Der Problem-Mann
Vor Jahren gab es den Problem-Bären, heute gibt es den Problem-Wolf oder den Problem-Waschbären, der nachts in Mülltonnen rumstöbert. Je länger ich im Forum und auf Profilen auf JOY wühle, gewinne ich den Eindruck, dass es neben Bären und Wölfen auch Problem-Männer gibt. Männer sind ja ebenso Teil der Natur, auch wenn sie sich für gewöhnlich rasieren und ihre eigentliche Natur heute vor Frauen zu verbergen suchen. Sie lassen sich also bequem in die Reihe von Bären, Wölfen und sonstiges Getier einordnen. Und es gibt die Ausnahme von der Regel, das sind dann die Problem-Männer. Also solche, von denen Innenminister in nächtelangen Sitzungen überlegen, ob diese zum Abschuss freigegeben werden. Das tun sie natürlich nicht. Das wäre gegen die Menschenrechte und Menschenwürde und nur Feministinnen sehen das nicht so zimperlich.
Also können sich Problem-Männer weiterhin frei bewegen, jagen, wildern und Bier konsumieren. Vielleicht müssen sie ab und an in den Garten, ihr Revier markieren, ein bisschen arbeiten gehen, die Kinder ausführen und den Müll raustragen. Aber ansonsten haben sie ein schönes Leben. Und sie bleiben unbehelligt.
Problem-Männer sind jene, die zu Problemen werden - und zwar vermehrt für Frauen. D.h. es obliegt allein der Frau, ob ein Mann zum Problem wird oder nicht. Das finde ich ein bisschen ungerecht, aber so tickt die Welt. Das ist wie mit dem Wolf. Der sieht für sich selbst auch kein Problem, wenn er ein Schaf reißt. Erst der Schäfer macht den Wolf zum Problem-Wolf. So ist das mit den Männern ganz ähnlich. Der Mann kann nix dafür, aber die Frau empfindet dies so, wenn er nicht den Müll rausbringt oder der defekte Wasserhahn monatelang tropft. Dann hat seine Partnerin ein Problem an der Po-Backe wie der Pickel oder die berühmte Problemzone.
Ich verstehe das. Als emanzipiert konditionierter Mann fürchte ich täglich, zum Problem-Mann zu mutieren. Nicht nur bei Vollmond. Das ist wie mit meiner Brille. Öfter ist sie ohne einen ersichtlichen Grund einfach weg, nicht sofort auffindbar. Dann muss ich sie suchen. Und mir wird bewusst, dass eine Brille zu suchen ohne Brille eigentlich blöd ist oder widersprüchlich, zumal ich den Trend zur Zweitbrille offensichtlich verpasst habe. Und vor lauter Suchen habe ich dann einfach nicht die Zeit zum Müllraustragen oder zum Sex oder meine Texte zu korrigieren oder eine Kolumne auf JOY zu schreiben oder das nächste Date abzusagen, das ich ohne Brille ohnehin nicht wiedererkennen würde. Doof, aber eben ein Problem-Mann, von denen zumeist weibliche Angehörige sagen: das ist echt ein Problem jetzt.
©Dreamy2017