********ne10:
Bleibt jeder bei sich, gibt es irgendwie nur ein lose-lose. Weil Sexualität einstellen ist nicht "strafbewährt". Die Monogamie einstellen idR schon, mit Beendigung der Beziehung.
Ich würde in dem Moment aber über diese Optionen gemeinsam sprechen wollen! Aber allzu oft spricht man eben genau darüber nicht, bzw. nicht ohne von vorneherein die Drohung in den Raum zu stellen. Wichtig fände ich z.B., demjenigen, der in Deinem Beispiel den Sex verweigert, auch klar zu machen, wie viel er einem selbst bedeutet und dass mit dem Rückzug aus dem gemeinsamen sexuellen Erleben dann der einst getroffene Deal der Monogamie ebenfalls aufgekündigt wird. Und derjenige, der "verweigert" muß genügend Zeit bekommen, sich darüber Gedanken zu machen, ebenso wie derjenige, dem der Sex verweigert wird, Zeit haben muss, um sich darüber klar zu werden, ob ihm Sex tatsächlich so zentral wichtig ist, dass er dafür die Beziehung aufgibt, ob ihm der Sex als solcher und eher "abstrakt für sich genommen" fehlt oder ob es nicht vielmehr der Sex mit genau dieser Person ist, also wie sehr gebunden an die jeweilige Person das alles ist.
Wenn das ehrlich bedacht und dann auch ehrlich miteinander besprochen werden kann, bin ich der Meinung, dass in 80% der Fälle wieder eine Annäherung erfolgen kann, denn wenn beide wirklich damit konfrontiert sind, dass es tatsächlich um Sein oder Nichtsein geht und dass es beiden dabei Ernst ist, werden sie , sofern noch Liebe füreinander da ist, einen Weg finden, wieder in einen lebendigen Austausch zu gehen. Es ist möglich, dass dann dennoch am Ende eine Trennung steht, aber dann ist es eine, die beide gleichermaßen herbeigeführt haben und wo nicht einem die Verantwortung dafür aufgebürdet und er/sie zum Sündenbock gemacht wird.
Dieser Prozess kann sehr hart sein, ich würde in einem solchen Fall auch immer dafür plädieren, einen fachkundigen, aber nicht verstrickten Dritten ins Boot zu holen (Paarberatung, evtl. zusätzlich auch Einzelberatungen).
Es ist aber ebenso möglich, dass der Prozess aufdeckt, was die Ursache für die Verweigerung ist, und dass diese tatsächlich doch noch veränderbar oder zurücknehmbar ist (was nicht gleichbedeutend sein muss mit einer Rückkehr zum vorherigen als gut empfundenen Zustand!), wenn bestimmte Dinge erst einmal voreinander ausgesprochen und tatsächlich in ihrer ganzen Bedeutung von beiden verstanden worden sind. Dann kann man daran arbeiten, gemeinsam und, ebenfalls, mit der Unterstützung eines wohlwollenden und fachkundigen Unbeteiligten.
In einer funktionierenden Lebenspartnerschaft spiegelt ein dysfunktionales sexuelles Erleben, egal welcher Seite, immer(!) ein dysfunktionales Element auf der Beziehungsebene wider (als Literaturhinweis sei an dieser Stelle auf David Schnarch verwiesen: "Die Psychologie sexueller Leidenschaft" und "Intimität und Verlangen. Sexualität in dauerhaften Beziehungen").
Es geht immer darum, einen Kommunikationsprozess aufrecht zu erhalten - idealer Weise auf dem Hintergrund der gegenseitigen Bezogenheit im Rahmen einer reifen Beziehung.
Ziemlich kompliziert, ich weiß. Aber wie Wolf Biermann einmal sagte:"Billiger ist das Leben nun mal nicht zu haben!"