Brustvergrößerung und BDSM
Hallo Kinkabell,
hallo zusammen!
Da kann ich, ergänzend und vervollständigend zu dem bereits hier Geschriebenen, allen an einer Brustvergrößerung interessierten Subs und deren Doms fundierte Informationen und Ratschläge geben, und zwar sowohl von medizinischer Seite aus als auch aktiver Dom – eine sicherlich nicht alltägliche Mischung...
Ich will mich auch bemühen, nicht allzusehr „auf fachchinesisch“ zu reden.
Also, zunächst einmal sollte generell die Frage der jeweiligen individuellen Positionierung des Implantats besprochen und geklärt sein (wo genau kommt das Silikonkissen hin?), da dies für spätere BDSM-Spiele in bestimmten Fällen, auf die ich weiter unten zu sprechen komme, von Bedeutung sein kann:
Bei der plastisch-ästhetischen OP zur Brustvergrößerung, die in der Regel zwischen 1 und 2 Stunden dauert, unterscheiden wir generell drei Implantationstechniken, und zwar
1. submuskuläre Positionierung
Das Implantat wird in diesem Falle vollständig unter den Brustmuskeln platziert, wodurch eine maximale Abdeckung des Implantationskissens erreicht wird.
Die submuskuläre Positionierung wird insbesondere auch bei der Brustrekonstruktion angewendet.
2. subpectorale Positionierung
Hier wird das Implantat teils vor dem großen Brustmuskel platziert (der zu diesem Zweck an seinem unteren Pol durchtrennt wird), teils ragt es in das Brustfettgewebe hinein.
Die subpectorale Positionierung ist die gängige Methode, da der Brustmuskel das Implantat mitträgt und auch die Abtrennung des Brustmuskels bei den meisten Frauen keine nennenswerte Funktionsbeeinträchtigung der Schultermuskulatur zur Folge hat.
Eine Beeinträchtigung oder gar ein etwaiger Ausfall der Muskulatur der Schulter kann auch nach diesem Eingriff sowohl durch den großen als auch durch den kleinen Brustmuskel recht gut kompensiert werden.
3. subglanduläre Positionierung
Bei dieser dritten Möglichkeit wird das Implantat innerhalb des Brustmuskelstrumpfs unter die den Brustmuskel überlagernden Gewebebänder plaziert.
Diese Methode wird aufgrund ihrer anatomischen Schwierigkeit selten angewendet, erfordert einen relativ hohen Zeitaufwand und wird hierzulande nur von sehr wenigen Chirurgen durchgeführt.
Nun zur Frage der BDSM-Praktiken nach einer sogenannten Mammaaugmentation:
Abgesehen davon, daß die vollständige Abheilung erreicht und vollendet sein muß, gibt es Im Grunde nur eine einzige SM-Praktik, die definitiv nicht mehr angewendet werden darf, und das sind naheliegenderweise (ohnehin relativ wenig verbreitete) Nadelspiele.
Zwar darf man getrost davon ausgehen, daß die illegale Verwendung von minderwertigem Industriesilikon-Gel, wie es ab etwa 2001 von dem französischen Unternehmen PIP in dessen Implantate eingefüllt worden war (PIP-Skandal), der Vergangenheit angehört. Aber selbst bei hochwertigen modernen und medizinisch zugelassenen Silikonimplantaten, deren Kissen hochstabile Hüllen besitzen, würde aufgrund von Nadelstichen ins Brustgewebe eindringendes
Polyorganosiloxan erhebliche gesundheitliche Schäden anrichten - von den "Reparaturkosten" ganz zu schweigen.
Ansonsten sind alle gängigen BDSM-Praktiken wie beispielsweise das Abbinden, Schläge auf die Brust usw. möglich und gefahrlos durchführbar.
Moderne Implantationskissen sind hochstabil und halten bekanntlich ja auch einer hohen Gewichtsbelastung problemlos stand, wie etwa ein stundenlanges auf-dem-Bauch-liegen.
Lediglich bei sehr großen Brüsten mit entsprechend hohem Brustgewicht wäre im Falle der subpectoralen Implantat-Positionierung ein wenig mehr Vorsicht angebracht, indem die Brüste dann keinesfalls sehr fest und stramm abgebunden werden sollten, um allzu große Spannung der Kissen zu vermeiden. Sie werden zwar bei zu strammer Abbindung wohl kaum platzen (dazu wäre ein immenser mechanischer Druck erforderlich, der jedwede denkbare Schmerzgrenze um ein Vielfaches übersteigen würde), aber es besteht Gefahr, daß die Implantationskissen aus ihrer Verankerung gerissen und verschoben werden könnten.
Bei einer weiteren Brustbehandlung ist, anders als beim Abbinden, schon mehr Vorsicht geboten, nämlich bei der Anwendung von Tittenpressen:
Zwar wird durch eine angesetzte und stramm zugedrehte Tittenzwinge/-presse ebenfalls kaum ein Kissen zum Platzen oder Aufreissen gebracht, allerdings können große Zwingen weit mehr Druck erzeugen, als das beim Fesseln und Abbinden der Brüste der Fall ist. Dieser im Gegensatz zu Seilwicklungen großflächig auf die Implantate einwirkende Druck kann aber die „Nähte“, genauer gesagt die abfülltechnisch bedingten Verschlußstellen übermäßig stark beanspruchen und zu vorzeitigem Verschleiß (Alterung) führen.
Bauen wir zusammenfassend die berühmte Ampel auf:
rot: Nadel- und Nagelspiele! Ein absolutes No-go!
gelb: Tittenzwingen – bitte mit Gefühl und nicht zu stramm!
grün: Seile (wenn Drähte, bitte nur
gepolsterte Blumendrähte) zum Abbinden / Schläge mit Hand, Gerte oder Peitsche – aber auch hier: zart und nicht zu fest!
Grundsätzlich sollte nicht nur der Eingriff, wie schon eingangs gesagt, vollständig abgeheilt sein, sondern es liegt auf der Hand, daß erste BDSM-Spielereien langsam und vorsichtig angegangen werden sollten. Und auch nur dann, wenn frau keinerlei Beschwerden, sondern ein gutes Tragegefühl ihrer neuen Brust hat!
So, ich denke, daß ich mit meinen vorstehenden Ausführungen den Fragen gerecht geworden bin. Aber auch wenn sich meine Infos ausschließlich aus medizinischer Sicht ergeben und ich kein Jurist bin, möchte ich aber dennoch abschließend einen Rat außerhalb des Medizinischen geben:
Wenn es sich, was aus der Ausgangsfragestellung nicht hervorgeht, nicht um eine Augmentation aus gesundheitlichen Gründen handelt, etwa nach einer Mastektomie (Brustamputation), sondern um eine rein optisch-ästhetisch gewünschte Vergrößerung, ist es dringend angeraten, zuvor eine Folgekostenversicherung abzuschließen, um gegen etwaige Regreßforderungen seitens der Krankenkasse im Falle nachträglich evtl. auftretender Komplikationen gewappnet zu sein.
Ich wünsche von Herzen unbeschwerte Busenspiele nach hoffentlich gut verlaufener OP!
Bei weiteren Fragen jederzeit einfach eine Mail schicken.
Sir Henry