Zugewinn, wie hier schon in konkreten Fällen beschrieben finde ich in den Fällen, wo kein oder ein nur geringer Beitrag dazu geleistet wurde, auch eine Zumutung. Auch widerlich von den Ex-Partnern, die sich das schamlos auszahlen lassen.
Ich gehöre zu den Frauen, die ihren besser verdienenden Partner "dank Zugewinn ausgenommen hat."
Aber habe ich das wirklich?
Er hatte immer den besser dotierten Job. Wir haben geheiratet und uns alles geschaffen und ermöglicht, was vorher unsere Träume waren: Hochzeit, 2 Kids, Hausbau, Urlaube.
Für uns war immer klar: werden Kinder geboren, bleibe ich die ersten Jahre zuhause um für sie da zu sein. Ganztagsbetreuungen in KiTa oder Schule gab es damals noch nicht bei uns, wir hätten dieses Angebot auch nicht angenommen, denn wir konnten uns diesen "Luxus" leisten, von nur einem Gehalt zu leben.
Dennoch bin ich stundenweise immer auf Minijob-Basis arbeiten gegangen und habe den kleinen zusätzlich verdienten Obulus in Extras für UNS als Familie investiert (Urlaubstaschengeld, Klamotten...)
Parallel dazu immer wieder die Notwendigkeiten von Weiterbildungen ( halbes Jahr, ein Jahr lang, mehrere Wochen) für meinen Ex-Mann, bei denen er eine zweite Wohnung in anderen Orten anmieten musste und wir somit zeitweilig nur eine Wochenend-Familie gewesen waren.
Ihm zuliebe habe ich viele Jahre auf meinen Job verzichtet und ihm den Rücken für seine Karriere gestärkt.
Ich wurde das "Heimchen am Herd" und habe mich stellenweise selbst viel zu sehr hinten angestellt.
Während er eine Gehaltserhöhung nach der anderen bekam, trat ich auf der Stelle und war weiterhin für unsere Kinder da. Beschwert habe ich mich nie, es war das Leben, was wir einvernehmlich lebten.
Nach knapp 16jähriger Ehe dann die Scheidung. Einvernehmlich, ohne Rumgezicke, ohne schmutzige Wäsche. Den Preis mussten wir beide zahlen: ich für 14 Jahre, die ich "nur" Mutter und Hausfrau war und mein berufliches Weiterkommen auf Eis gelegt habe ( was mir später auch immer mal wieder Steine in den Weg gelegt hat) und er, der aufgrund seiner Karriere und der damit verbundenen Gehaltserhöhungen Rentenpunkte an mich abgeben musste.
Theoretisch hätte er laut Scheidungsrecht damals für mich lebenslang Ehegattenunterhalt zahlen müssen, wenn ich es drauf angelegt hätte. Habe ich aber nicht. Er hat mich noch eine kurze Zeit lang unterstützt bis ich einen Job gefunden hatte. Damit habe ich ihn "aus der Pflicht gelassen" und habe mich seitdem selbst um meinen Verdienst gekümmert (Kindesunterhalt mal außen vor, der wurde ganz normal geregelt und auch gezahlt.)
War ich schamlos? Ich glaube nicht