Hat der TE überhaupt wirklich veröffentlicht, um welches Krankheitsbild es geht? Depressionen liegen nahe, wie von vielen spekuliert. Wobei ich solche Spekulationen auch als moralisch fragwürdig und Privatsphäre verletzend finde, wenn er absichtlich nichts genaues sagt.
So oder so klingt es, als ob sich da ein Problem über Jahre aufgebaut hat, und genauso wird es Jahre dauern, es zu lösen. "Einfache" Antworten wird es nicht geben.
"Sex gehört in die Ehe. Wenn Du mit jemand anderen schläfst, ist es vorbei. Ich halte doch hier nicht die Stellung und passe auf die Kinder auf, während Du in der Gegend rumfickst
Da möchte ich anknüpfen. Diese Aussagen zeigen eine Weltanschauung und gewissen Grundüberzeugungen. Wir haben alle tausende von solchen simplen "wenn...dann"-Verknüpfungen im Kopf. Scheinbar simpel - doch viele stimmen so nicht.
Die Nummer mit "wenn du einen anderen Menschen siehst, ist es vorbei" ist so was super verbreitetes. Klar, kann so sein. Wenn einer der Partner das so ansagt, und davon überzeugt ist (und es nicht nur als emtionale Erpressung verwendet, extrembeispiel "wenn du dich von mir trennst, bringe ich mich um!" - ich gehe davon aus, dass du nicht für meinen Tod verantwortlich sein willst, darum zwinge ich dich, dich nicht von mir zu trennen). Nun hat der TE geschrieben, dass eine Trennung nicht in Frage kommt. Das wiederspricht ganz offenbar der Überzeugung, die aus dem Zitat seiner Frau spricht. Ein Ansatz wäre, ihr bewusst zu machen, dass es eben nicht vorbei sein muss. Eigentlich sorgt sie durch diese Ansage überhaupt erst dafür, dass die Frage der Trennung in den Kopf kommt, weil der TE möglicherweise inzwischen schon oder irgendwann in Zukunft so viel Leidensdruck aufgestaut hat, dass die schon mehrfach genannte entscheidung "Sie oder ich" die einzige zu sein scheint.
Klar ist, dass die Situation eine der Art "beim Fußboden streichen in die Ecke des Raums gepinselt" ist, und nach meiner Einschätzung hilft da nur Einfluss von außen, wenn man in absehbarer Zeit und mit halbwegs brauchbarer Erfolgschance was tun will. Wenn man so lange keine Verbesserung aus eigener Kraft herbeiführen konnte, wird man es außerst unwahrscheinlich innn Zukunft können. Einfach schon aus dem Grunde, weil die eigenen Denkweisen einen mindestens zum Teil in die Situation mit rein gebracht haben, und weil man gar nicht mehr denken und tun kann, als man aus seinen eigenem Kopf vorstellen kann.
Meiner Erfahrung nach werden Probleme mit der Zeit ausnahmslos schlimmer. (Sowas wie auf den Tod des Menschen, mit dem man ein Problem hat, warten zähle ich nicht dazu, inzwischen hat man reichlich gelitten, hinterher kann man sich noch schön selbst vorwürfe machen und dann ist der Mensch nicht mal mehr da, um sich auszusprechen).
Bei allen Vorschlägen, die in Richtung "reiß dich zusammen und halte es aus" gehen: heftiger Widerspruch von meiner Seite. Die Folgen wurden auch schon mehrfach heraufbeschworen.
Hier in Berlin gibt es den Berliner Krisendienst, als niedrigschwelliges und kostenfreies Angebot, wenn man nicht mehr weiter weiß. Das gilt nicht nur für den TE, sondern für alle, die nicht mehr weiter wissen: wir haben Internet und Telefon, um Kontakt zu Menschen zu bekommen, die einem weiter helfen können. Je früher man anfängt, umso weniger tief steckt der Karrren im Dreck, und umso weniger Arbeit muss man aufbringen, um ihn rauszuziehen. Angebote wie Telefonseelsorge, Psychologen, Beratungen, sind nicht erst dafür da, wenn man vor Verzweiflung nicht mehr klar denken kann, die sind auch dafür da, es gar nicht so weit kommen zu lassen. Und entgegen landläufiger Meinung sind Psychologen auch nicht nur für Irre, Spinner und Bekloppte.
Dummerweise sind die meisten Menschen in der Lage, unaushaltbare Zustände auszuhalten, und müssen erst zusammenbrechen, um den Zustand zu ändern, weil sie dann gezwungen sind. Ich denke an Sätze wie "es muss doch weiter gehen", "Hauptsache, die anderen sind glücklich", "ohne mich wäre schon lange alles weggebrochen", "Ich kann doch nicht einfach X alleine lassen",... ihr kennt die Sprüche alle. Und sie stimmen alle nicht. Dennoch tun wir so, als würden sie es, weil es bequemer ist, alles beim Gewohnten zu lassen, und Veränderung so anstrengend und tatsächlich oft Angst machend ist.
Depressionen sind die Folge, bzw. teilweise tatsächlich die zeitweise scheinbar einzig mögliche Überlebensstrategie. Und das Umfeld spielt eine große Rolle. An dieser Stelle möchte ich einen Post von weiter oben recht geben: wenn du weiter aushältst, stabilisierst du die Depression, statt sie zu verbessern und aufzulösen. Um es provokant auszudrücken: wenn du nichts machst,bist du mit verantwortlich, dass es schlimm bleibt.
Also: Mut! Nicht Augen zu und durch, sondern Augen auf und geh vorwärts!