Die Beschneidung der Frau - Das grausame Ritual der Tradition
Narben sind das, was von dem grausamen Ritual der Beschneidung von Frauen übrig bleibt. Es betrifft etwa 130 Millionen Frauen und jährlich kommen rund zwei Millionen Mädchen dazu. In rund 20 Ländern Afrikas, in Teilen des mittleren Ostens und Asiens und auch in Europa wird diese Verstümmelung praktiziert In Frankreich sind es etwa 20.000, in England 10.000 Frauen, die Zahl von Deutschland ist noch nicht bekannt.
Es gibt verschiedene Beschneidungs-
formen, die vom Herausschaben der Klitoris bis zur vollständigen Entfernung der Vulva reichen. Meist wird von einer Frau, die den Beruf der Beschneiderin ausübt, ohne Betäubung beschnitten. Die Folgen sind physischer (starke Schmerzen beim Wasserlassen, chronische Infektionen, Unfruchtbarkeit und Komplikationen bei der Geburt, was die hohe Muttersterblichkeit in Afrika begründet, und auch Todesfälle) und psychischer Art (Angst, Depressionen und Frigidität). Durch die Benutzung von Messern, Rasierklingen oder Glasscherben, die für mehrere Mädchen benutzt werden, entsteht ein hohes Risiko der AIDS-Übertragung.
So weit verbreitet wie die Geschlechtsverstümmelung ist, so viele verschiedene Begründungen gibt es auch für diese "Operation". Besonders wird dabei die Klitoris selbst als aggressives Organ beschrieben, das in der Lage sei, Männer impotent zu machen und Babys bei der Geburt zu töten. Sie verhindere die Empfängnis und dadurch käme es zur Unfruchtbarkeit. Dazu sei die Klitoris der männliche Teil der Frau und um das Geschlecht eindeutig zu definieren, müsse sie entfernt werden, was der Frau eine gute Gesundheit gewährleiste. Sowieso könnten nur beschnittene Frauen heiraten. Denn die Vulva sei schmutzig und hässlich, darum soll die Frau durch die Beschneidung "gereinigt" werden. Und obwohl es keine Religion vorschreibt, sei die Verstümmelung die religiöse Pflicht einer jeden Frau. Es ist hauptsächlich eine Tradition, die weitergeführt werden muss. Die beschnittenen Mädchen leugnen ihre Schmerzen, die Mütter behaupten, mit Sex hätten sie keine Probleme, und die Beschneiderinnen erzählen, dass die Mädchen ihr nach der Beschneidung respektvoll gegenüber treten. Es ist wohl eher Angst als Respekt.
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Ich möchte Euch nun durch zwei Textausschnitte aus "La Cité Magique en Afrique Noire" von Jacques Lantier genauer zeigen, was bei und nach der Verstümmelung passiert. Der erste Ausschnitt beschreibt das Geschehen nach einer Beschneidung, wenn die Frau erst im Erwachsenenalter beschnitten wird:
"Traditionsgemäß soll der Ehemann während acht Tagen langen und häufigen Geschlechtsverkehr mit ihr haben. Diese 'Arbeit' hat zum Ziel, eine Öffnung zu erhalten, indem man verhindert, dass sich das Narbengewebe wieder schließt! Während dieser acht Tage muss die Frau liegen und sich so wenig wie möglich bewegen, damit die Wunde offen bleibt. Am Morgen nach der Hochzeitsnacht schultert der Ehemann seinen blutigen Dolch und macht die Runde, um die allgemeine Bewunderung einzuheimsen."
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Der nächste Ausschnitt beschreibt eine der vielen Beschneidungs-
zeremonien bei einem Mädchen. (Vorsicht, falls Du sehr sensibel bist, solltest Du das besser nicht lesen.)
"Die Beschneidung wird von der Mutter und deren weiblichen Verwandten vorgenommen. Der Vater des jungen Mädchens muss draußen als symbolischer Wächter vor der Tür stehen bleiben. Das junge Mädchen sitzt auf einem kaum gereinigten Stuhl und mehrere Frauen halten es fest. Dann blättert eine der alten Frauen die Schamlippen auseinander und befestigt sie seitlich mit Dornen, um die Klitoris völlig freizulegen. Mit einem Küchenmesser schneidet sie das Haupt der Klitoris ab und beginnt sie dann herauszuschneiden. Während eine der Frauen das Blut fortwährend wegwischt, gräbt die Mutter mit dem Finger unter die eingeschnittene Klitoris, um das Organ herauszulösen. Das Mädchen schreit entsetzlich, ohne dass ihren Schmerzen geringste Aufmerksamkeit geschenkt wird, Wenn die Mutter die Klitoris herausgerissen hat, geht sie daran, die Reste bis zum Knochen wegzuschneiden und die umliegenden Teile der Schamlippen zu entfernen. Dann wühlt sie mit dem Finger in der blutenden Wunde. Die anderen Teilnehmerinnen der Operation befühlen ebenfalls das blutende Loch, um festzustellen, dass alles Gewebe entfernt und nichts übriggeblieben ist.
Da das kleine Mädchen wild zappelt vor Schmerzen, wird bei der Operation öfters das Rektum verletzt oder auch die Harnröhre angeschnitten.
Nun folgt der zweite Teil der Tortur, bei dem die Mutter die inneren Schamlippen wegkratzt. Bis zu diesem Zeitpunkt ist das Mädchen schon mehrere Male ohnmächtig geworden und wird mit einem Pulver wiederbelebt. Die Nachbarinnen begutachten sorgfältig die Arbeit der Mutter und spornen sie an.
Manchmal beißt sich das Mädchen in rasenden Schmerzen die Zunge ab. Deswegen beobachtet eine Frau sorgfältig die Mundpartie des Kindes. Wenn die Zunge herauskommt, streut sie Pfeffer darauf, was ein sofortiges Zurückziehen der Zunge bewirkt. Wenn die Operation vorbei ist, heftet die Mutter die beiden Seiten der Vulva zusammen, wozu sie Akaziendornen verwendet. Ihr Hauptziel ist es, eine so winzige Öffnung herzustellen, dass gerade der Austritt von Urin und Menstruationsfluss möglich ist. Je kleiner das künstliche Loch ist, desto größer der Wert der Frau."