Sie schreibt:
Seid Ihr alleinstehend?
Würdet Ihr Euch als alleinerziehend bezeichnen?
Ich war mit meinem 1. Kind lange "alleinerziehend", allerdings hat dann mein heutiger Mann als Ziehvater auch seine Rolle gefunden.
Gibt es bei Euch Angebote für Ganztags-Betreuung/-Schule?
Am alten Wohnort (Großraum Stuttgart, damals nur besagtes Kind):
Ja, allerdings war es sehr schwer Plätze zu bekommen.
Heute in By und sehr ländlich: Nein, nicht wirklich. Im Gym meines Sohnes gibt es kostenfreie Nachmittagsbetreuung, im KiGa-Alter wäre für Nachmittags eine Tagesmutter von Nöten.
Wie haben sich bei Euch durch die Möglichkeiten der Ganztags-Betreuung und/bzw. -Schule Eure beruflichen Möglichkeiten verändert?
Durch die KiTa meines Sohnes (Betreuungszeitraum 7-17 Uhr) konnte ich überhaupt erst (weiter-) studieren. Zur Arbeit nahm ich in anfangs mit, später konnte ich da besser trennen und habe einen Großteil während seiner Betreuungszeit erledigen können.
Bei Ganztags-Betreuung/-Schule können die Kinder unter der Woche ihr warmes Essen zumeist dort bekommen. Nehmt Ihr das wahr - wird dann während der Woche daheim noch/trotzdem gekocht?
Bei Betreuung auch nach 14 Uhr hat mein Sohn immer warmes Essen in der KiTa bekommen.
Daheim gab es an vielen Tagen ebenfalls frisch gekochtes, aber nicht immer.
Wie seht Ihr das, dass Ihr, bzw. die/der hauptsächlich Betreuende von Euch, bei Wahrnehmung der Angebote an Ganztags-Betreuung/-Schule wesentlich weniger Zeit mit den Kindern verbringen kann?
Kritisch. Zum Schulbeginn meines Sohnes und Geburt des 2.ten Kindes haben wir unser Leben radikal geändert.
An den langen KiTa-Tagen blieb nur der kurze Morgen und Abends waren sowohl Kind als auch wir müde und überspannt. Zudem musste ich noch teilweise am WE und Abends arbeiten/lernen, um Fehlzeiten durch Krankheit/Ferien/Schließtage auszugleichen.
Für die hochgepriesene Qualitytime blieb zuoft keine Kraft mehr.
In wie fern hat sich bei Euch ggf. die Aufgaben(ver-)teilung bzgl. der Kinder/-Erziehung etc. verändert?
Die Frage versteh ich nicht ganz, was genau meinst du?
Welche Rolle spielt für Euch das Alter der Kinder dabei?
Bei älteren Kindern seh ich die Ganztagsbetreuung weniger kritisch. Sie sind selbstständiger und können sich auch gegenüber den Aufsichtspflichtigen besser durchsetzen im Konfliktfall.
Zudem verstehen sie die Notwendigkeit besser und "brauchen" ihre Eltern(-teile) etwas weniger bzw können die Bedürfnisse dann auch mittels "Qualitytime" nachholen.
Bei jüngeren Kindern, insbesondere Vorschulalter, seh ich das klar als Blödsinn an.
Manche können ihr Leben nicht anders regeln, dass ist schlimm. Die beruflichen Nachteile wiegen schwer.
Ich hatte einen großen Bekanntenkreis an Alleinerziehenden oder DoubleIncome-Paaren in der KiTa-Zeit meines Sohnes. Je nach Beanspruchung durch den Beruf blieb praktisch nichts mehr für die Kinder. Das Hauptleben spielte sich in der Fremdbetreuung ab, daheim waren sie abends müde/fertig/überreizt und wochenends muss der Spagat zwischen Erledigungen und Intensivbeschäftigung geschafft werden.
Diejenigen, die das am besten hinbekamen, hatten Berufe, welche nicht so fordernd waren und/oder keine 40h/Woche. Teilweise sprangen auch die Großeltern nachmittags ein.
Die Kinder, die durch Tagesmütter mit- oder ganzbetreut wurden, waren auch "ausgeglichener".
Seitdem wir unser Leben umgestellt haben, sind die Kids nur noch halbtags bzw reine Schulzeit außer Haus, danach ist immer ein Elternteil für sie da.
Ich finde den Unterschied gewaltig, dass Familienleben ist wesentlich ruhiger, entspannter, fröhlicher.
Dafür ist meine Karriere im "Eimer" oder positiver ausgedrückt: auf Eis gelegt, bis alle in der weiterführenden Schule sind.