die eine vergleichbare Situation erlebt haben war das ein zutiefst traumatisches Erlebnis, die haben sich lange nicht davon erholt. Das hatihr gesamtes Weltbild zum Einsturz gebracht, die Frage, in wie weit man in der Lage ist sich im Alltag vor bestimmten Gefahren zu schützen ...
Wozu der Exkurs? Ich glaube dass man bei der Frage was gleichzusetzen ist an Herausforderung eben das auch mitdenken muss. Wie sind generell die Verteidigungsmöglichkeiten, hab ich überhaupt welche? Und je schlechter da die Optionen desto schwieriger ist auch einfach mal die Lage ...