Hallo,
mir fehlt in der Diskussion hier ein wichtiger Punkt: die Mutter bzw. Das anerzogene Frauenbild.
Ich habe viele schüchterne Männer in meinem Leben getroffen und gesprochen. Ohne zu verallgemeinern, alle diese Männer hatten im direkten Umfeld ihrer Kindheit sehr dominante Mütter, Tanten usw., die ihnen ein Frauenbild vermittelt haben, dass ihnen Angst machen musste.
Wenn ein Junge sich schon von klein auf vor Frauen und ihrer Erziehung in Acht nehmen mussten, wie sollen sie einen unbekümmerten Umgang mit Frauen lernen? Ein kleiner Teil zelebriert die eigene Wut auf Frauen und stellt hirnrissige Forderungen an Frauen und gibt Ihnen für das eigene Unvermögen die Schuld. Ein anderer großer Teil traut sich nicht einmal, eine fremde Frau nach der Uhrzeit zu fragen. Manche flüchten nach vorne und werten via Pickup Frauen gleich als Fleischroboter ab, bei denen Mann nur die richtigen Sätze sagen muss, damit die Eroberung (es geht um Macht) erfolgreich ist.
Beide Kompensationsstrategien führen nicht zu einem normalen und gesunden Umgang miteinander.
Mann sollte meiner Meinung nach dahinter schauen. Wo der Ursprung ist, wo Unsicherheit, Scham, Wut und andere hinderliche Gefühle herkommen. Es gibt sehr schöne Methoden aus der kognitiven Verhaltenstherapie, die ohne Analyse auskommen, sondern wo Situationen aufgedröselt werden, um dann zu schauen, auf welchen Annahmen diese Gefühle gedeihen und sich verfestigen konnten.
Mir ist auch aufgefallen, dass wenn ich ganz normal mit einem schüchternen Mann plaudere, fast alle nach kurzer Zeit normal werden und sich so erst ihr eigentliches freundlich-offenes Wesen zeigt. Natürlich gibt es reichlich verbitterte Männer, aber der Großteil ist warmherzig und humorvoll und nett.
Nun sind Frauen nicht zuständig die psychischen Probleme fremder Männer zu kompensieren, so wie es hier gefordert wurde. Das ist großer Bullshit. Der Mann muss schon aus sich selbst heraus den Mut finden, hinter seine Unsicherheit zu schauen, dort das eigene Frauenbild aufzuarbeiten, denn da ist wo irgendwann was falsch abgebogen. Und das kann Mann ändern.
Mit Übung und zu lernen sich selbst besser zu verstehen. Kennt ein Mann seine Trigger, die ihn im Kontakt mit Frauen Angst machen und erstarren lassen, wo er dann nur noch um sich selbst kreist (normal. Wenn ich ängstlich bin, verengt sich meine Wahrnehmung und ich bekomme vom Gegenüber nicht mehr viel mit), kann er schauen, woher das kommt. Lernen es in der Vergangenheit zu lassen und freier für neue Erfahrungen zu werden.
Zum Beispiel gibt es den tadelnden Mutter Blick, der erstarren ließ. Will so ein Mann eine Frau ansprechen und die guckt ihm ähnlich tadelnd an, geht plötzlich nichts mehr. Der Hals schnürt sich zu, jedes Wort bleibt im Hals stecken, die Frau reagiert dann auf das Blockflötengesicht mit Abweisung und wieder bestätigt es den Mann darin, falsch zu sein. Da kann die Frau nichts für. Sie reagiert ihrerseits auf sein Verhalten.
Diese und ähnliche Spiralen wollen durchbrochen werden. Dazu ist es meiner Meinung nach erforderlich, zwischenmenschliches Verhalten zu verstehen. Zu wissen, was frühere Erlebnisse mit unserem Gehirn machen, wie extrem abhängig wir voneinander als soziale Gruppentiere sind.
Von den Prägungen selbst löst man sich durch Üben. Immer im eigenen Tempo, sodass die neuen Erfahrungen möglichst positiv ausfallen und so die Prägung von früher Stück für Stück überschrieben werden kann.
Ein Bild: wer Angst vor Wasser hat, wird nicht gleich vom 10 Meter Turm springen. Er wird erst am Beckenrand sitzen und die Füße ins Wasser tauchen.
In Bezug auf Ansprechangst nicht gleich auf ein Date fragen, sondern eine Frau um die Uhrzeit fragen. Oder am Kühlregal um eine leckere Käsesorte, das darf gerne die Verkäuferin sein.
Ich verspreche: jede kleine positive Erfahrung überschreibt die Furcht, die sich meist ganz früh im Leben ins Gehirn eingeschrieben hat.
Nur bei Männern, die Frauen verachten und Frauenhass in sich tragen (zb Antifeministen), die benötigen wahrscheinlich professionelle Hilfe. Aber nur schüchtern sein, behaupte ich, geht auch alleine zu bewältigen.
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