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Bickelmanns Abenteuer (Ausgabe 2)

Keine Beschreibung angegeben.
*******W49 Mann
761 Beiträge
Die Omma, die graue Pantherin! *lol* *top2*
*********ynter Frau
9.803 Beiträge
Der gute Herbert...
...hat mein vollstes Mitgefühl, auch wenn mir der alte Drachen in Form einer alten Dame sympathisch ist. Die Lachtränen wollen nicht versiegen, mein Körper schüttelt sich *top2* - Danke, lieber Patrizier, Lachfalten im Gesicht sind die schönsten.
*haumichwech*
*********zier Mann
1.026 Beiträge
Themenersteller 
Friedhofsgebührensatzung (7)
Oma, das lauschende Ohr noch am Türblatt ihrer Stube, in die sie sich wohlweislich eingeschlossen hatte, hörte den Schrei ihres einzigen Schwiegersohnes. Sie hielt sich den Bauch vor Lachen.
„Ach mein Herbert“, freute sie sich „dir hän ichs awwa mol gezeit. Das Geld finsch du seina Lääbdaach ned, du Droddel.“
Jäz kann er noch e Baragraf fier e Aamegrab in die Friedhofsordnung bossele“, murmelte sie vergnügt.

Doch mit diesen Annahmen lag Oma falsch. Bloß wusste sie das noch nicht.



„Ich kann dir dänne Bagger ned ääfach ausleihe, der geheert mir doch gar ned, sonnern da Gemää. Du kannschd jo emol doi Freund Flöder froche. Wann der mers erlaabt, do kannschde ne villeicht krien. Was willschen iwwerhaupts mid dem Ding?“ Der Gemeindearbeiter, gerade damit beschäftigt auf dem Friedhof eine Grube auszuheben, schüttelte bedauernd den Kopf.

„Der Bagger is aus Steiermiddel bezahlt und ich bin Bürcher vun dera Gemään do, also derf ich denne aach nutze und was ich dodemit will geht dich e Scheißdreck aan“, zankte Herbert. Damit kam er bei dem sturen Gemeindearbeiter aber gerade an den Rechten:

„Eijoh geht mich das was aan, du Knallkobb. Der Bagger do isch nur fier Lecha uffem Friedhof zu grawe un fier öffendlich-rechtliche Lecha und ned fier privade Lecha. Dodefier bin ich vaantwordlich. Das hat mier de Boijemääschda selwat gesaat un ausdricklich aangeschafft. Denne kriesch du ned! Un jäz loss mich mei Aawet schaffe un mach dich vum Agger, bevor ich da an de Haawe schlaan. Aussadääm hän ich glei Middachspaus.“

Herbert zog wutentbrannt ab und marschierte schnurstracks zu Flöter, der normalerweise um diese Zeit und bei diesem Wetter unter dem Sonnenschirm im Freien seine Mahlzeit verputzte und noch einen Kaffee schlürfte bevor er wieder an sein schweres Tagewerk ging.
„Das do wolle mier doch emol sien ob der Zewegriwweler so mit äme Ratmitglied umspringe konn“, murmelte Herbert zornig vor sich hin. „Dänne mach ich jäz flott. Awwa flott!“
Als Freund des Hauses, was ihm einige Privilegien gewährte, hielt der Besucher sich nicht lange mit der Haustürklingel auf, sondern stapfte gleich um die Garage herum. Von dort aus erreichte man die Flötersche Terrasse auf direktem Weg über die Gartenseite. Zu seinem Erstaunen fand Bickelmann den Freisitz leer. Türen und Fenster des Hauses waren geschlossen und verriegelt. Er presste seine neugierige Nase fest an die breite Scheibe der Terrassentür.
Tatsächlich. Hinten im Raum, zwischen Couch und Fernseher schien sich etwas zu bewegen. Die Scheibe blendete und Herbert schirmte mit den Händen links und rechts die Augen, um besser sehen zu können.

Schemenhaft erkannte er durch die Gardinen eine vermummte Mannsperson im schwarzen Anzug, die offenbar in demütiger Haltung vor einer verschleierten Frau kniete. Sehr bizarr. Er kniff die Augen etwas zusammen um besser sehen zu können.
Normalerweise war es Herbert ja egal, welche seltsamen Rituale Flöter mit seiner Alten pflegte. Aber gerade jetzt hatte er keine Zeit. Er brauchte diesen Bagger. Sofort. Oder spätestens morgen früh. Bickelmann klopfte einige Male fest an die Scheibe. Der Erfolg seiner Aktion wurde unmittelbar sichtbar. Die kniende Gestalt sackte in sich zusammen, fiel nach der Seite um, verschwand hinter dem Sofa und entzog sich damit Herberts Blicken. Die verschleierte Frau führte erschrocken die Hand an den Mund, drehte sich kurz um und verschwand dann blitzartig in der Küche. Das hatte Herbert nicht erwartet. Er bumperte noch ein paar Mal an die Scheibe.

„Flöter! Machemol uff! Ich bins, de Herbert. Ich muss dringend mit dir schwätze!“

Nichts rührte sich. Bickelmann versuchte es noch einmal. Keine Reaktion. Er sinnierte ein Weilchen und dann ging ihm ein Licht auf. Er klatschte sich die Hand vor die Stirn.
„Klara Fall“, sagte er sich, „die zwää sin am knaddere. Das do hädd ich ma jo denge kinne. Berschde am helllichde Daach. Das kann sich aa nur e Beomda erlaawe. Awwa guud. Do waadich halt e bissel. Kann jo ned so long dauere“, schloß Herbert aus seinen eigenen, allerdings schon etwas älteren Erfahrungen mit dem Quickie zum Dessert.

„Dass dies imma noch mitenanner dreiwe, no iwwa zwanzisch Johr? – Ich glaab dass isch nur weilde Karlfried als Bolidiga ned sovill schaffe muss. Wänn der omends mied wär, dääda aach liewa schlofe. Obwohl, der hoggt jo noch zwäämol die Wuch beim Rosi. Der Dreggsagg fresst bestimmt Viagra uff Krankekassekoschde.“ -
„Das kinnt isch jo eichentlich aach mache, odder“, ging er mit sich zu Rate- „obwohl, was sollt isch dann beim Rosi? Bei meine freie Middel reichts dort ned emol fier e Herrengedeck un schon ga ned fier e baar städtische Feuchtgebiede ze besichdiche. Awwa waat nur, wonn isch an dera Oma ihr Geld kumme, dann gäbts do unne Pardy, beim Rosi. Waat nur Oddi, du dreggisch Luda, ich krie dich un wann ich dich vagifde muss.“

Damit fiel ihm sein eigentliches Problem wieder ein. Er machte es sich auf einem der bequemen Gartenstühle gemütlich, legte die Beine übereinander, kippte die Lehne nach hinten und begann Luftschlösser zu bauen. „E kläänes Schlääfche kinnt ich mir jo gönne…“


Schalten Sie auch nächste Woche wieder ein, wenn es heißt:

„Rühr dich nicht!“, befahl Anke dem Pfarrer, der gefesselt und geknebelt in seinem nagelneuen Latexanzug (wir erinnern uns: der alte hatte beim Faschingumzug Schaden genommen) hinter der Flöterschen Couch lag.

********sche:
„Klara Fall“, sagte er sich, „die zwää sin am knaddere.

*rotfl*
was für eine Szene

BauchhaltKaffeeverschütt
*********evita Mann
2.237 Beiträge
Eijoh, jetz versaut de Herbert de Ange un em Parre ihr SM-Seschen, Himmel-Arsch-un-Wolgebruch, Sack-Zement nochemol. Alles weje dem scheiss Baggersche und dem saubleede Gemeindehanjer. *haumichwech*
*********ynter Frau
9.803 Beiträge
Von pfälzer Löchern und ...
... der tiefen Philosophie dahinter *zwinker*

fier öffendlich-rechtliche Lecha und ned fier privade Lecha.
„die zwää sin am knaddere.
„Rühr dich nicht!“, befahl Anke dem Pfarrer, der gefesselt und geknebelt in seinem nagelneuen Latexanzug (wir erinnern uns: der alte hatte beim Faschingumzug Schaden genommen) hinter der Flöterschen Couch lag.

Herrlich, lieber Patrizier, ich lieg auch grad hinterm Sofa - vor Lachen *haumichwech*
Keine Beschreibung angegeben.
*******W49 Mann
761 Beiträge
Den "Bolidiga" musste ich zweimal lesen, obwohl ich ja auch vor der Region bin. *lol*

Wieder beide Daumen hoch! *top2*
Profilbild
****012 Frau
515 Beiträge
Politik und so...
Es ist ja nicht nur, dass ich mir wieder mal die Lachtränen abwischen muss! So ganz nebenbei gewinne ich auch ganz neue Einsichten in die Welt der Politik:

„Dass dies imma noch mitenanner dreiwe, no iwwa zwanzisch Johr? – Ich glaab dass isch nur weilde Karlfried als Bolidiga ned sovill schaffe muss.


Ich frage mich, ob dieser Zusammenhang auch bei anderen Politikern gilt... und dann vertreibe ich die Bilder ganz schnell wieder aus meinem Kopf *ggg*!
*********zier Mann
1.026 Beiträge
Themenersteller 
Ich werde
einige Tage verreisen. Deshalb gibt es den vorletzten Teil des augenblicklichen Bickelmann-Abenteuers schon morgen. Den letzten, das Finale furioso sozusagen, dafür erst übernächstes Wochenende.
Die beiden letzten Teile sind etwas länger als sonst, aber das kriegen die geübten Leser sicher hin.

Ich wünsche viel Spaß damit und bis bald.

Euer Patrizier
******ens Frau
1.137 Beiträge
oh da freue ich mich *zugabe*
ich gebe zu wenn ein neuer Teil erscheint, lese ich diesen beim ersten mal ganz schnell, weil ich mich so auf die Fortsetzung freue. Nehme mir dann aber später noch mal viel Zeit für die 2. Lesung um auch alle Kleinigkeiten richtig zu verstehen
*******ish Frau
7.490 Beiträge
Ich habe tagelang an dem Begriff Bolidiga rumgerätselt -
ihn laut vor mich hergesagt ....

der Groschen ist gestern gefallen - von ganz alleine *headcrash*

manche Dinge brauchen eben etwas länger *tuete* bei mir
*****ree Frau
22.017 Beiträge
Jetzt ist bei mir auch der Groschen gefallen *lach*, das hat gedauert. Immer diese Bolidiga die haben einfach zuviel Zeit *g*

Hab eine schöne Verreisezeit Patrizier *ggg*
*********zier Mann
1.026 Beiträge
Themenersteller 
Ohjemine,
ich raufe mir die Haare und streue Asche auf mein Haupt. Mal sehen, wenn mir im Herbst zwischen zwei Lesungen langweilig wird, denke ich mal über ein Wörterbuch Pälzisch - Deutsch nach. Ansonsten kann ich nur sehr um Entschuldigung bitten und nochmals dazu auffordern:

Ich beantworte jede ernstgemeinte PN mit Übersetzungswünschen *tipp* umgehend. Bei solch schwierigen Begriffen gerne auch hier. Also nur Mut. *zwinker*
*******ish Frau
7.490 Beiträge
ach - das muß Dir nicht leid tun -

ich habe den Ehrgeiz - es "alleine" herauszufinden - *blume* aber Danke für das Angebot
******ens Frau
1.137 Beiträge
Bolidiga do bin ich ziemlich schnell druff kum... saarländisch Polidiga
*********evita Mann
2.237 Beiträge
Eijoh, de Bolidiga.... *xd*

Änner hädd isch noch: "schlaan ich da an de Haawe", was als emol beim herzliche Zwiegespräsch gesaat werd. Vielleischt is des Annern ach noch nit ganz klar.

Haawebraddeler ist in hochdeitsch jo ohner, der wo ins Dippe schei..., ähm macht bzw braddelt, wies in alder Zeit von ausserhäusische Plumsklos un vor privade Badezimmer so war und sich angehert hot.
Haawe is also e Dippe, also ein "Topf".
Werd hier de Kopp als Haawe verstann oder wie ist des gemänt?

LG Fusionsreaktor
*******ish Frau
7.490 Beiträge
Ich würde hochdeutsch übersetzen -

ich hau dir eines auf den Nachttopf - (= Kopf)... so habe ich es für mich übersetzt
*********evita Mann
2.237 Beiträge
Eihoh silberfish,
Vemut isch jo aach. Stimmt des so Der_Patrizier?
Isch mähn, nur so fer sischer se soi. *zwinker*
klar, wenn im Kopp nur *floet* dann ist der Vergleich und die Erweiterung zum Pott_Stüber eben genau passend
nu laßt mal den Patrizier fertig *tipp*
damit ich weiter *les* kann
Keine Beschreibung angegeben.
*******W49 Mann
761 Beiträge
Um extrem fremdartige, aber sehr liebenswerte Sprachen zu erlernen, braucht man nicht in ferne Länder zu reisen. Zwanzig Kilometer tun's in der goldischen Palz auch. *huhu*
*********zier Mann
1.026 Beiträge
Themenersteller 
Werd hier de Kopp als Haawe verstann oder wie ist des gemänt?

Exakt so isses.

Viele Pfälzer Begriffe gibt es wortähnlich oder sogar gleich im *saarland* Die Sprachen sind eng verwandt und mischen sich über weite Strecken. Ein bekannter Vertreter dieser Dialektform ist Gerd Dudenhöfer mit seiner Figur "Heinz Becker". In meiner lautmalerischen Schrift würde sich das so lesen: Heinz Bägga

Trotzdem sind sich "Saalänna" und "Pälza" in Liebe feindschaftlich verbunden. "Pälza" ist für den Saarländer ein gern genutztes Schimpfwort für einen wenig gebildeten, dummen Hinterwäldler und zwar gleichgültig woher dieser stammt. Die Pälza hingegen nennen den Saarländer gern "dreggisch Hennesje" in Anspielung auf den früher weitverbreiteten Bergbau.
Die Saarländer revanchieren sich ihrerseits mit einem herzhaften "Schlabbefligger" in Memoriam der längst verschwundenen, aber ehemals sehr dominanten Schuhindustrie im Raum Pirmasens und Zweibrücken.

Bei der Gelegenheit: So wahnwitzig die Herbert Stories manchmal daherkommen: Vieles davon stammt aus dem täglichen Leben und ist teilweise wirklich so passiert.
Eine Quelle ständiger Inspiration ist beispielsweise das wöchentlich erscheinende "Amtsblatt", in dem die Landfrauen ihren nächsten Ausflug oder Erste-Hilfe-Kurs ankündigen, der Faschingsumzug beworben, oder die Friedhofsgebührensatzung veröffentlicht wird. Ein Übriges liefern dann die Kommentare des Stammtisches oder die Gespräche an der Supermarktkasse. Mein Verdienst besteht lediglich darin, das ganze Zeugs zu Papier zu bringen und in eine Rahmenhandlung zu pressen.

*wink*

P.S. Ich würde gerne einige "Danke" für Eure Kommentare klicken. Mein Kontingent für heute ist aber leider verbraucht. Darum hier eins für alle: *danke* *freu*
*********evita Mann
2.237 Beiträge
Danke Dir Patrizier!
Damit ist dem Pedant in mir, der es immer ganz genau wissen will, Genüge getan und im Zusammenhang mit einem Haupt eines Gegenübers als Kopf (tendenziell voll Mist, wie Leahnah schon meinte) bei mir vermerkt und verstanden.

Ach und ein wöchentliches "Amtsblatt" mit immer wieder noch teils kuriosemInhalt *lach* hat sich auch in meinem Heimatort (und wahrscheinlich rundherum in Roihesse) trotz Rhein-Main-Ballungsgebiet noch erhalten. Entsprechendes Stammtisch- und Supermarktkassen-Geschwätz kommt einem auch manchmal zu Ohren, wenngleich ich es wahrscheinlich nicht so intensiv mitbekomme, wie Du.

Dir jetzt erst mal eine schöne Reise und alles Gute. *wink*
*********zier Mann
1.026 Beiträge
Themenersteller 
Friedhofsgebührensatzung (8)
Damit fiel ihm sein eigentliches Problem wieder ein. Er machte es sich auf einem der bequemen Gartenstühle gemütlich, legte die Beine übereinander, kippte die Lehne nach hinten und begann Luftschlösser zu bauen. „E kläänes Schlääfche kinnt ich mir jo gönne…“



„Rühr dich nicht!“, befahl Anke dem Pfarrer, der gefesselt und geknebelt in seinem nagelneuen Latexanzug (der alte hatte beim Faschingumzug Schaden genommen) hinter der Flöterschen Couch lag. Das lange, schwarze Seidentuch, das sie um sich drapiert hatte um Schleicher ein wenig gieriger zu machen und ihm noch ein Weilchen vorzuenthalten, dass sie nur Strümpfe und ein Korsett trug, hatte sie über ihn geworfen.

Anke war selten um eine Lösung aus prekärer Situation verlegen und auch in dieser schwierigen Lage fiel ihr blitzartig ein Ausweg ein. Sie sprang durch die Küche über den Flur ins Schlafzimmer, gerade als Herbert erneut gegen die Fensterscheiben klopfte. Rasch warf sie ihre Domina-Kluft ab und schlüpfte in ihren Jogginganzug. Die Laufschuhe an die Füße ziehen, den Schlüssel vom Brett nehmen und das Haus durch die Eingangstür zu verlassen schaffte sie in einer flüssig ablaufenden Bewegungssequenz. Sie rannte in schnellem Tempo etwa hundert Meter die Strasse hinunter, machte kehrt und spurtete wieder zurück. So traf sie gerade passend ein, als der ungebetene Besucher die Rückenlehne seines Sessels zurückgeklappt und beschlossen hatte, ein wenig Augenpflege zu betreiben.

„Herbert?!“ Anke war die personifizierte Unschuld. „Was machst du hier auf meiner Terrasse?“ Bickelmann fuhr sich benommen mit den Händen durch Gesicht und Haare.

„Wie? Was? Wieso?“

„Genau, wieso? Das hätte ich gerne von dir gewusst!“

Vor ihm stand Anke Flöter in Jogginganzug und Shirt, beides ziemlich verschwitzt. Dass die ohnehin attraktive Anke in voller Kriegsbemalung mit dickem Kajal und Smoky-Eyes joggen gewesen war, fiel unserem Dörfler nicht auf. Für so etwas hatte er keinen Blick. Er sprang auf.

„Ei ich wolld bei de Karlfried und do hann ich doichs Fenschda geguggt und do hann ich eich rummache gesiehn und do hann ich gedängt ich waade mol e bissel bis na ferdisch sin.“

„Du hast uns r u m m a c h e n sehn, du kleiner Spanner?“ Anke lachte glockenhell. „Es ist doch gar niemand zu Hause. Ich war joggen und Karlfried ist auf der Kreistagssitzung, der kommt erst heute Abend spät. Du hast bestimmt geträumt, Herbert, alter Schwerenöter.“ Sie knuffte ihn kameradschaftlich in die Seite. Bickelmann lief vor Scham rot an.

„Nää! Wann ich diers doch saan, do war e vaschleierdie Fraa und e schwazza Monn, der hat gekniet und dann ischa umgefall und die Fraa isch in die Kich gesprung“, versuchte Herbert es noch einmal.“

„Paperlapapp! Du spinnst ja. Du gehst jetzt heim. Ich muss duschen.“ Anke fertigte Herbert hurtig ab. Der Kerl musste verschwinden, damit sie Pfarrer Schleicher ungesehen entlassen konnte.

„Soll ich ned midda enin kumme un vorsichtshalwa emol gugge?“

„Du willst mir wohl beim Duschen zusehen, Herbert, du Lustmolch, gibs zu!“, flirtete Anke den Bickelmann an. Sie wusste ganz genau, welche Register man bei den Kerlen ziehen musste.

„Nänänänänä!“, beteuerte Herbert, „so ebbes dääd ich niemols mache, das wäächde doch, du bischd jo schließlich die Fraa vun meim beschde Freind.“

„Weiß ich doch, Herbert. War ja nur Spaß!“, sie hakte den errötenden Bickelmann freundlich unter und führte ihn zum Gartentor. „Aber jetzt zisch ab, ich hab noch Arbeit.“

„Un was isch mitm Karlfried?“

„Warum rufst du ihn nicht auf dem Handy an?“, riet Anke, während sie Herbert zum Gartentürchen hinaus komplimentierte. Gute Idee, dachte der, do hädd ich aach selwat druffkumme gekonnt. Er schlich nach Hause und beschloss, Flöter nichts von dem schwarzen Mann zu sagen, wer weiß in welchen Verdacht er noch geriet, wenn er Karlfried gestand, durch fremder Leute Fenster zu spähen.

Einige Stunden später, kam es beim Abendessen im Hause Bickelmann zu der folgenden Szene:

„Verdammte Tat! Du saaschd mir jäz sofort wo das Geld is, Oma, schunsch bassiert do e Ungligg!“

„Was dann fier e Geld, Herbert? Ich wääs gaa ned wovon du alsfort schwäzze duuscht. Ich hann kää Geld. Nur das was uffem Kondo isch. Un Nachschub kummt erschd widda am Eerschde, wann die Rende kummt.“

„Das gäbbts doch ned! Du kannsch doch ned in drei Daach iwwer zwähunnertfuchtzischdausend Euro fortgeschafft han? Mir brauche das Geld fier dei Unnerhalt. Vastehsche das ned?“

„Fier mei Unnahalt brauch ich nix. Ich han jo die Rende und wenn das ned langt missen ihr das bezahle. Das hot der nedde Richda gesaat und du waasch selwat debei.“

„Vun deim bissel Rende kenne mir dich doch ned ernähre und dei Heisje kinne mir aa ned vamiede, das haschde jo hergeschenkt.“

„Eijoh hann ichs hergeschenkt, awwer das bleibt jo in da Famillje. Do ziehe jäz es Jessica un de Moritz enin und dann brauche die jo aach noch e bissel was fier ihr Studium.“

„Aha!“, brüllte Herbert „dohär weht de Wind. Hosche denne das Geld aach noch in de gieriche Rache geschob?“ Bickelmanns Kopf hatte die Farbe einer frischen, reifen Himbeere. Wenn er an seine missratene Brut dachte, die nach sechzehn Semestern Selbstfindungsphase immer noch nicht lebensfähigen Dauerstudenten...
„Das wolle ma doch emol siehn, ob die das Geld behalle dierfe.“

„Do gebts gaa nix zu siehn“, keifte Oma zurück. „Vun mir hän die nur es Heisje kriet und wenn ich ne zukünftig alsmol was zustegge soll, damit se schee in Ruh studiere kinne, muss ich das vun meina Rende nemme. Schunsch hann ich ga kää Penning meh.“ Oma schaute dabei so treuherzig aus der Wäsche, dass der unbefangene Betrachter keinerlei Zweifel am Wahrheitsgehalt ihrer Worte gehabt hätte.

„Schee in Ruh studiere?“, Herbert brüllte so laut, dass Eva aufstand und das Fenster schloss. „Die studiere schun faschd achd Johr und noch imma kää Land in Sicht. Wie sollen das mit dänne weida gehen?“

„Ei, das siehschde dann schun!“, trumpfte Oma auf.

„Hot dir de Parre ned beigebrung, dass ma ned lieje derf, Oma, schämsch du dich ga ned?“

„Ei ich lieje doch ga ned. Du kansscht es ganze Haus uff de Kopp stelle. Du wäärsch kää Penning finne!“ Otti war ehrlich entrüstet. Das do glab ich ihr uffs Wort, dachte Herbert, im Haus finn ich nix.

Eva hatte sich wohlweislich bislang aus der Diskussion heraus gehalten. Ihr verschmitztes Grienen ließ aber ahnen, dass sie mit Oma unter einer Decke steckte und die beiden irgendein Geheimnis hüteten.
„Iwerischens“, warf sie ein, um das Thema zu wechseln „ziehe die zwä am Samschda um, no Nünchwiller in de Oma ihr Heisje.“

„Eijoh?“, brüllte Herbert fassungslos „damit se e bissel näher an da Uni wohne, odda? Wie sollen die in Zukunft zu da Vorläsunge no Määnz kumme? Isch das Zimma in Ingelheim jäz nimmi gut genuch?“

„Das isch kää Probläm. Das Zimma hän mir schon gekinnischt. Die Oma hat jedem e Auto kaaf, dasse ned imma uffenanner waade missen und jedes fahre kann, wanns notwendich isch. Zwä scheene Audo un faschd ganz nei. So e Smaatche, wääschde?“

„Bisch du schdill, Eva. Das hadda doch solle ga ned wisse!“, fiel Ottilie ein.

bickelmanns Stimme überschlug sich: „Zwää Audo? Un die Unnahaltkoschde? Uns Bensin?“ Un wär bezahlt das alles?“

„Dodefier isch gesoicht, mach dir nur kää Gedange“, beschied Oma lächelnd.

Sicher haben Sie, verehrter Leser, schon einmal vor einem Aquarium gestanden und den Fischen zugesehen, wenn sie vermeintlich nach Luft schnappen. Genau dieses Bild bot Herbert dem geneigten Betrachter in diesem Augenblick, nur war seine Schnappatmung echt.

„Mit meiner Hilfe brauchen ihr bei däm Umzuuch ned zu rechne“, würgte er hervor und erinnerte sich daran, dass er Omas kompletten Hausstand vor wenigen Wochen auf drängen seiner Familie quasi im Alleingang bewegt hatte, um die Umzugskosten zu sparen.

„Da macht nix“, fertigte ihn Oma süffisant ab „mir hän schun e Umzuchsfirma bestellt. Es isch alles gereechelt. Du kannsch jo dann am Samschdach de Gaade widda in Ordnung bringe. Der siehd e bissel ungefleecht aus. Awwa es Unkraut han ich da jo schun raus gemacht. E bissel Dankbarkääd kinnt ich do schun erwaade.“

Herbert fühlte sich wie der letzte Arsch. Er blies die Luft aus den Backen, sprang auf und rannte zum Telefon um zum elften Male nach Flöter zu rufen.



Als Flöter um viertel vor acht abends sein Handy einschaltete, meldete das Gerät vierzehn verpasste Anrufe. Einmal Anke, dreizehn mal Bickelmann. Wenn das kää Ungligg bringt, dachte er. Die Kreistagssitzung hatte sich mal wieder mächtig in die Länge gezogen. Wenn die Schwafelhälse in der Kommunalpolitik erst mal das Debattieren anfingen, gab es kein halten mehr.
Flöter rief zunächst Anke auf dem Handy zurück.

„Ich bins mei Sternche. Mir sin jäz ferdisch mit dera Sitzung un ich wollt dir nur Beschääd gewwe, dass mier jäz nochemo misse no dänne Bauschäde uff da Biebermiehl gugge.“
Auf der Biebermühle befand sich die Rosi-Bar, wo, wie der geneigte Leser weiß, gegen bares Geld und sehr diskret, allerlei gute Dienste geleistet wurden. In der irrigen Annahme, ihre Ehefrauen wüssten davon nichts, waren die „städtischen Bauschäden“ der Geheimcode der Ratsmitglieder für die Erforschung der Feuchtgebiete im Ortsteil Biebermühle. Einzig die Gemeinderätin Gretel Kleinschmidt interessierte sich nicht für diese wichtigen Details der Ratsarbeit und schickte stets ihren Adlatus vor.

„Siehst du Karlfried, deshalb liebe ich dich so“, freute sich Anke, „auf dich ist Verlass. Du rufst mich wenigstens an, wenn du später nach Hause kommst. Da haben andere Frauen nicht soviel Glück.“

„Eijoh mei Sternche, das geheert sich doch so. Un was machsch du noch so, heit owend?“

„Och, ich bin mit Herrn Schleicher in dessen kleiner Bibliothek im Pfarrhaus. Wir diskutieren gerade ein interessantes Buch. Da geht’s um die verschiedenen Arten der Kirchenglocken und so was alles. Wie die behandelt werden und wie man sie pflegen muss. Unser Pfarrer ist wirklich sehr um meine Bildung bemüht. Was der alles weiß und kann… Aber ich gehe dann auch bald ins Bett.“

„Bei mir werds spät. Waad ned uff mich, moi Sternche. Tschüüs!“.
Was fier e Gligg, dachte Flöter, dass mir dänne Parrer do hän. Do is mei Fraa guud uffgehob. Kannse alsemol e bissel hochdeitsch schwätze, hat Unnerhaldung un kummt ned uff dumme Gedange.

„Tschüss“, sagte Anke und legte auf „Und nun zu dir, mein Kirchturm“, lächelte sie den Schleicher an.

Karlfried wählte Herberts Nummer.





Am nächsten Wochenende dann, wie versprochen, das große Finale. Ob Herbert, als geborener Verlierer wieder den Kürzeren zieht? Die mit allen Wassern gewaschene *oma* hat die Familie fest im Würgegriff.
******ens Frau
1.137 Beiträge
die Oma wird gewinnen, die hat immer noch was in de Hinnerhand
*********ynter Frau
9.803 Beiträge
Beichten auf die pfälzische Art ...
...
oder wie Frau (als Domina) unverblümt ihrem Mann die Wahrheit erzählen kann und trotzdem nichts weiter zu befürchten hat.*zwinker*

Großes Kino!!!!

„Och, ich bin mit Herrn Schleicher in dessen kleiner Bibliothek im Pfarrhaus. Wir diskutieren gerade ein interessantes Buch. Da geht’s um die verschiedenen Arten der Kirchenglocken und so was alles. Wie die behandelt werden und wie man sie pflegen muss. Unser Pfarrer ist wirklich sehr um meine Bildung bemüht. Was der alles weiß und kann… Aber ich gehe dann auch bald ins Bett.“

Was fier e Gligg, dachte Flöter, dass mir dänne Parrer do hän. Do is mei Fraa guud uffgehob. Kannse alsemol e bissel hochdeitsch schwätze, hat Unnerhaldung un kummt ned uff dumme Gedange.

„Tschüss“, sagte Anke und legte auf „Und nun zu dir, mein Kirchturm“, lächelte sie den Schleicher an.
*zwinker* *floet*

Grandios!!! Bitte noch viel, viel mehr davon *haumichwech* *top2*
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