Sexuelle Sackgasse? – Was probieren oder ändern?
Hey Leute,ich habe hier bisher immer nur viel gelesen. Nun habe ich aber auch ein Problem, bei dem ihr mir hoffentlich weiterhelfen könnt.
Und zwar bin ich nun seit ca. drei Jahren in einer Beziehung mit einer für mich wunderschönen, lieben Frau. Ich habe schon einige langjährige Beziehungen hinter mir und diese ist die erste bei der ich das Gefühl habe, dass sie für immer sein könnte.
Selbstverständlich kommt jetzt das Aber:
Das Problem, dass mittlerweile immer klarer wird hat natürlich mit Sex zu tun.
Und zwar geht es darum, dass sich herauskristallisiert hat, dass sie nur ein sehr geringes Verlangen nach Sex mit mir hat.
Ich fange mal vorne an:
Bevor wir zusammen gekommen sind hatten wir mehrere Monate eine Freundschaft+. Wobei man eigentlich sagen kann, dass es eindeutig um den Sex ging. Meistens haben wir uns abends getroffen, zusammen ein Bier getrunken und sind dann in der Kiste verschwunden. Dies fand sie niemals schlimm. Laut eigener Aussage hätte Sie das auch noch ein paar Monate so weiter mitgemacht. Aber mit der Zeit wurde man natürlich auch vertrauter und ich bin nach wie vor froh, dass wir dann zusammengekommen sind. Ab da ging es sexuell ähnlich weiter. Wir haben im Prinzip in jeder Nacht die wir miteinander verbracht haben auch Sex gehabt. Nicht immer das ausgefallenste aber zwischendurch auch experimentierfreudig. Wir haben auch diverse Sexspielzeuge, Fesselspielchen, Liebesschaukel etc. ausprobiert(auch schon bevor wir zusammengekommen sind).
Kurzum: Ich war sehr glücklich mit unserem Sexleben und ich hatte auch zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, dass sie unglücklich wäre oder sich irgendwie gedrängt fühlen würde.
Wir zogen dann auch bald zusammen. Das Zusammenleben ist immer sehr harmonisch gewesen. Wir sind beide kompromissbereite und harmonische Typen die kein Problem damit haben dem anderen seine Freiheiten zu lassen und trotzdem füreinander da zu sein.
Um das zusammenzufassen: Auch das nicht-sexuelle Zusammenleben war harmonisch. Wir teilten unseren Alltag, unsere Probleme und auch unsere Erfolge. Es war bzw. ist wie es sein sollte: Wir bereichern unsere Leben. Zumindest gehe ich davon aus, weil ich nie gegenteiliges gehört habe. Sie bereichert das meinige auf jeden Fall.
Nun kamen wir aber irgendwann an einen Punkt an dem wir nicht mehr jede Nacht Sex hatten. Was ich absolut nicht schlimm finde. Im Alltag ist es sowieso nicht immer einfach neben all dem alltäglichen Stress auch noch genügend Energie für Sex aufzubringen.
So wurde aus dem täglichen Sex langsam aber sicher Wochenendsex.
Erst Mal auch alles nicht so tragisch. Dazu kam aber auch noch, dass der Sex an sich immer „statischer“ wurde.
Beispiel: Anfangs hatten wir regelmäßig auf meinem Schreibtisch, Küchenplatte, Sideboard, Couch, Wohnzimmerteppich, Badewanne, etc. Sex.
Als wir nach dem zusammenziehen dann auch ihr einen Schreibtisch gekauft und aufgebaut hatten und ich daraufhin (zugegebenermaßen zweideutig) angemerkt habe, dass wir nun „ihren Schreibtisch aber auch mal einweihen müssten“ hat sie reagiert als hätte ich gerade von ihr verlangt sich den Eifelturm einzuführen.
Ab da ging es in sexueller Hinsicht eigentlich „stetig bergab“. Wir haben und verstehen uns im Alltag immer noch Bombe. Wir sind vertraut und reden auch offen über so ziemlich alles. Sie ist nicht der offenste Mensch aber trotzdem gibt es eigentlich kein Thema bei dem ich nicht das Gefühl habe dies nicht anzusprechen bzw. mit ihr bereden zu können.
Der Tiefpunkt war dann eine Phase in der sie ihre Masterarbeit schrieb. Da war es dann soweit, dass wir stellenweise drei Wochen am Stück keinen Sex hatten und sie auch Annäherungsversuche von mir abblockte. Das war natürlich eine gute Möglichkeit das ganze Mal behutsam anzusprechen. Antwort zusammengefasst: Sie ist gerade mit ihrem Kopf voll und ganz bei der Masterarbeit und kann sich deswegen nicht so richtig fallen lassen. Das war eine einleuchtende Erklärung mit der ich auch leben konnte. Es ist ja nicht so, dass mich nur die abnehmende Qualität und Quantität des Sex verunsichert hat sondern viel mehr der eventuell dahinterstehende Grund.
Das ich nun wusste das dies aktuell am Alltagsstress lag war für mich okay. Damit konnte ich arbeiten. Also nahm ich Rücksicht und versuchte auch nicht weiter sexuelle Situationen zu initiieren. Ich muss zugeben stellenweise viel mir das echt schwer. Sie hat einen Hammer-Körper und hüpfte in der Zeit vor und nach dem Duschen natürlich auch das eine oder andere mal nackig vor mir durch die Bude. Gerade in solchen Situationen viel die Zurückhaltung nicht immer leicht. Aber mir war und ist auch bewusst, dass Druck in solchen Situationen die Stimmung nicht unbedingt sexuell geladener macht. Na ja, man hat sich dann halt so durchgewurschtelt.
Es kam dann zwischendurch mal zu Situationen in denen wir uns näher kamen und teilweise auch Sex hatten aber mir viel immer auf, dass sie dies in den Situationen nur tat um mir einen Gefallen zu tun.
Als ihre Masterarbeit dann geschrieben und der Alltagsstress wieder auf normalem Niveau war dachte ich, dass sich das ganze wieder normalisieren würde.
Leider hat sich seitdem unser Sexleben eigentlich auf diesem Niveau gehalten.
Wir hatten/haben ein bis zwei Mal alle zwei Wochen Sex. Aber immer (in 95% der Fälle) auf meine Intention hin und immer sehr Zielorientiert. Zielorientiert deswegen, weil ich auch immer mehr das Gefühl hatte, dass alles nur darauf ausgerichtet war mich möglichst schnell zum kommen zu bringen.
Kurz darauf ging sie aus beruflichen Gründen für ein halbes Jahr weg. Das heißt sie wohnte so weit weg, dass wir uns nur jedes Wochenende oder jedes zweite Wochenende sahen.
Natürlich fand ich es für den Alltag nicht so cool nun wieder getrennt voneinander zu wohnen, für unser Sexleben erhoffte ich mir so aber einen kleinen Neustart. Es ist ja oft so, dass ein bisschen Abstand für eine Beziehung auch mal ganz gesund sein kann. Vor allem kurbelt es die Leidenschaft und die Lust aufeinander an.
Leider kam dies aber nicht so. Nachdem wir uns zwei Wochen nicht gesehen hatten und wir wirklich ein schönes gemeinsames Wochenende hatten wurden meine Avancen aber wieder mehrmals abgelehnt. Ich muss zugeben, dass ich an diesem Punkt schon sehr frustriert war und auch langsam nicht mehr weiter wusste. So kam es dann natürlich auch dazu, dass wir uns deswegen stritten bzw. ich sichtlich frustriert/überfordert und auch eingeschnappt war.
Wir stritten uns aber vertrugen uns natürlich auch wieder. Wir redeten ab dort auch sachlich über diese ganze Situation und es stellten sich ein paar Sachen heraus, die mich der Lösung des Problems nicht wirklich näher gebracht haben.
Und zwar ist es wohl so, dass sie kein inneres Verlangen nach Sex mit mir bzw. im allgemeinen hat. Situationen die auf Sex hinauslaufen könnten oder auch doppeldeutige Anmerkungen meinerseits würden sie deswegen nur unter Druck setzen was bei ihr noch mehr dazu führt, dass sie keine Lust auf Sex hat.
Gleichzeitig hat sich dabei aber auch herausgestellt, dass sie es sich regelmäßig(alle paar Tage) selbst macht. Unter anderem auch in der Zeit als sie wegen der Masterarbeit angeblich keine Lust/Ruhe hatte sich fallen zu lassen.
Versteht mich nicht falsch: Ich finde das gar nicht schlimm. Im Gegenteil sogar: Ich finde es gut wenn sie es sich selbst macht. Ich tue es auch und ich weiß, dass Sex mit sich selbst und Sex mit dem Partner zwei verschiedene Paar Schuhe sind. Mich macht es sogar an, wenn ich weiß, dass sie es sich selber macht. Aber ich habe ein Problem damit, wenn der Sex miteinander unter dem Sex mit sich alleine leidet oder von diesem sogar verdrängt wird.
Auf jedenfalls ist das für mich ein Zeichen, dass sie generell Lust empfindet und dieser auch nachgehen will.
Und hier kommen wir langsam zu dem ersten Dilemma in dem ich Stecke:
Ich weiß, dass sie Lust auf Sex hat, jedoch nicht oft auf Sex mit mir.
Versuche meinerseits sie „geil zu machen“ scheitern einmal daran, dass ich gar nicht weiß was sie anmacht. Ich habe sie gefragt und darauf konnte sie mir keine Antwort geben.
Zusätzlich will ich sie durch meine Avancen Richtung Sex nicht unter Druck setzen.(Was ja wiederum dazu führen würde, dass sie keine Lust hat)
Als ich an diesem Punkt angekommen war dachte ich mir, dass ich nun mal etwas neues ausprobieren müsste. Nachdem diese sexuelle Baustelle also Monatelang über uns schwebte habe ich mich zurückgehalten. Keinerlei anmachen und jede Situation zwanghaft vermieden die irgendwie auf Sex hinauslaufen könnte. Ich hab mir an dem Punkt gedacht, dass sich bestimmt nichts ändert wenn ich mein Verhalten nicht ändere.
Die Konsequenz: Wir hatten über einen Monat garkeinen Sex. Wir hatten in dieser Zeit Urlaub, sind zusammen in den Urlaub gefahren und hatten auch einige freie Wochenenden zuhause. Leider lief es nicht einmal auf eine Situation hinaus in der wir irgendetwas sexuelles getan haben.
Seitdem ich mit diesem Verhalten begonnen habe bin ich lediglich zwei Mal „schwach geworden“. Das waren auch die einzigen beiden Male in denen wir Sex hatten.
Dieser Sex war aber wieder „mir zu liebe“.
Und da sind wir beim nächsten Dilemma: Dieser Sex mir zu Liebe macht mich kaum an.
Es geht mir beim Sex mit meiner Freundin nicht darum einen Orgasmus zu haben. Wenn ich einen haben will dann kann ich mir auch einen runter holen.
Sex mit meiner Freundin ist für mich auch bzw. größtenteils eine gemeinsame Intimität die ich nur mit ihr empfinden und ausleben kann. In diesem Moment bin ich ihr näher als allen anderen Menschen die mir im Leben nahestehen. Es ist eine Art Bedürfnis, dass ich nur mit ihr ausleben kann und will.
Wenn Sie nun Sex „mir zu liebe hat“ fühlt sich das für mich aber an als würde sie mir all diese Intimität nur vorspielen. Ich fühle mich dann „wie der kleine Junge dem man es schnell mal besorgt damit er endlich Ruhe gibt“.
Ich fand und finde den Sex mit ihr gerade dann gut, wenn ich merke, dass sie richtig Spaß dabei hat.
Bzw. ich finde es nicht nur gut. Es ist für mich eine Voraussetzung mit ihr Sex haben zu wollen.
Ich will einfach nicht mit ihr Sex haben wen sie darauf keine Lust hat.
Und das führt alles zu dieser aktuellen sexuellen-Super-GAU Situation in der ich mich gerade befinde und bei der ich iwie nicht mehr weiter weiß.
Einerseits sagt man, man soll mit seiner Partnerin über Probleme reden. Gerade im sexleben bleiben viele Sachen ja oft unausgesprochen und deswegen sehe ich auch selber ein, dass Reden wichtig ist.
Das Problem: Rede ich nun mit ihr setze ich sie damit unterbewusst ja immer mehr unter Druck.
Sie wird sich dann in jeder potentiell sexuellen Situation denken: „Oh jetzt muss ich aufpassen, darüber haben wir ja letztens erst diskutiert.“
Dazu kommt dann, dass wenn wir dann Sex haben ich nicht weiß ob sie es jetzt wirklich tut, weil sie Lust auf mich hat oder weil ich vorher mit ihr darüber diskutiert habe.
Irgendwie sehe ich gerade keinen möglichen Lösungsweg.
• Verhalte ich mich weiter passiv und mache sie nicht an führt dies Dazu, dass wir quasi keinen Sex haben. Diese Option gefällt mir natürlich nicht und eine Beziehung ohne Sexleben ist glaube ich auf Dauer auch nicht gesund.
• Versuche ich das Problem weiterhin anzusprechen könnte dies langsam aber sicher dazu führen, dass die ganze Sache totgequatscht wird. Dies führt dazu, dass sie sich entweder zunehmend unter Druck gesetzt fühlt oder iwann genervt alles mitmacht was ich vermeintlich verlange. Diese Option führt also auch dazu, dass wir entweder keinen Sex haben oder Sex haben auf denen sie eigentlich keine Lust hat. Beides auch keine Option für mich.
Also wie man es hoffentlich herausliest: Ich bin mittlerweile ratlos und auch ein Stück weit verzweifelt. Ich will diese Beziehung nicht „nur“ wegen Sex beenden, denn ansonsten läuft alles prächtig. Ich weiß ja auch, dass ich mit ihr tollen Sex haben kann. Aber ich weiß auch, dass mich die Situation so wie sie aktuell ist auf die Dauer nicht glücklich macht.
Hat jemand von euch eine Idee was man probieren/ändern könnte?
P.S. Vorab schon Mal vielen Dank, dass ihr den doch etwas länger gewordenen Text bis hierhin gelesen habt.