Habt ihr schon Erfahrungen mit Slut-Shaming gesammelt?
Ja, allerdings nie gegen mich gerichtet, da ich die gesellschaftlichen Unsinnsmerkmale einer "Madonna" erfülle (nicht die Sängerin, sondern die christliche Figur). Also sehr spät den ersten Sex, erst eine Beziehung und einen Sexpartner, etc.
Mir kommt es häufig so vor, als wäre Slut-Shaming vorwiegend ein Phänomen unter Frauen. Und ich weiß nicht, wie ich es anders erklären soll, aber immer wieder kommt mir dabei der Gedanke, dass das primäre Ziel von Slut-Shaming dabei das Ausschalten von Konkurrenz ist.
So einige Frauen wollen, dass Männer dafür arbeiten, dass sie ihnen an die Wäsche dürfen. Und an sich ist da auch nichts dabei, wenn man das für sich als persönliche Regel oder Vorliebe aufstellt. Allerdings artet diese zuweilen kollektive Überzeugung, ein Mädchen dürfe nicht leicht zu haben sein, oftmals in ekelhafte Stutenbissigkeit aus, sobald eine Frau etwas "kostenlos" hergibt, wofür andere gerne arbeiten lassen.
Denn wenn ein Gut (in diesem Fall Sex) bei einem Produzenten (in diesem Fall die "Schlampe") sehr einfach und praktisch ohne Kostenaufwand zu bekommen ist, werden die anderen Produzenten uninteressant für den Konsumenten. Soweit das absurde Gedankenkonstrukt.
Ich glaube nämlich eigentlich nicht, dass Frauen an sich ein Problem damit haben, wenn andere Frauen offen, gerne und unkompliziert ihre Sexualität ausleben, sondern damit, dass so eine Frau natürlich Aufmerksamkeit auf sich und von anderen Frauen weg zieht. Am Ende geht es um Neid und Frustration und darum, dass eine sexuell offene Frau die "Werbestrategien" anderer Frauen versaut. So zumindest mein Eindruck bisher.
Von Männern bin ich Slut-Shaming weitaus weniger gewohnt. Allerdings habe ich hier wiederum den Eindruck, Männer neigen eher zum Slut-Shaming, wenn sie selbst von einer Frau, die für ihre offene Sexualität bekannt ist, abgelehnt werden. Vorher war sie in ihren Augen keine Schlampe (eher aufregend und interessant), aber weil die, die sonst mit jedem schläft, es gewagt hat, IHN abzulehnen, ist sie jetzt eine ganz besonders große Schlampe.
Was das sogenannte Victim-Blaming angeht - Schuldzuweisungen nach sexuellen Übergriffen - so erkenne ich da keinen Unterschied zwischen den Geschlechtern. Männer wie Frauen sind wunderbar dazu in der Lage, die Schuld an Übergriffen, Belästigung oder Ausbeutung dem Opfer zu geben. Ganz besonders wenn dieses eigentlich sexuell sehr offen ist, weil dann der irrationale Eindruck entsteht, ein solcher Mensch hätte keine Grenzen.
Die MeToo Debatte hat meiner Meinung nach diesbezüglich allerdings nicht geholfen, sondern ist zu einer abstrusen Hexenjagd geworden, in der Anschuldigungen blind geglaubt anstatt ernstgenommen werden, wo Karrieren und sogar Leben zerstört werden, nur weil irgendjemand irgendetwas behauptet ud jeder auf den Social Justice Warrior Zug aufspringt, weil ihm das eine Stimme im Mob gibt, und wo sich Frauen selbst als fragile Rehe sehen, die ständig in Gefahr sind und immerzu unter einem eingebildeten Patriarchat leiden und überhaupt nicht damit zurechtkommen, wenn bei einer Interaktion mit dem anderen Geschlecht auch mal Missverständnisse entstehen. Frauen machen sich sogar gegenseitig fertig, nur weil eine es wagt, bei den Golden Globes kein schwarzes Kleid zu tragen. Die Leute haben mittlerweile den Verstand verloren.
Was sagt die Anzahl der Sexualpartner über eine Frau und über einen Mann aus?
Wer auch nur einen Funken Verstand im Kopf hat, der weiß, dass es überhaupt nichts über den Charakter eines Menschen aussagt, wie viele Sexpartner er hatte. Das Warum ist entscheidender als das Wie viel.
Macht ihr da Unterschiede?
Nein.