Hamsterkäufe
4.Kapitel
Zehn Minuten später verließen unsere Helden das Gartenhäuschen mit zufriedenen Gesichtern.
„Das do hat jo jäz emol Spaß gemacht“, meinte der Hausmeister, während er sich ausgiebig am Sack kratzte, „un wie schee das noch juckt. Das isch bei moiner ned so. Wahrscheins isse schun e bissel ausgeleiert. Vielleicht sollt ich mir aach emol e neieres Modell kaafe. Awwa sunsch isse noch ganz guud.“
Herbert schien nicht so begeistert. Er machte wohl oder übel gute Miene zum bösen Spiel, schaute aber etwas betreten aus der Wäsche und schubberte sein Gemächt unter dem Hosenstoff mit den Fingernägeln.
„Bei mir brennts e bissel“, merkte er an. „Iwwerischens, das hätt jo jäz misse ned sin, dass ich nur de Hinna-Ingang kriet hän. Mir hädde jo aach emol tausche gekonnt.“
„Eijoh, Herbert, reech Dich ab. Seine Gäschd duud ma doch alleweil ebbes Guudes und schließlich wars jo ned Doi Fraa.“ Er lachte meckernd über seinen Witz. „Obwohl, die kennde mir jo aach emol tausche, die Weiwer, was määnschd?“
„Do fallt eher Weihnachde und Oschdere uff de gleiche Daach, bevor moi Eva middeme fremde Kerl knaddere geht. Frieher hodd ses jo als ganz gern gehat, awwa heitzudaachs muschd du vier Woche bäddele, bevor de do mol draan derfschd und dann hat se noch Kobbweh odda guggt fern debei.“
„Eijoh, meini lääst als Krimis während ichs ihr besorsche und froocht zwischedoich imma, ob ich schun ferdich bin. Es dauert als e bissel, bis mer in Fahrt kummt. Mir sin jo aach nimmi die allerjingschde. Awwa heit, mit Doiner Renaade hats jo schee geschnaggelt. Des war rischdich guut. Un es juckt alleweil imma noch. Isch das geil!“
„Bei mir juckts aach, awwa eher so komisch. Vielleicht hädde mir beim eerschde Mol bessa e Parissa nämme gesollt. Wann das Matrial noch so frisch is, reagiert die Haut vielleicht allergisch.“
„Egal, jäz freie mir uns, dass mir am helllichde Daach e bissel Spaß gehad hän un mache uns widda an die Aawet. Ich bring jäz emol die Beude uff die Dienststell und dann gugge mir was die Ermiddlunge so bringe. Vielleicht wisse die Kolleeche jo schon, wo und wann das Zeich geklaut worre is. Das kann jo nur ausseme Inbruch stamme.“
„Mir wääres noch frieh genuch erfahre“, nickte Herbert. „Ich reim jäz mol do mei Zeich eweg und dann geh ich hääm koche. Ich han heid Kichedienschd. Die Oma, das faule Lumbedier schloft noch und moi Fraa had noch kää Schicht im Bruddo-Markt. Die kummt so um halb zwää und bis dorthin muss ich ferdich sin, schunsch mault se widda de ganze Nomidda.“
„Eijoh, do machs gud Herbert und vielleicht siehn mir uns jo bei Gelechehääd nochemol.“ Der Hausmeister stieg in seinen Sprinter, wendete und fuhr winkend den Berg hinab.
„Wonn ichs verhinnere kann, beschdimmd ned, Du perverses Aaschloch. Hat nur noch gefählt, dass ich Dir ääna blose muss, damit ich ned vor dera halb Südwestpalz blamiert wärre. Un e viera mit Doina fedd Fraa will ich schun gaaned. – Leck mich am Aasch, das juckt awwa aach.“ Er kratzte sich neuerlich ausgiebig zwischen den Beinen und begann seinen Krempel wegzuräumen. Dann machte er sich auf den Weg zum Küchendienst.
*****
Nachdem die Kartoffeln fein säuberlich geschält in den Topf gewandert und auf den Herd gesetzt waren, hatte Herbert den Spinat aus der Kühltruhe genommen, um ihn schon einmal zum Auftauen in einen weiteren Topf zu deponieren. Das Jucken in seiner Hose fand er inzwischen fast unerträglich. Ein prüfender Blick auf den corpus delicti, vor dem Badezimmerspiegel, überzeugte ihn davon, dass hier auf keinen Fall alles in Ordnung war.
Der kleine Herbert, sowie das ihn umgebende Areal rochen nicht nur ekelhaft, sondern waren auch krebsrot und deutlich angeschwollen. Besonders die Spitze des besten Stücks, unter der Vorhaut, sah abscheulich aus. Herbert kratzte noch einmal ausgiebig und beschloss zu versuchen, ob Wasser und Seife Abhilfe schaffen konnten. Der Erfolg war kaum messbar. Das Jucken und Brennen brachte ihn fast um den Verstand.
In seiner Not parkte er den gefrorenen Spinat in seiner Unterhose. Hach, tat das gut. Er schlug ein paar Eier auf und begann sie zu kleppern. Schnell die Pfanne auf den Herd, etwas Fett hinein, die Eimasse hinterher. Just in diesem Moment kochten mit lauten Gezische und Gebrabbel die Kartoffeln über. Verzweifelt packte Bickelmann den glühend heißen Topf.
„Scheißdregg, dreggischa“, fluchte er und ließ den Topf mit den kochend heißen Salzkartoffeln auf den Küchenboden donnern. Er steckte die verbrannten Finger in den Mund und drehte mit der linken Hand das kalte Wasser auf. „Ahhh, is das schee, wann de Schmerz nochlosst. – Wieso hän ich mich uff denne do Bleedsinn widda inngeloss?“
Als Eva Bickelmann wenige Sekunden später die Küche betrat, fand sie den bedauernswerten Herbert mit schmerzverzerrtem Gesicht vorm Herd, die linke Hand in der Hose, die Rechte unterm Wasserstrahl, die Kartoffeln, samt Topf auf dem Boden, während die Rühreier in der Pfanne langsam qualmend verbrannten.
„Vaflucht nochemol, heit isch werglich ned mei Daach. Es nägschdemol kochschd Du doi Grumbiere selwat und loscht mich mit dem Scheiß in Ruh. Ned nur dass ich mich de ganze Moje um dänne Kriminalfall kimmere muss, krien ich aach noch Uffdrääch, wo fier Männa völlich ungeeichnet sin, un krien jeda Scheißdrägg uffgehalst, während moi Fraa an dera Kass e ruhischi Kuuchel schiebt und die Oma, die ald Fregadd den Schloof des Gerächten schloofd. Ich wollt es hädd se bei dera wichdich Tätigkeit de Deiwel geholt!“
„Herbert! Vasündisch Dich ned! Ma winschd niemand de Dood, ned emol seiner Schwiamudda. Dass Du Dich ned schämschd.“ Sie begann zu weinen, ließ sich auf die Knie nieder, um schluchzend die Kartoffeln einzusammeln.
„Was isch do los?“, quäkte es in schrillem Diskant. Oma Otti stand in der Küchentür wie Napoleon auf dem Feldherrnhügel. Gewandet in ein Baumwoll-Nachthemd und ein Haarnetz, um die Wasserwelle zu schonen, ließ sie einen herrischen Blick über das vorgefundene Ensemble schweifen und stellte lautstark fest:
„Kamma eich ned emol finf Minudde allään lose? Die Grumbiere sin im Drägg, die Eier brenne grad aan und de Spinat hod mei nixnutzischa Tunichtgut vun Schwiasohn wahrscheins ganz vagess!“
„Doi Spinat suchschde, aldi Schabragg?“, brüllte Bickelmann in höchster Wut und fummelte an seinem Hosenstall herum. „Do haschdene!“ Mit triumphierendem Blick wurschtelte er den Spinat hervor und warf ihn der Oma vor die Füße. „Wissena was? Leggen mich mol all am Aasch!“ Mit diesem großartigen Abgang warf er die Tür hinter sich zu und verließ das Haus Richtung Hermersberger Eck.